Freakin' Bad | Changin ff

Four

Nachdem es geklingelt hatte, gingen wir in Richtung Musikraum. Changbin wollte meine Hand immernoch nicht loslassen und das war nicht gerade förderlich für die ganzen Blicke, die wir auf uns zogen. Mir war das Ganze Angestarre und Getuschel der anderen etwas unangenehm, denn ich wollte unter keinen Umständen, dass irgendwelche Gerüchte erntstehen.

Mit einem Mädchen wäre es noch irgendwie aushaltbar, aber Changbin war nun mal ein Junge und ich will mir nicht vorstellen, was meine Eltern dazu sagen würden, wenn sie das mitbekommen würden. Trotzdem muss ich gestehen, dass mir der plötzliche Körperkontakt auch gefiel, denn er löste ein wohliges Gefühl in mir aus.

,,Du wirst Herr Min lieben. Er macht voll coolen Unterricht'', versicherte ich Changbin, um mich etwas abzulenken und wenig später kam unser Lehrer schon. Mir fiel sein schwarzes Haar auf, welches in den Sommerferien echt gewachsen war. Nun ging es ihm bis zum Kiefer.

Yeji und Lia sahen ihn ebenfalls gebannt an, doch so wie ich sie kannte nicht wegen seiner neuen Frisur. Das Detail, das er aus dem Kunstraum kam, schien sie viel mehr zu interessieren und brachte sie zum Spekulieren, ob er nun wirklich mit Herr Hwang, unserem Kunstlehrer zusammen war oder nicht. Seitdem die beiden ein von Herr Hwang gemaltes Portrait von unserem Musiklehrer gesehen hatten, hatten Yeji und Lia eine ganze Shipbewegung in unserer Klasse losgetreten.

Er schloss den Raum auf und wir betraten den Musikraum. Ich mochte es hier, nicht nur, dass ich in diesem Klassenzimmer immer Klavier übte, wobei mir Herr Min manchmal über die Schulter schaute und mich dann verbesserte, sondern hatte der Raum eine beruhigende Ausstrahlung, was vielleicht aber auch an Herr Mins Unterricht liegen könnte.

Ich zog den Älteren zu meinem üblichen Platz und glücklicherweise saß bisher niemand auf der rechten Seite, sodass ich nun mit Felix, Seungmin und auch Changbin an einer Tischreihe sitzen konnte. ,,Du bist Changbin, oder?'', fragte er meinen Nachbar zu meiner Rechten, nachdem er alle Schüler begrüßt hatte und dieser nickte. Wirklich viel hatte er bis jetzt nicht in der Klasse geredet, nur, wenn wir alleine waren, machte er öfters seinen Mund auf.

,,Ich bin Herr Min und unterrichte Musik, gebe aber auch außerhalb der Schulzeiten Gesangs und Instrumentenunterricht'', stellte er sich vor, ehe er mit dem Richtigen Unterricht begann. ,,Wie ich auch schon vor den Ferien angekündigt hatte, beschäftigen wir uns in den nächsten Stunden mit Musicals'', redete er weiter. Changbin griff unter der Tischplatte wieder nach meinen Fingern und zog mich noch ein Stück näher an ihn. Ich war immernoch überrascht, dass er plötzlich so touchy unterwegs war, aber mir sollte es recht sein. Ich schmiegte mich an ihn und lauschte unserem Lehrer, während Changbin einen Arm um mich legte. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen.

Die Stunde ging leider viel zu schnell zu Ende und ich stellte Changbin in dieser auch endlich mal vernünftig die ganze Klasse vor. Den Rest der Zeit schrieb ich braf mit und trug oft etwas zum Unterricht bei. Immerhin musste ich meine guten Noten halten, sonst würde mich mein Vater einen Kopf kürzer machen. Wenig später klingelte es zur Pause.

,,Eigentlich verbringe ich diese Pause sonst immer alleine, allerdings kannst du auch gerne mitkommen, wenn du willst'', sagte der Ältere, als wir gemeinsam den Musikraum verließen. ,,Ja klar, gerne'', antwortete ich und Changbin nahm meine Hand, zog mich von den anderen weg, allerdings wurde ich von Seungmin festgehalten.

,,Sonst machen wir doch immer was zusammen'', raunte er mir leise zu, sodass es Changbin nicht hören konnte. ,,Sorry Minnie, ich mache morgen was mit dir, okay?'' Der Ältere nickte nur widerwillig und ich lächelte ihm noch einmal zu, ehe Changbin mich weiter den Gang entlang führte.

