19. Kapitel

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POV Colin

Verwirrt bleibe ich in der Küche zurück und sehe Noah nach, der, wie angekündigt, Putzzeug holen geht. Dieser Blickkontakt eben, wow. Aber wieder hat er ihn unterbrochen und ist geflüchtet. Wieder eine deutliche Grenze seinerseits und trotzdem mache ich mir immer wieder Hoffnung. Warum sieht er mich überhaupt so lange an, wenn er doch nichts von mir will?

Als er wieder kommt, tut er so als wäre zwischen uns nichts passiert, wischt das Mehl auf und möchte anschließend weiter backen. Ich mache so gut es geht mit, aber meine Gedanken sind ganz wo anders.

"Wiegst du das Mehl ab? Ich sollte vielleicht nicht mehr mit der Tüte hantieren", fragt Noah, aber ich höre ihm nur halb zu, weil ich immer noch mit meinen Gedanken bei seinen Augen bin. Wie kann man nur so schön sein? Trotzdem nicke ich und gebe ein "Mhm" von mir, allerdings ohne mich von der Stelle zu bewegen.
"Hallo, Erde an Colin?", fragt Noah ein wenig belustigt. Schön, dass er darüber lachen kann... Allerdings schafft er es diesmal mich von meinen Gedanken loszureißen. "Ja, was?", frage ich, weil ich wirklich vergessen habe, was er gefragt hat. "Ich hab gefragt, ob du das Mehl abwiegen kannst? Ich fass' die Tüte heute nicht mehr an." "Äh ja klar, mach ich", stammele ich und setzte mich diesmal tatsächlich in Bewegung. Ich greife nach der Tüte und wiege die gewünschte Menge ab.

Schweigend mischen wir alle Zutaten zu einem Teig zusammen und lassen ihn dann eine Weile gehen. In der Zeit beschließen wir den Belag vorzubereiten.
"Werden wir uns einig, was auf die Pizza drauf soll oder macht jeder seine eigene Hälfte", fragt Noah in die Stille hinein. "Sofern du Pilze magst und keine Artischocken drauf machen möchtest, werden wir uns denke ich einig", gebe ich todernst zurück. Noah fängt an zu grinsen. "Ich liebe Pilze, wusste gar nicht, dass du das auch magst." "Hallo? Pilze und Käse ist das beste, was es auf Pizza gibt, natürlich mag ich Pilze!" "Gut, dann werden wir uns wohl einig", sagt Noah lächelnd. Sein Blick macht mich nervös und mein Herz beginnt schneller zu schlagen, doch diesmal bin ich derjenige, der zuerst weg sieht. Ich kann mir das nicht immer und immer wieder antun.

Wir beginnen also den Teig auf dem Blech auszurollen, geben Tomatensauce darauf und fangen an die eben geschnittenen Pilze auf der Pizza zu verteilen. Als wir gleichzeitig nach den Pilzen greifen, berühren sich unsere Finger kurz und es fühlt sich an wie ein Stromschlag, der durch meinen ganzen Körper zieht. Ich ziehe meine Hand schnell weg und verbiete mir in Noahs Richtung zu sehen.

Zum Schluss kommt noch Käse drüber. "Mach nicht zu wenig", meint Noah. Ich sehe ihn mit einem fragenden Blick an. "Denkst du ich bin Anfänger?" "Nein, nein, ich bin mir sicher du kannst das", gibt Noah zurück und lacht, wodurch seine Worte jede Glaubwürdigkeit verlieren. Ich funkele ihn böse an und unterdrücke den Drang in auf den Oberarm zu boxen. "Sei lieber froh, dass ich dir beim Backen geholfen habe, sonst müsstest du jetzt verhungern", sage ich gespielt beleidigt und fange an zu grinsen. Noah verdreht erst seine Augen, doch dann muss auch er lächeln.

Während die Pizza im Ofen ist, setzen wir uns an den Tisch und wieder einmal vermeide ich es ihn anzusehen. Seine Augen haben irgendwas an sich, dass mich nicht mehr weg sehen lässt, sobald ich sie einmal angesehen habe. Es würde also wieder nur zu einer peinlichen Situation kommen.

"Was ist das jetzt eigentlich zwischen Annika und Joel?", fragt Noah neugierig und ich bin dankbar über die Ablenkung. "Ich denke sie sind jetzt zusammen. Ich hab' aber heute auch noch nicht mit ihm gesprochen, er war schon aus dem Zimmer als ich aufgewacht bin."
"Schon irgendwie süß die beiden", meint der blonde Junge mir gegenüber. Ja, wir wären auch süß. Diesen Gedanken kann ich mir nicht verkneifen, zum Glück habe ich es nicht auch noch laut ausgesprochen. Ich habe wohl einen leichten Drang dazu mich selbst mit meinen Gedanken zu foltern...

||Nolin|| Ich brauch' dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt