13 - Butterflies

25 3 4
                                    

Der Frühling hat den Schnee in die hohen Bergregionen zurückgedrängt. Touristen bevölkern die Stadt und die Giftshops wie emsige Bienen auf der Suche nach Nektar. Laurie und Kevin sitzen am See unweit der Stadt, etwas weiter hinten im Tal. Sie genießen die wärmende Sonne und ein Picknick. Die vergangenen Wochen waren hektisch, Kevin hatte viele Fragen, die Laurie nur bedingt beantworten konnte. Sie selbst hatte nicht alle Antworten auf ihre Fragen erhalten.

Die dunkle Macht ist offenbar vorläufig vertrieben. Nie hat Laurie mehr diese kalte Energie verspürt. Die Rektorin an der Schule ist verschwunden. Sheriff Miles hat herausgefunden, dass sie Frau vor etwas mehr als einem Jahr in Chicago an einem Verkehrsunfall verstorben war. Offensichtlich wurde diese Identität verwendet, um als Rektorin an der Schule wirken zu können. Zielperson war ursprünglich Kate; doch die Böse Macht hatte es von Beginn an auf Laurie abgesehen. Suren war nur ein Werkzeug.

Ein Minivan rollt heran und parkt unweit von ihnen; eine Familie mit vier Kindern sprudelt aus dem Fahrzeug, nimmt das Seeufer in Beschlag. Decken werden ausgebreitet, Körbe aufgestellt. Die älteste Tochter richtet die Boombox ein was schreckliche Musik das Zwitschern der Vögel und das Flattern der Schmetterlinge übertönt. Laurie und Kevin verdrehen die Augen; sie steht auf und täuscht vor, auf die Toilette zu müssen. Er bleibt auf der Decke sitzen.

Die Familie hat den ruhigen Ort für sich in Anspruch genommen. Gleich neben der Familie sitzt Kevin, offenbar einfach ein Junge, allein auf einer Picknickdecke; er scheint die Wärme und den Ausblick zu genießen. Die älteste Tochter der Touristen neckt ihn und setzt sich keck in sein Blickfeld. Sie will sein Interesse wecken, der Familienausflug scheint perfekt zu sein. Doch auf einmal schreit ihre Mutter auf, das Mädchen schaut in ihre Richtung, erblickt den Wolf, der sich langsam, aber knurrend nähert.

Er kam aus dem Nichts, schlich sich leise aus dem Wald an. Vermutlich wurde er von den Sandwiches und den vielen Esswaren angelockt, welche die Familie ausgebreitet hat. Sie wissen nicht, dass man sein Essen in der Natur nicht offen herumliegen lassen sollte; für sie ist die Welt ein erweitertes Wohnzimmer, die Natur eine Unterhaltung, die man ein- und ausschalten kann. Der Wolf zeigt seine Zähne; knurrend fixiert er die Touristen, vor allem die älteste Tochter, welche noch immer in der Nähe von Kevin sitzt.

In Windeseile packt die verängstigte Familie ihre Sachen zusammen. Kinder werden angeschnallt, alle klettern den Van, der kurz darauf mit aufheulendem Motor davonbraust. Der Wolf hat sich unterdessen gemütlich neben den Jungen gelegt und lässt sich streicheln. Wenige Minuten nachdem das Auto verschwunden ist, liegt Laurie lachend neben Kevin, der ihr durch die Haare streicht. "Ich liebe es, Wolf zu sein!"

"Es hat durchaus seine Vorzüge, da gebe ich dir recht. Solche Touristen haben keinen Sinn für die Schönheiten der Natur. Sie beschweren sich, wenn es im Wald keinen Empfang für ihre Mobilgeräte gibt."

Laurie schmunzelt, dann wechselt sie das Thema. "Morgen müssen wir wieder zur Schule. Spring break ist vorbei. Ach, Kevin, meinst du, wir haben einmal eine normale Saison? Loupine ist unsere neue Rektorin - das klingt jetzt schon nach Ärger."

"Was heißt schon normal, Laurie? Das vorhin, mit den netten Leutchen, war auch nicht normal, oder? Ich meine - du hast sie vertrieben."

"Für mich war das ziemlich normal, doch. Touristen erschrecken ist immer noch besser als Touristen fressen. Und was heißt hier nett? Das Töchterchen hat dir wohl gefallen? Die hätte ich bestimmt gefressen."

Kevin lacht. "Ja, das bestimmt, meine eifersüchtige Freundin kennt da gar nichts! Oh, Mann, ich werde mich erst daran gewöhnen müssen. Bisher war das nur eine Möglichkeit. Loupine und deine Mutter waren die Wölfe, du nur so eine Art Verwandtschaft. Was meinst du - werden unsere Kinder einmal auch Wölfe sein?"

BlutjungWhere stories live. Discover now