2 - On Stage

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Schlafen ist etwas Schönes. Die kleinen Gizmos und Wichtelchen ordnen dein ganzes Leben; sie bringen alles wieder ins Lot. Du kannst erwachen, dich erheben und einen Tag lang Scheiße bauen - sie räumen hinter dir wieder auf.

Ich strecke mich und bemerke sofort, dass in dieser Nacht nichts aufgeräumt wurde. Ich stecke noch immer in diesem alten Körper fest. Wow. Der Arzt war auch schon hier und hat mir versichert, dass alles in Ordnung sei. Langsam muss ich mich mit dem Gedanken abfinden, von allen Menschen um mich herum als Donald Trump gehalten zu werden.

Nichts ist in Ordnung! Ich bin nicht einmal Amerikaner; und wenn doch, dann wäre ich im blauen Team. Demokrat mit Leib und Seele - apropos Seele; wo steckt seine eigentlich? Wenn ich in diesem Körper bin, dann muss Donalds Seele ebenfalls ein anderes Zuhause gefunden haben. Damit muss ich mich näher befassen. Ich werde heute stundenlang auf Google sein müssen.

Es klopft. "Mr. President? Ihr Frühstück." Wieder schwebt die Serviceangestellte ins Zimmer, begleitet von drei Blues-Brothers.

Ein Happen Musik wäre jetzt nicht schlecht. Ob ich das wohl darf?

"Vielen Dank, das ist sehr liebenswürdig von Ihnen." Ich setze mich an den reich gedeckten Tisch und die junge Frau schaut mich irritiert an; dann lächelt sie verlegen, sagt jedoch wie gestern kein Wort; knickst nur und verschwindet.

"Könnten Sie bitte das Radio anmachen? Ich möchte etwas Musik hören."

"Aber sicher. Wie fühlen Sie sich heute?"

Das willst du nicht wissen. Das ganz bestimmt nicht.

"Viel besser, vielen Dank. Ich habe hervorragend geschlafen. Schweden ist ein tolles Land."

Ha! Ich lache innerlich über meinen eigenen Witz - Wo doch die Amerikaner Schweiz und Schweden immer verwechseln. Langsam gefällt mir dieses Theater. Der eine Man in Black rollt gar mit den Augen - er hat verstanden.

"Sie meinen die Schweiz, Mr. President", erwähnt ein junger Schnösel der Security höflich.

"Sagte ich doch." Der Jüngling, der mich korrigiert hat, wird diskret nach draußen begleitet. Hoffentlich lassen sie ihn am Leben. Ich betrachte den Tisch.

Was nimmt ein Donald Trump zum Frühstück? Das wird hart; ich habe keine Ahnung von dem Typen.

Ich fülle eine kleine Schale mit den leckeren Früchten, die eine gute Küchenfee heute Morgen frisch aufgeschnitten hat. Das gummige Toastbrot lasse ich liegen, schnappe mir dafür eine Scheibe dieses verlockend duftenden Vollkornbrotes - es ist noch warm. Ein Glas fülle ich mit Fruchtsaft, eines mit Milch; und dazu gibt es schwarzen Kaffee.

Ich stelle fest, dass die Männer, welche mir beim Frühstück zusehen, sich zwischendurch irritiert anblicken. Wahrscheinlich habe ich falsch gewählt - aber ich bin nun mal nicht Donald; doch das weiß außer mir keiner.

"Hattet ihr schon Frühstück? Das hier reicht für alle - greift zu." Ich deute auf die Stühle am Tisch.

Die Männer zögern. Hinter mir spricht eine bekannte Stimme - der zu kurze Financier. "Das ist sehr zuvorkommend von Ihnen, doch das Personal hat bereits gefrühstückt."

Die armen Kerle hatten bestimmt weniger Auswahl.

"Was steht denn heute auf dem Programm, Bob?"

Keine Ahnung, ob er Bob heißt, aber er sieht wie einer aus.

"Richard, Sir." Er ist sichtlich verwirrt.

Ich auch; und wie! Kein Bob. War ja klar - aber nun kenne ich seinen Namen.

"Entschuldigung - ich bin wohl noch nicht voll wach. Also, was machen wir heute?"

Fake NewsWhere stories live. Discover now