6 - Jungs unter sich

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Die Hochzeitszeremonie ist wunderschön. Sie wird von einem Pastor geleitet, der inspirierende Worte findet und der Liebe von Juliet und Greg auf besondere Art und Weise Ausdruck verleiht.

Auch die Gelübde sind emotional und brennen sich wie ein Feuer unter meine Haut. Ich spüre mit jeder einzelnen Faser meines Körpers, wie viel Hingabe und Leidenschaft Juliet und Greg für ihre Worte investiert haben.

Der Höhepunkt der Trauung ist nach einer guten halben Stunde erreicht, als das Paar ihre Ringe miteinander tauscht. Als ein Symbol ihrer unendlichen Verbundenheit und Treue zueinander.

„Gemäß den Gesetzen und Traditionen, die uns leiten, ernenne ich Sie hiermit zu Mann und Frau!", verkündet der Pastor feierlich. „Sie dürfen die Braut jetzt küssen!"

Lauter Applaus und Jubelrufe erfüllen die Kirche. Während Juliet und Greg ihr Glück mit einem Kuss besiegeln, muss ich gegen meine aufsteigenden Tränen ankämpfen.

Obwohl meine Schwester und ich kein sonderlich gutes Verhältnis zueinander haben, freue ich mich unglaublich für sie. Es erwärmt mein Herz, sie so strahlend und losgelöst zu sehen. Sie und Greg haben diesen besonderen Moment verdient!

Nach der Zeremonie, die mehr als nur eine Träne meinerseits gefordert hat, versammeln wir uns alle draußen vor der Kirche, um das Hochzeitspaar mit einem Regen aus Rosenblättern in ihre gemeinsame Zukunft zu entlassen. Ganz märchenhaft, so wie es sich Juliet seit ihrer Kindheit gewünscht hat, steigen sie in eine Kutsche, die mit rosafarbenen Blumen geschmückt ist, und fahren davon.

„Wow", raune ich überwältigt, sobald die Kutsche als winziger Punkt in der Ferne verschwunden ist.

Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung, wie emotional so eine Hochzeit sein kann. Ich bin überfordert und weiß nicht so recht, wie ich all die Eindrücke und Wahrnehmungen verarbeiten soll.

Das scheint auch Lucifer zu bemerken, denn er fragt mich leise: „Ist alles in Ordnung, Hailee?" Sein Blick ist besorgt.

„J-Ja", krächze ich, um ihn zu beruhigen.

„Okay." Er nickt. Dann macht er einen Schritt auf mich zu und wischt mir vorsichtig die getrockneten Tränenspuren von den Wangen. Seine Berührungen sind so sanft und liebevoll, dass sich eine prickelnde Gänsehaut auf meiner Wirbelsäule abzeichnet.

Automatisch suche ich Lucifers Blick und lasse mich von seinen saphirblauen Augen in Gefangenschaft nehmen.

Ob ich jemals so viel Glück wie Juliet haben und einen perfekten Partner finden werde? Jemanden, der mich so liebt, wie ich bin?

„Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie hübsch du aussiehst, Hails?" Lucifer lächelt mich an und streicht mir zärtlich eine cremefarbene Locke hinter das Ohr.

Kurz bleibt die Zeit stehen, bis plötzlich ein lauter Schrei ertönt und ich erschrocken herumwirbele.

„Hailee!" Mein kleiner Bruder Finn kommt mit ausgebreiteten Armen zu mir gerannt. Ein kleines Mädchen mit goldenen Engelslocken und babyblauen Iriden folgt ihm. Vermutlich ist das seine Schulfreundin, die Juliet vor zwei Wochen bei unserem Hochzeitsdate-Gespräch erwähnt hat.

„Hey, Zwerg!" Ich wuschele meinem Bruder durch die Haare. Wohlwissend, dass er das überhaupt nicht mag.

„Lass das!", beschwert er sich auch sogleich. „Das ist voll uncool!" Er verdreht einmal seine Augen, bevor sein Blick zu Lucifer weiterwandert und sich seine Pupillen mit Überraschung und Faszination füllen. „Du siehst ja tausendmal besser aus als dieser Langweiler Tyler!"

Was?! Ich bin so perplex, dass mir die Worte im Hals steckenbleiben.

Lucifer reagiert allerdings total gelassen, indem er Finn seine Hand entgegenstreckt, sodass dieser zu einem High Five einschlagen kann.

Bis dass Lucifer uns scheidetWhere stories live. Discover now