3 - Air Force One

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In der offiziellen Pressemitteilung habe ich zu meiner Fußverletzung Stellung nehmen müssen, obwohl es keine solche gibt. Für die Presse trage ich nun einen schweren Stützschuh; die amerikanische Politik ist Showbiz!

Für den Fall, dass mich jemand auf den wenigen Metern vom Fahrstuhl bis zum Hubschrauber entdecken sollte; ein Paparazzo mit seinem Achthunderter-Zoom von einem dämlichen Balkon aus, mehr als einen Kilometer entfernt, zum Beispiel.

Alle meine tollen Fahrzeuge sind ohne mich zum Flughafen gefahren. Sie werden momentan bereits in eine gewaltige Frachtmaschine verladen, in das größte Flugzeug der Air Force. Ich aber fahre nicht mit dem Zug.

Obwohl das hier kein Problem wäre, es ist ja nicht die Deutsche Bahn, sondern zuerst die Rhätische und dann die Helvetische, oder so.

Ich darf in einem Hubschrauber mitfliegen. Das wird bestimmt super.

Vielleicht sollte ich über Zürich fragen, ob ich schnell bei mir in der Wohnung nach dem Rechten sehen darf?

Wir verschwinden sehr früh am Morgen; wieder werde ich von vielen Men in Black auf das Dach des Hotels geführt und zur Maschine begleitet.

Abgang, ohne die Rechnung zu bezahlen und ohne Möglichkeit, mich von der netten Serviceangestellten zu verabschieden. Wenn ich jemals meinen Körper wiederhabe, werde ich sie suchen.

Der Morgenflug von Davos über die verschneiten Berge ist fantastisch. Ich klebe an der Scheibe und bestaune mein Land, das unter mir vorübergleitet.

Wenn der Hubschrauber nicht so laut wäre, würde ich mich fühlen wir Peter Pan. Die Autobahn entlang des Walensees sieht wie eine rote und weiße Lichterkette aus, die in zwei verschiedene Richtungen blinkt. Dann Zürich! Meine Stadt! Unglaublich schön von hier oben!

Bitte landen - oder doch nicht? Den ganzen Müll, den unglaublichen Stress, die Feindseligkeiten - das alles sieht man von hier oben nicht.

Wir landen unmittelbar neben dem Jumbo-Jet des Präsidenten. Die Air Force One. Als kleiner Junge wollte ich sie immer im Modell haben.

Nun hast du sie, in Originalgröße, und du Depp willst sie nicht mehr. Aber fliegen will ich darin - und wie ich das will!

Ich muss tatsächlich auf dem Rollfeld aus dem Hubschrauber steigen und zu Fuß über eine sehr steile Treppe mit unglaublich hohen Trittstufen in meinen eigenen Flieger klettern. Mit diesem Körper ist das ein echtes Work-Out.

Wie früher die Touristen der Holzklasse, auf den Flughäfen der Feriendestinationen. Man sollte meinen, für zig Milliarden Dollar sollte auch eine Rolltreppe im Budget liegen. Was, wenn ich stolpere? Das wäre ein gefundenes Fressen für meine politischen Gegner!

Bevor ich einsteige, muss ich mich noch einmal umdrehen. Ich muss in die Menge winken und lächeln. Ich mache kurz einen Daumen-Hoch und grinse, dann steige ich ein.

Im Flugzeug werde ich freundlich empfangen. Wieder sehe ich vor allem Männer um mich herumwuseln. Frauen tragen Getränke herbei oder ziehen die Decken zurecht.

Der Präsident scheint ein veraltetes Rollenbild zu haben. Vielleicht kann ich da etwas ändern.

Meine Männer führen mich rechts rum, vorbei an der Krankenstation, wo ich meine beiden Ärzte sehen kann, denen ich kurz zuwinke. Wir gehen an den Treppen zum oberen Stock vorbei und gelangen zu einer Art Lounge, wo ich mich setzen darf. Die Maschinen dröhnen bereits, das Flugzeug bewegt sich.

Ich will unbedingt den ganzen Flieger anschauen. Da muss ich mir eine Ausrede überlegen. Das ist so aufregend.

Man macht mich darauf aufmerksam, dass ich mich anschnallen soll. Logisch. Spannend finde ich, dass man sich hier überall anschnallen kann, auch auf den bequemen Lounge-Sesseln, wo wir momentan sitzen. Es ist eine Art Konferenzraum mit einem langen Tisch und Sesseln rund herum.

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