11 - Hawaiian Holiday

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Es ist vollbracht. Obama Care ist durch den Senat und durch das Repräsentantenhaus. Die Krankenversicherung ist beschlossene Sache - und das für eine sehr lange Zeit.

Meine Checkliste mit den Dingen, die ich unbedingt noch erledigen will, solange ich in diesem Körper stecke, wird kürzer. Das ist einerseits gut, andererseits sehe ich dadurch auch, dass meine Zeit als 'Mr. President' langsam aber sicher abläuft.

Nicht schwach werden, Sebastian! Du willst raus hier, hinüber zu deinem Luxusbody; schon vergessen?

Ganz im Sinne eines guten Beispiels für mein Volk, begebe ich mich heute zum Gesundheitscheck. Meine Vertrauensärzte erwarten mich im Spital. Für einmal werde ich zu Fuß dorthin zu gehen. Richard und Ivanka haben mir davon abgeraten, doch ich werde es trotzdem tun.

Stelle ich mir ein wenig wie die Basler Fasnacht vor: der aufgeblasene Pappkopf geht vorneweg und zehntausend Menschen, in meinem Fall die Security, folgen ihm.

Aus dem Schrank nehme ich einen brandneuen Jogging-Anzug. Vermutlich hing der bisher nur zur Dekoration dort.

Ist wie beim Sofasport: Donald gerät bestimmt allein davon ins Schwitzen, wenn er den Trainingsanzug anblickt.

Sieht super aus; ich fühle mich gleich gesünder so. Jetzt noch eines dieser modischen Björn Borg Stirnbänder; voilà - der Vorzeigesportler mit der leuchtend orangen Föhnfrisur geht auf Wanderschaft.

Vor mir sichern rund dreißig Sicherheitsmänner die Straße ab. Dann ich, flotten Schrittes; neben mir Richard, keuchend und Ivanka kopfschüttelnd; hinter uns wieder dreißig Sicherheitsleute in schwarzen Anzügen.

Der Engadin Skimarathon ist ein lächerlicher Schulausflug dagegen.

Wir werden von der Presse und dem Fernsehen belagert; keuchende Männer mit Mikrofonen versuchen, mir irgendwelche Fragen zu stellen. Ich halte an, das Bild soll nicht verwackeln.

"Mr. President! Wieso sind Sie zu Fuß unterwegs?"

"Wir haben heute einen wichtigen Meilenstein in Sachen Volksgesundheit verabschiedet. Die obligatorische Krankenversicherung für alle Bürgerinnen und Bürger der USA ist Tatsache und wird allen Menschen in diesem Land dabei helfen, gesünder zu leben und im Notfall auf eine bezahlbare Krankenversorgung zählen zu können. Ich möchte mit meinem guten Beispiel vorangehen und beweisen, dass man auch im geschäftigen Alltag die Zeit für Bewegung findet."

"Es schien lange so, dass Sie gegen Obama-Care sind. Was hat Sie dazu bewogen, die Sache zu unterstützen?"

"Wenn wir unser Land voranbringen wollen, dann sollten wir damit aufhören, uns gegenseitig zu blockieren. Wenn mein Vorgänger eine gute Idee hatte, darf ich sie nicht bekämpfen, bloß weil sie von ihm stammt und eventuell von der anderen Partei unterstützt wird. Wahre Politik lebt vom Kompromiss, nicht von Blockade."

Ich danke dem Mann und marschiere weiter. Ivanka kommt mir angenehm nahe. Sie scheint noch nicht einmal zu schwitzen, während ich mir mit diesem Körper selbst in der flachen Landschaft gewaltig schwertue. "Dad, übertreibe es nicht. Deine politischen Freunde planen deinen Abgang. Sie unterstützen in den nächsten Wahlen den Gouverneur von Texas."

Gut! Sebastian, du bist ein Held! - Und das ohne Skript. Ha!

"Was? Diesen aufgeblasenen Gockel mit seinem idiotischen Cowboy-Hut?"

Sie lächelt mich an und nickt. "Genau den! Sie haben mich nicht über alles informiert, doch aus meinen guten Quellen habe ich erfahren, dass du fallengelassen werden sollst."

Wir erreichen das Spital; bereits am Eingang kann ich die Ärzte sehen. Das erinnert mich an die Ermordung Cäsars und ich hoffe schwer, sie planen nicht, mir von dem Mittel zu spritzen, das mich lange schlafen lässt. "Dr. Lang, Dr. Paulson; schön, dass Sie heute Zeit haben für meinen Gesundheitscheck."

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