30. Kapitel

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POV Colin

Alex hat nicht mehr mit mir gesprochen, seit ich ihm gesagt habe, dass ich nicht das Gleiche für ihn empfinde, wie er für mich. Ich kann ihn ja verstehen, mir geht es ja mit Noah nicht anders, aber trotzdem tut es weh, dass wir nichts mehr miteinander zutun haben.

Gerade sitze ich im Kurs hinter ihm und starre seinen Hinterkopf an, da dreht er sich zu mir um, als hätte er meinen Blick gespürt.

"Hey, ähm, hast du später Zeit?", fragt er, während er sich verlegen im Nacken kratzt. Damit habe ich jetzt nach einer Woche Funkstille nicht gerechnet, weshalb ich einige Sekunden brauche um auf seine Frage zu reagieren. Er kommt mir allerdings zuvor: "Ich will dich nicht wieder in eine unangenehme Situation bringen, ich würde nur gerne mit dir in Ruhe reden."

"Okay, ja ich hab' später Zeit. Willst du zu mir kommen?", frage ich schließlich und er nickt. Also gehen wir nach der Uni zu mir.

"Ich hab' das Gefühl, dass dich irgendwas belastet und ich möchte, dass du weißt, dass du mit mir reden kannst, wenn du das brauchst", fängt er ohne große Umschweife an, als wir es uns in meinem kleinen Wohnbereich auf dem Sofa gemütlich gemacht haben.

"Ich meine nicht die Situation letzte Woche. Ich denke, dass dich etwas anderes bedrückt, auch schon länger. Vielleicht hat es ja was mit dem Jungen zu tun in den du verliebt bist?"

Er scheint mich besser zu kennen als ich mich selbst. Ich hatte den Eindruck, dass ich vor anderen ganz gut verstecken kann, wie sehr mich die Situation mit Noah mitnimmt. Da habe ich mich wohl gewaltig getäuscht. Ungläubig sehe ich ihn einen Moment an, bis mir klar wird, dass ich ihm wirklich davon erzählen sollte. Er hat es mir angeboten, also wird es für ihn okay sein und ich glaube im Moment kann keiner meine Gedanken so gut verstehen wie er.

"Du hast Recht", sage ich schließlich. "Noah, so heißt er, hat mir mehr als einmal deutlich gemacht, dass er nichts von mir will. Ich konnte aber einfach nicht mit ihm abschließen, unter anderem deshalb habe ich auch dieses Praktikum hier angenommen. Ich habe gehofft ihn vergessen zu können, wenn wir uns eine Weile nicht mehr sehen..."

"...aber das ist bis jetzt nicht der Fall", vollendet Alex meinen Satz und ich nicke. "Bevor ich weg bin, haben wir uns gestritten und nicht mehr darüber gesprochen. Ich hab' mich nicht mal von ihm verabschiedet, aus Angst, dass ich dann doch nicht gehe. Seit dem schickt er mir immer wieder Nachrichten, die ich unbeantwortet lasse, die es aber definitiv nicht einfacher machen ihn zu vergessen."

"Was schreibt er denn?", fragt Alex nun interessiert nach. "Am Anfang nur kurze Nachrichten, dass er mich vermisst und ob ich das Internat zwischendurch besuchen komme, aber seit einer Weile schickt er mir regelmäßig Nachrichten über seinen Tag und was am Internat so los ist, so als wollte er, dass ich immer noch Teil davon bin. Es klingt vielleicht bescheuert, aber ich fange wieder an mir Hoffnung zu machen."

Alex sagt erst mal nichts, sieht mich nur mitfühlend an. "Shit, ich hab' gar nicht nachgedacht. Ist dir das zu viel, wenn ich so über jemand anderes spreche?", frage ich nun bestürzt. Sofort schüttelt er den Kopf. "Es ist okay, ich habe es dir ja angeboten. Um ehrlich zu sein, war es auch gar nicht so ein großer Schock, dass du mich abgewiesen hast. Ich kann gut damit leben, wenn wir weiterhin nur Freunde sind. Ich brauchte in der letzten Woche nur ein wenig Abstand um meine Gedanken zu sortieren." Er klingt aufrichtig und ehrlich als er mir das sagt, weshalb ich mich wieder etwas entspanne.

Währenddessen spricht er schon weiter: "Aber genug von mir. Ich denke du solltest ihm noch einmal schreiben, zumindest um diese komische Situation zwischen euch zu klären."

Ein paar Minuten vergehen, in denen ich über seine Worte nachdenke. Meine Befürchtung ist, dass ich mir automatisch wieder Hoffnung mache, wenn ich mit ihm schreibe und ich kann nicht noch mal von ihm verletzt werden. Aber Alex hat recht, wir müssen das klären, das hätten wir schon viel früher tun sollen. Also hole ich mein Handy hervor und überlege was ich ihm schreiben kann. Ich entscheide mich erst mal für ein knappes "Hey", mal schauen was er darauf antwortet.

||Nolin|| Ich brauch' dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt