8 - Mitternachtsgefühle

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Lucifer hat Recht, denn mit ihm an meiner Seite macht es mir unglaublich viel Spaß, das Tanzbein zu schwingen. Wir lassen uns von dem Takt der Musik treiben und lachen viel. Manchmal tanzen wir eng umschlungen miteinander und manchmal zappeln wir einfach nur wild herum; als hätten wir in eine Steckdose gefasst.

Es ist schön, dass wir uns auch ohne Worte so gut verstehen und die Zeit genießen.

Kurz vor Mitternacht müssen wir die Tanzfläche notgedrungen verlassen, denn eine spektakuläre Feuershow startet auf dem Innenhof der Schlossruine. Die züngelnden Flammen wirbeln gefährlich durch die Luft und formen sich zu verschiedenen Mustern. Ganz am Ende schießt sogar ein gigantischer Feuerstrahl in Richtung Himmel hinauf, der von mehreren glitzernden Raketen begleitet wird.

„Wow!", entfährt es mir leise. Dieser Moment ist magisch und besonders. Eine Erinnerung für die Ewigkeit.

Ich lehne mich mit meinem Rücken an Lucifers trainierten Brust an und fühle mich in seinen Armen, die sich locker um meinen Bauch schlingen, sicher und behütet. Mein Blick ist nach oben gerichtet und verfolgt das faszinierende Farbspiel am dunklen Nachthimmel.

„Wünsch dir was, Hails!", wispert mir Lucifer leise ins Ohr.

Langsam drehe ich mich zu ihm um und schaue ihm tief in die blauen Saphiraugen. „Man darf sich doch nur bei Sternschnuppen etwas wünschen", belehre ich ihn mit meiner besten Kinderstimme.

„Ach was." Lucifer macht eine wegwerfende Handbewegung und zwinkert mir zu. „Feuerwerke sind mindestens genauso besonders. Außerdem herrschen in der Hölle andere Regeln."

Ich belasse es bei dieser Aussage und richte meine Aufmerksamkeit zurück auf die zischenden Raketen, die in bunte Farben zerplatzen und den finsteren Horizont zum Leuchten bringen.

Meinen Wunsch spare ich mir allerdings lieber für eine Sternschnuppe auf. Sicher ist sicher!

Nachdem auch der letzte Sternenregen am Himmelszelt verblasst ist, wird Lucifer von Declan und Maverick in Beschlag genommen. Ich habe keine Ahnung, wo sie den alten, zerflederten Fußball aufgegabelt haben, doch sie entfernen sich ein paar Meter von der Hochzeitsgesellschaft und kicken sich gegenseitig den Ball zu.

Da meine High Heels nicht das optimale Schuhwerk fürs Fußballspielen sind und ich sowieso furchtbar untalentiert in diesem Sport bin, setze ich mich an einen Tisch und beobachte die vielen Gäste auf der Tanzfläche.

Auch wenn es spannend ist, sich zu den einzelnen Menschen Geschichten auszudenken, werde ich irgendwann müde und bette mein Gesicht auf meinen verschränkten Armen.

Gegen eine kurze Pause für meine Augen hat ja sicherlich niemand etwas einzuwenden, oder?

***

„Hailee?" Ein sanftes Rütteln an meinen Schultern reißt mich aus dem Schlaf. Ich blinzele ein paar Mal verwirrt und schaue mich orientierungslos um, bis ich das vertraute Gesicht von Lucifer erkenne. Danach nehme ich auch die leise Hintergrundmusik, die festlich geschmückte Schlossruine und die feiernden Hochzeitsgäste wahr.

Oh man. Bin ich wirklich am Tisch eingeschlafen? Hoffentlich hat Juliet das nicht mitbekommen, sonst wars das mit unserem akzeptablen Verhältnis.

„Ich habe meinem Chauffeure bescheid gegeben, dass er uns abholen soll", lenkt Lucifer meine Aufmerksamkeit zurück auf sich. „Er müsste in etwa fünf Minuten da sein."

„Okay." Ich nicke. Dann füge ich mit einem erschöpften Lächeln hinzu: „Danke."

„Nicht dafür!"

Lucifer streckt mir seine Hand entgegen und hilft mir beim Aufstehen. Als er die feine Gänsehaut auf meinen Armen entdeckt, zieht er sich sofort sein Jackett aus und legt es mir über die Schultern.

Bis dass Lucifer uns scheidetWhere stories live. Discover now