yirmi | عشرين

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Ceylin drehte sich in ihrem Bett und zog ihre dünne Sommerdecke noch ein Stückchen weiter nach oben, bevor sie genervt ausatmete und die Augen wieder öffnete.

Seit ihre Mutter sie vor mehreren Stunden abgeholt und sie nach Hause gebracht hatte, lag das junge Mädchen durchgehend in ihrem eigenen Bett und drehte sich von einer Seite auf die andere, in der Hoffnung, dass würde sie etwas in den Schlaf wiegen, aber nichts schien gerade zu funktionieren.

Ein kurzer Blick auf ihr Handy verriet ihr, dass es bereits weit nach Mitternacht war, und das frustrierte Ceylin nur noch mehr, denn sie hatte das Gefühl, dass sie ihre Zeit verschwendete.

Morgen wollten ihre Mutter und sie gemeinsam zum Polizeipräsidium, damit sie eine Anzeige aufgeben konnte, und sie fragte sich, ob sie indirekt dadurch beeinflusst wurde und deshalb nicht schlafen konnte.

Die Polizei war bereits am Mittag zu ihr in das Krankenhaus gekommen, um sie zu befragen, und sie hatte alles erzählt, woran sie sich erinnern konnte, bevor sie sich wieder verabschiedeten und eine Telefonnummer zurück ließen, falls sie sich an weiteres erinnern sollte.

Seit sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, herrschte in ihr ein pures Gefühlschaos, weil sie einfach nicht mehr wusste, was genau sie denken sollte. Sie fühlte sich alleine gelassen, und das frustrierende Gefühl von Enttäuschung trieb sie in den Wahnsinn.

Ceylin wollte nicht so fühlen, aber sie konnte ihre Emotionen leider nicht steuern und wurde mit jeder verstreichen Sekunde immer mehr in ein tiefes Loch gezogen.

Über den Laufe des Tages hatte sie vor langeweile recherchiert, was genau Methylphenidat ist und hatte herausgefunden, dass es Kindern mit ADHS verschrieben wurde, aber das sorgte für noch mehr Fragen in ihrem Kopf.

Sie persönlich kannte niemanden, der mit dieser Krankheit diagnostiziert wurde, aber andererseits kannte sie niemanden aus ihrer Klasse auch genug, um das einzuschätzen.

Nachdem Jamal sich am vergangenen Morgen von ihr verabschiedet hatte, hatte er sich nicht mehr bei ihr gemeldet, und auch das machte sie ein wenig traurig. Einerseits fühlte sie sich lächerlich dafür, dass sie so dachte, denn immerhin war er ein selbstständiger Mensch, der noch eine Familie und sein eigenes Leben hatte, aber andererseits wünschte sie sich nichts sehnlicher, als seine Stimme zu hören.

Es würde ihr sogar reichen, wenn er einfach nur dasitzen und zuhören würde, während sie über die unnötigsten Sachen redet. Es würde ihr reichen, wenn er einfach nur da wäre.

Durch ihre weiße, dünne Gardine schien das Mondlicht direkt in ihr Gesicht, als sie wieder ihre Seite wechselte und langsam die Augen öffnete.

Mittlerweile hatte sie akzeptiert, dass sie die Nacht keinen Schlaf finden würde, und sie seufzte leise, während sie sich langsam aufsetzte und an die Wand hinter sich lehnte.

Ihr Magen hatte sich mittlerweile auch wieder sehr erholt und sie hatte sogar ein wenig zu Abend gegessen, bevor sie sich schlafen gelegt hatte, und auch ihre Kopfschmerzen hatten nachgelassen.

Sie fühlte sich nur ein kleines bisschen erschöpft, das war alles, aber sie hatte große Hoffnungen, dass auch das am kommenden Morgen vorbei sein würde. Ceylin schob ihre Decke zur Seite und trat auf den kalten Boden ihres Zimmers, bevor sie durch den Flur schlenderte und ins Badezimmer ging, um ihr Gesicht zu waschen.

Als sie wieder auf dem Weg zurück in ihr Zimmer war, sah sie, wie die Tür zu Deniz' Zimmer ein Spalt weit geöffnet wurde und einen Moment später ihr kleiner Bruder vor ihr im Flur stand.

Er rieb sich mit seinem Handrücken über die Augen und sah sie dann mit zusammengekniffenen Augen an, während sie sich mit einem sanften Lächeln vor ihn auf den Boden kniete und nach seinen Händen griff.

Tagelang Regentropfen | SkandalWhere stories live. Discover now