10 - History

21 3 8
                                    

Als Claire, Loupine und Laurie nachhause kommen, ist Daniel bereits da. Er hat von dem Polizeieinsatz erfahren und ist umgehend hergefahren. Er erwartet sie im Wohnzimmer, am großen Esstisch, mit einer Kanne Tee und vier Tassen. "Da seid ihr ja. Man hat die Identität der Leiche in den Bergen: es ist definitiv Chance McFinley. Euer Musiklehrer ist der gesuchte Mörder, Laurie."

"Ich weiß, Dad, und er hat Chu. Sie werden ihn nicht finden. Er ist mit ihr verschwunden."

"So ein Mist; das gibt's doch nicht."

"Danny, es ist Zeit. Wir müssen reden. Familiengeschichte. Danke für den Tee." Claire küsst ihn. "Du bist ein guter Mann, warst du immer schon."

"Soll ich mich zurückziehen?"

"Nein, Danny, diesmal nicht. Es ist Zeit, alle Karten auf den Tisch zu legen."

Loupine schaut ihre Schwester an, Claire nickt. "Also gut. Unser Vater hat vor sehr langer Zeit die Frau und das Baby dieses Wolfes getötet. Er hat auch ihn verletzt, doch der Mann hat überlebt und ist zu einem der mächtigsten Wölfe auf diesem Planeten herangewachsen. Er heißt Suren Myagmar, war mal ein gewöhnlicher Ziegenbauer in der Mongolei, zur Zeit Dschingis-Khans. Vater hatte damals wohl einfach Hunger und wurde von den Ziegen angezogen. Als der Bauer ihn vertreiben wollte, tötete er die Familie."

"Das wissen wir alles. Wir wäre es mit den Informationen, die wir noch nicht haben." Daniel wird ungeduldig, Claire legt ihm eine Hand auf die seine.

"Seit diesem Tag macht Suren Jagd auf unsere Familie. Er hat jeden einzelnen Wolf aufgespürt und getötet. Wann genau er die Fähigkeit, sich in Opfer zu verwandeln, erlangt hat, wissen wir nicht. Wir vermuten, er hat einen Pakt mit Satan gemacht, der ihm zusätzliche Kräfte beschert hat."

"Kommt daher die Kälte, die ich spürte?" Laurie schaut ihre Mutter und ihre Tante an, die beide nicken.

"Ja", bestätigt Claire, "das ist richtig. Von daher kommt die Kälte. Es beunruhigt uns, dass du sie bei deiner neuen Rektorin gespürt hast, Laurie. Wir vermuten, er ist hier und hat Suren bewusst hergeführt."

"Aber warum? Ich meine, warum jetzt?"

"Das, meine Kleine, hat wohl mit deinem Alter zu tun. Daniel - was hast du in Area 51 alles gelesen? Raus damit." Loupine fixiert ihren Schwager mit eisblauen Augen. Er rutscht auf dem Stuhl hin und her, ihm ist sichtlich unwohl.

"Seid ihr sicher?"

"Ja, es ist in Ordnung, Schatz. Wir müssen es ihr sagen, und ich muss wissen, ob du es erfahren hast. Entschuldigen kann ich mich später und ich hoffe, du wirst es verstehen." Claire blickt traurig in die Runde, Loupine legt ihr den Arm um die Schulter.

"Laurie, du bist wohl nicht meine Tochter", sagt Daniel schließlich leise.

Laurie schießt hoch. "Was? wie bitte? Was sagst du da? Dad?" Sie hat Tränen in den Augen. "Und du wusstest das die ganze Zeit? Wir waren ein Team, schon vergessen?"

Danny nimmt sie in den Arm. "Nein, meine Kleine, ich wusste es nicht. Glaube mir, ich war ebenso geschockt, als ich die Dokumente im Archiv gelesen habe." Bei diesen Worten wirft er Claire einen vorwurfsvollen Blick zu.

"Es tut mir leid. Ich hatte selbst lange keine Gewissheit. Und deshalb habe ich nichts gesagt. Ich machte mir selbst etwas vor. Ich wollte daran glauben, dass wir eine normale Familie sind - nun ja, ihr wisst schon; so normal wie es Werwölfe halt sein können."

Laurie weint. "Aber wenn Dad nicht mein Vater ist, wer ist es dann?"

"Niemand", erklärt Loupine trocken. "Deine Mutter wurde schwanger, als sie in Gefangenschaft war. Wir glaubten alle, es war Daniel, weil er sich in sie verliebt hatte. Aber es war anders; nicht wahr, Claire?"

BlutjungWhere stories live. Discover now