13. Kapitel

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POV Colin

Ich grübele jetzt schon ein paar Tage, wie ich Joel am besten auf seine Gefühle Annika gegenüber ansprechen kann. Der Brillenträger ist sehr verschlossen, was seine Gefühle angeht und auch wenn wir uns ganz gut verstehen, wird er mir nicht einfach erzählen, was in ihm vorgeht. Eigentlich geht es mich ja auch überhaupt nichts an. Warum muss ich mich denn immer in solche merkwürdigen Situationen bringen?

Ich liege im Schulgarten auf der Hängematte und schaue in den Himmel. Heute ist es etwas bewölkt und auch nicht mehr so warm, langsam merkt man doch, dass bald Herbst ist.

Zwischen zwei Wolken zieht ein Flugzeug seine Bahnen. Einfach wegfliegen und den ganzen Stress hier lassen, das wär's. Wenn ich doch wenigstens mal meine Gedanken pausieren könnte.

Wie es mit Noah weitergehen soll, weiß ich auch immer noch nicht. Ich versuche meine Gefühle ihm gegenüber mehr schlecht, als recht zu verstecken um einfach nur in seiner Nähe sein zu können. Aber jede einzelne Situation tut weh, weil ich mir immer noch so viel mehr wünsche. Warum werden die Gefühle nicht weniger? Ich weiß doch, dass ich mir keine Hoffnung mehr machen muss. Aber der Wunsch ihn als meinen Freund bezeichnen zu dürfen ist immer noch viel zu groß.

Ich habe keine Ahnung, wie es ihm mit der aktuellen Situation geht. Auch er schweigt seine Gedanken und Gefühle tot. Ich weiß aber, dass wir das nicht ewig so weiter machen können, ich dreh' ja jetzt schon völlig durch mit der Situation. Trotzdem kann ich ihn nicht noch einmal darauf ansprechen. Ich kann nicht riskieren noch eine Abfuhr zu bekommen.

Ich bin so in Gedanken, dass ich gar nicht merke, wie jemand näher kommt. Erst als ich ein recht lautes "Nicht erschrecken!" höre, bekomme ich es mit. Natürlich erschrecke ich mich total und zwar so sehr, dass ich das Gleichgewicht verliere und aus der Hängematte falle. Zum Glück kann ich mich noch rechtzeitig mit meinen Arm abstützen, bevor ich komplett auf den Boden falle.

"Scheiße, sorry. Hast du dir weh getan?", fragt nun Noahs Stimme besorgt. Er war also derjenige, der mich erschreckt hat. "Nein, geht schon", antworte ich. Er hält mir seine Hand hin und ich lasse mich von ihm hoch ziehen. Dabei schaue ich überall hin, außer in sein Gesicht. Dann setzen wir uns nebeneinander in die Hängematte. Ich spüre ein kribbeln in meiner Schulter, an der Stelle, an der wir uns berühren. Erst dann wird mir bewusst wie nah wir aneinander sitzen. Wieder beginnt mein Herz schneller zu schlagen.

"Hast du mich nicht kommen hören?", will Noah wissen. "Nein, sorry, ich war so in Gedanken", gebe ich verlegen von mir. "Irgendwie bist du das momentan ständig", stellt Noah fest. Seine Stimme ist leise, sodass ich Mühe habe ihn zu verstehen. Dabei klingt er Mitfühlend, als würde er ahnen, dass er der Auslöser dafür ist.

Um von der Situation abzulenken, erzähle ich ihm von Nesrins Plan: "Nesrin will Annika mit Joel verkuppeln und ich soll herausfinden, ob er auf sie steht. Ich hab keine Ahnung, wie ich das machen soll. Darüber denk' ich jetzt schon seit Tagen nach." Der Blonde schaut mich überrascht an. "Steht Annika denn auf ihn?" "Scheinbar schon." Ich zucke mit den Schultern. "Hmm, ich weiß jetzt auch nicht, wie wir diese Information aus ihm raus bekommen", überlegt Noah, "aber eher du als ich." Na toll, für einen kurzen Moment hatte ich Hoffnung, dass er mir helfen würde, da hab' ich mich wohl zu früh gefreut.

"Warst du deswegen auch letztens im Wald so in Gedanken?", fragt Noah nun neugierig nach. "Ja, kurz vorher war Nesrin bei mir und hat mir von ihrem Plan berichtet. Ich hatte gehofft ein bisschen den Kopf frei zu bekommen. Hat leider nicht ganz so gut funktioniert." "Hmm, echt blöde Situation", stimmt er mir zu. Wir sitzen noch eine Weile da und überlegen wie ich am besten mit Joel spreche. Auch wenn es nicht das beste Thema ist, genieße ich es mit ihm hier zu sitzen und seiner Stimme zuzuhören.

||Nolin|| Ich brauch' dichWhere stories live. Discover now