7 - Borderline

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Das Frühstück nehmen wir gemeinsam ein. Melania hat heute Nacht neben mir geschlafen; friedlich und als ob es das Natürlichste auf der Welt sei.

Nie in meinem Leben werde ich jemandem erzählen können, mit der FLOTUS übernachtet, denn mehr war da nicht, zu haben.

Danach folgt die übliche Prozedur: Hubschrauber zum Flughafen, Umsteigen in die Air Force One; dämlich lächeln und winken vor dem Einsteigen.

Dieses Mal ist der Flieger deutlich besser besetzt. Im hinteren Teil steigen jede Menge Journalisten, Kamerateams und Politiker mit ein. Sie werden unsere PR-Tour begleiten und darüber berichten. Melania und ich setzen uns in die Lounge. Am schicken Holztisch sitzt bereits eine Blondine, umringt von Sicherheitspersonal.

Meine Tochter Ivanka. Oh mein Gott! Was habe ich noch gestern zu Melania gesagt? Da bewegt sich nichts? - Das war gelogen. Diese Frau haut mich um - und sie ist in meinem Alter! Mir wird heiß.

"Ivanka! Schön, konntest du es einrichten. Lass dich drücken." Mit diesen Worten gehe ich auf sie zu. Doch dann geschieht etwas, was ich als Sebastian bisher niemals erleben musste: Sie stoppt mich abwehrend.

"Geht's noch? Was soll das? Setz dich hin und schnall dich an. Ich bin deinetwegen hier, weil du mal wieder Mist gebaut hast." Danach begrüßt sie Melania; weit herzlicher als mich.

Hä? Was ist da soeben geschehen? Time-Out und Rewind, bitte! Das muss ich mir nochmals ansehen. Ich, Sebastian Bachofen, möchte eine Frau umarmen und sie weicht zurück? Das ist der traurigste Tag in meinem Leben. Und als reichte das noch nicht, lacht Melania mich aus.

Murrend setze ich mich an meinen Platz und lege den Sicherheitsgurt an. Vor uns liegen fast sechs Stunden Flug zur mexikanischen Grenze bei den Progreso Lakes in Texas. Unsere Autos seien schon dort, hat man uns versichert.

Als die Maschine Reisehöhe erreicht hat, ziehe ich mich mit der Entschuldigung, einen Haufen Arbeit zu haben, in das Büro des Präsidenten zurück. Ivanka folgt mir.

Eigentlich sollte ich erfreut darüber sein, aber nach der Begrüßung von eben bin ich mir da nicht so sicher.

Sie setzt sich auf einen der zwei Sessel vor den Schreibtisch, ich mich dahinter. Wir werden allein gelassen, Melania verzieht sich in die Suite.

"Mal ehrlich, Dad, was sollte das bei der Anhörung? Unsere Berater, zu denen ich auch gehöre, haben dir eine wirkungsvolle Rede geschrieben. Danach hast du mit deinen Antworten alles zunichte gemacht. Wir sind sauer auf dich. Einmal mehr hast du dich nicht an unsere Vorgabe gehalten."

Oh Gott, ich werde mich nie daran gewöhnen, dass diese Wahnsinnsfrau mich 'Dad' nennt. Mein Herz blutet.

"Ich bin kein Kind, Ivanka. Ich bin einer der mächtigsten Wirtschaftsbosse der Welt; ich weiß, wie man sich zur Wehr setzt, wenn es Gegenwind gibt."

Aus ihren wachen, wunderschönen grün-braunen Augen schaut sie mich prüfend an. "Dann wäre ich dir sehr dankbar, wenn du dich nicht dauernd wie eines benehmen würdest. Woher hattest du diese Antworten, wenn ich fragen darf?" Ihre Stimme wird sanfter.

Aus meinem Hirn, meine Liebe - Oh Gott, da erwacht noch anderes als das Hirn. Mir wird immer heißer.

"Das waren meine eigenen Worte; ich habe spontan reagiert", sage ich indessen etwas trotziger, als ich es geplant hatte.

Trotzblick aufsetzen, Mundwinkel nach unten ziehen. Vaterstärke markieren. Sie lacht!

"Na klar; deine eigenen Reaktionen! Come on! Hattest du vorher Beruhigungspillen genommen? Warst du auf Drogen? Ich halte dir seit deiner Wahl den Rücken frei. Ich begleite dich zu allen wichtigen Konferenzen und Events, wenn Melania mal wieder keine Lust hat. Es gibt Journalisten, die halten mich für die First Lady. Ich weiß genau, wie du denkst - und das waren niemals deine Gedanken."

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