yirmiiki | إثنان وعشرون

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Auf dem Hof spielten einige Kinder und ihre Stimmen drangen gedämpft in ihr Zimmer hinein, aber unabhängig davon war es in ihrem Zimmer vollkommen still und fühlte sich gerade wie eine sichere Abgrenzung von der restlichen Welt an.

Sobald sie die Tür aufmachen und raus gehen würde, würde sie sich wieder in diesem permanenten Chaos wiederfinden, aber hier, zwischen ihren eigenen vier Wänden war, wo es vollkommen still war, konnte sie endlich ausatmen und auf ihr eigenes Herz hören.

Mit einer langsamen Bewegung stützte sie sich auf ihrem Bett ab und setzte sich leise auf, bevor sie sich gegen die Wand hinter sich lehnte und sich die Haare aus dem Gesicht strich. Jamal lag am anderen Rand vom Bett und schlief immer noch, und etwas an der Art, wie seine Brust sich regelmäßig hob und wieder senkte, lullte sie sie wieder in den Schlaf.

Wenn er schlief, wirkte sein Gesicht so friedlich und sorgenfrei, dass seine Ausstrahlung sie an die eines kleinen, unschuldigen Kindes erinnerte.

Ceylin streckte die Hand nach ihm aus und hielt sie Millimeter über seinem Gesicht, bevor sie mit einer empfindlichen Bewegung über seine Gesichtsstrukturen fuhr.

Seine rabenschwarzen Augenbrauen, sein hoher Nasenrücken, sein markantes Kiefer – Ceylin hatte zum ersten Mal die Gelegenheit, ihm so lange in sein Gesicht zu schauen, ohne das er ihren Blick bemerkte und sie somit in Verlegenheit brachte.

Hier, neben ihm, blieb ihre Welt stehen, wenn es auch nur für einen kurzen Moment war.

Letzte Nacht hatte Ceylin sehr lange nachgedacht. Ihr Schlaf war schon immer sehr lückenhaft, aber besonders letzte Nacht hatte sie große Schwierigkeiten damit, durchzuschlafen. Sie wachte in einem Stundentakt auf und drehte sich mehrmals in ihrem Bett von rechts nach links, aber sie wurde geplagt von ihren Gedanken.

Ceylin versuchte schon seit Tagen zu verstehen, was genau an Jamal so anders war, dass sie sich neben ihm so vertraut und sicher fühlte, aber sie wusste auf jeden Fall, dass dieses Gefühl mit jedem vergehenden Tag immer stärker wurde und sie es nicht mehr lange ignorieren konnte.

Ihre schlimmste Befürchtung wurde langsam zur Realität.

Sie konnte nicht mehr lange leugnen, dass sie Gefühle für Jamal hatte.

Einerseits fühlte sich es sich sehr gut an, ihrem Gefühlschaos endlich einen Namen geben zu können, aber andererseits nahm die Angst jeden einzelnen Muskel ihres Körpers ein und hielt sie davon ab, mit ihm darüber zu reden.

Ihre Mutter war genau in ihrem Alter, dass sie schwanger mit Ceylin wurde, und deshalb ohne jegliche Absicherung  von Zuhause weggelaufen war, und das junge Mädchen hatte Angst, dass sie die ebenfalls so dumme Dinge machen würde, wenn sie verliebt war.

Aber war Jamal wirklich so charakterlos wie ihr Vater? Das konnte sie sich nicht vorstellen.

"Das kitzelt."

Ceylin schreckte zusammen und zog sofort ihre Hand von seinem Gesicht zurück, bevor sie sich nach vorne beugte, um in sein Gesicht zu schauen. Jamal hatte seine Augen nur einen kleines bisschen geöffnet und schaute gerade aus an die Decke, während er seinen Arm hob, um mit seinem Unterarm seine Augen zu verdecken.

Seine Haare standen wirr in alle Richtungen ab und sie fragte sich, wie sich das wohl anfühlen mussten, wenn man mit der Hand dadurch fuhr.

Tagelang Regentropfen | SkandalWhere stories live. Discover now