23. Kapitel

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POV Noah

Geschockt stehe ich in unserem Zimmer, unfähig mich zu bewegen und starre auf die Stelle, an der bis eben noch Colin stand. Ich hatte keine Ahnung, dass er immer noch so starke Gefühle für mich hat. Ich dachte wir wären einfach wieder gute Freunde.

Aber wenn ich an die letzte Zeit zurück denke, macht es Sinn. Vor meinem inneren Auge sehe ich Colin, der immer wieder meinen Blicken ausweicht. Wie er immer darauf bedacht ist, genügend Abstand zwischen uns zu halten.

Bin ich wirklich so blind, dass ich es die ganze Zeit nicht bemerkt habe? Oder wollte ich es nicht sehen, weil ich froh war einfach Zeit mit ihm verbringen zu können? Ich hätte es wissen müssen, dass er immer noch so fühlt.

Doch die wichtigste Frage ist, was er mit seinen letzten Sätzen meinte, bevor er aus dem Raum gestürmt ist? Es hat sich so angehört, als wollte er das Internat verlassen. Hat er wirklich vor zu gehen?

Bei dem Gedanken daran steigt Verzweiflung in mir hoch und ich spüre, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet. Tränen bahnen sich ihren Weg nach außen und ich kann nicht verhindern, dass ich anfange zu schluchzen.

Ich kann ihn nicht verlieren. Ich brauche Colin. Er ist der einzige, der sich wirklich für mich interessiert. Und ich habe ihn verletzt, schon wieder.

Immer wieder verlassen mich Menschen, ich kann mich auf niemanden verlassen, nicht mal auf meine Eltern. Sie haben mich immer wieder im Stich gelassen, wenn ich sie am meisten gebraucht hätte. Immer war ihnen etwas anderes wichtiger als ich. Und auch wenn ich Colin keinen Vorwurf machen kann, dass er gehen möchte, bin ich verletzt.

Weinend sinke ich auf den Boden. Was bin ich für ein Mensch? Niemand hält es mit mir aus, nicht mal Colin.

Ich spüre wie immer mehr die Panik von mir Besitz ergreift und ich drohe zu ersticken. Ich muss raus hier, raus aus diesem Zimmer, in dem die Luft immer knapper zu werden scheint. Doch ich kann keine Kraft aufwenden, um aufzustehen. Ich kann mich nicht von der Stelle rühren, also lasse ich es schluchzend und zitternd über mich ergehen und hoffe, dass dieses Gefühl der Enge in meinem Brustkorb und meinem Hals bald wieder vorbei geht.

Es vergehen Sekunden, Minuten, vielleicht sogar eine Stunde, in der ich keine Kraft habe mich zu erheben und stattdessen auf dem Boden vor Colins Bett sitze. Irgendwann bin ich dazu übergegangen stumm in die Leere zu starren, während weiter Tränen über meine Wange laufen und schließlich von meinem Kinn tropfen.

Ich sollte lieber wieder alleine bleiben, ich kann es nicht mehr ertragen immer wieder Menschen die mir wichtig sind zu verlieren. Am besten verlasse ich mich nur noch auf mich selbst, so kann ich von niemandem mehr enttäuscht werden.

||Nolin|| Ich brauch' dichWhere stories live. Discover now