,,Wo gehen wir eigentlich hin?'', fragte ich. ,,Wirst du gleich sehen'', gab er mir eine ziemlich unzufriedenstellende Antwort. Irgendwann blieben wir dann vor einer Tür stehen. ,,Ist das nicht der Raum vom Hausmeister?'', fragte ich und der Schwarzhaarige gab einen zustimmenden Laut von sich. ,,Dürfen wir dann überhaupt hier rein?", stellte ich unsicher eine weitere Frage. Nicht, dass wir am Ende erwischt werden und dann gibt die Schule meinen Eltern Bescheid und dann bin ich geliefert-

,,Jup, hab sogar nen Schlüssel", antwortete er und brachte mich somit aus meinen Gedanken. Er schloss auf und betrat die Abstellkammer. ,,Aber... wie hast du?", stammelte ich verblüfft und folgte ihm. ,,Das ist der Ersatzschlüssel aus dem Sekreteriat, der wird eh nie benutzt und Herr Goo, der Hausmeister knutscht in den Pausen sowieso immer mit Herrn Kim rum." ,,Meinst du etwa Kim Jungsu, unseren Politiklehrer?!", fragte ich entsetzt und der Ältere nickte grinsend.

,,Bin einmal an einem Raum vorbeigelaufen und dann waren die beiden da auf seinem Schreibtisch." Er verzog angeekelt das Gesicht. ,,Okay, das sind definitiv viel zu viele Informationen, das wollte ich alles gar nicht wissen", sagte ich und hielt ihm den Mund zu, damit er ja nicht weiterredet. Wie werde ich jemals wieder normal im Politikunterricht sitzen können?

,,Ist ja auch egal. Komm." Er schmiss seinen Rucksack in eine Ecke und ließ sich dann auf dem Boden nieder, ich tat es ihm gleich. ,,Und was machst du hier so?", fragte ich nun, während er mich wieder an sich zog. ,,Nachdenken, Songs schreiben, Musik hören. Hier ist man ungestört und niemanden kann einen nerven", erzählte er. ,,Störe ich denn dann nicht dabei?" Er schüttelte entschieden den Kopf und kramte in seinem Rucksack herum, ehe er Stift und einen Block herausholte.

,,Muss ich dich irgendwie unterhalten oder ist es in Ordnung, wenn ich an meinen Songs weiterschreibe?" Ich schüttelte den Kopf und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Leicht dösend sah ich dem Älteren dabei zu wie er vor sich hin krizelte und war kurz davor einzuschlafen. Doch bevor das wirklich geschehen konnte, klingelte es schon wieder.

,,Jeongin, nich einschlafen." Ich murrte nur, doch bekam mich der Schwarzhaarige dazu, auszustehen. Er schnappte unsere Taschen und zerrte mich aus dem Raum, ehe er diesen abschloss und wir uns zu dem nächsten Raum begaben. Die letzte Stunde hatten wir mit Herrn Kim, super, dass wir nun ausgerechnet Politik haben. Trotz meines ungewollten Wissens über den Beziehungsstatus unseres Lehrers machte ich wie immer gut mit und die Stunde ging schneller vorbei als gedacht.

Vor der Schule musste ich mich von Changbin verabschieden. ,,Tschüß, wir sehen uns morgen", meinte ich und lächelte ihn an. ,,Bye Innie", meinte dieser und ich war erst kurz über den neuen Spitznamen verdutzt, ehe ich ihn umarmte. Der Ältere erwiederte diese zögerlich und eine Wärme breitete sich in meinem Körper aus. Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich auf der Schulter angetippt werde. Ich fuhr herum und erkannte meinen besten Freund.

,,Genug angegaye für heute. Jackson wartet schon", meinte er und meine Wangen erhitzten sich schlagartig. Ich winkte ihm noch einmal zu und ging dann mit Seungmin zum Auto. ,,Also ihr solltet euch echt etwas zusammenreißen, wenn nicht die ganze Schule denken soll, dass ihr zusammen seid", sagte der Ältere, als wir außer Reichweite waren. ,,Das ist eh schon zu spät", murmelte ich in der Hoffnung, dass er es nicht gehört hatte.

,,Jeongin, sag mir eines...", fing er an zu sprechen. ,,Stehst du auf ihn?" Ich überlegte kurz, ehe ich eine Antwort gab. ,,Glaub nicht, also klar ist er nett, aber er ist in erster Linie ein Freund für mich."

Ob ich damit wirklich richtig lag?