Self-Care Sunday!

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Wenn ich Etwas in den letzten Wochen gelernt hatte, dann, dass man sich selbst an die erste Stelle setzen musste. Sicher, das funktionierte nicht immer, aber eine Sache konnte man immer am Tag machen, die man für sich tat. Sport. Meditation, Journaling. Ja, ich klang mittlerweile schon wie einer dieser Self-Care-Youtuber, vielleicht hatten sie mich irgendwie doch beeinflusst, aber es stimmte wirklich. Ich war jetzt viel ausgeglichener und ja, ich hatte auch mehr Geduld. Ich rastete zumindest nicht mehr wegen der kleinsten Kleinigkeit aus. War ja auch schonmal was, oder?

Was ich irgendwann für mich entdeckt hatte, waren Self-Care-Sundays. Ein ganzer Tag, zu meiner freien Verfügung. Am Anfang verabredete ich mich noch an diesem Tag, irgendwann aber nicht mehr. Ich verwendete diese Zeit nur für mich. Ich tat, wozu ich unter der Woche oftmals keine Zeit hatte. Lesen, Schreiben, Tanzen, Sport, Malen, Videospiele. Einfach nur den Tag genießen. Das beruhigte mich ungemein und bereitete mich auf die nächste Woche vor. Momentan war ja noch Sommer, ich hatte mir aber fest vorgenommen, diese Tradition des Self-Care Sundays auch während meines neuen Semesters durchzuziehen. Ich erhoffte mir dadurch, nicht wieder komplett auszubrennen. Das war mir bisher noch immer passiert. Inklusive schlechter Ernährung, mangelnder Bewegung und Schlafstörung. Auch nicht gerade die richtigen Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Semester oder Lernsessions.

In letzter Zeit war mir aber noch was aufgefallen: mir kam es so vor, als ob ich mittlerweile mehr an mich glaubte. Dass ich dieses Studium schaffen würde. Die neuen Praktika. Prüfungen. Dass ich all das schaffen konnte, um am Ende eine verdammte Ärztin zu sein. In den letzten Jahren war mir das alles viel zu surreal vorgekommen. Ich und eine Ärztin. Niemals. Dabei studierte ich schon im 5. Jahr und hatte eigentlich gar nicht mehr so viel vor mir. Dennoch: zu viele Menschen hatten mir seit frühester Kindheit eingetrichtert, dass ich nicht das Zeug dazu hatte. Weder, eine gute Schülerin zu sein, noch sportlich oder sonst wie begabt zu sein. Das hatte ziemlich an meinem Selbstvertrauen genagt, auch wenn ich viele dieser Menschen bereits eines Besseren belehren konnte. Ich hatte kein Vertrauen zu mir selbst und zweifelte jedes Mal daran, ob ich eine Sache nun schaffen konnte oder nicht.

Deswegen hatte ich mir Etwas einfallen lassen: jeden Tag stellte ich mir selbst eine kleine Aufgabe. Das könnte ein bisschen Schreiben, mein Sport oder Etwas Lesen sein. Eine Tätigkeit, die innerhalb von maximal 30 Minuten zu erledigen war. Ich nannte das Ganze „Promise to myself" ... Versprechen an mich selbst. Wenn schon sonst viele Menschen in meinem Leben mit falschen Versprechungen um sich schmissen, ich würde meine Versprechen halten. Immer. Und mit jedem Promise, das ich mir selbst gab, stieg mein Selbstvertrauen an und ich wurde mutiger. Traute mir selbst mehr zu. Und irgendwann, irgendwann war ich hier gelandet: in meinem Sommerpraktikum, bereit, sogar alleine ins Fitnesstudio zu gehen und sämtliche Ziele zu verfolgen, die ich mir in den Kopf gesetzt hatte. Mögen sie noch so surreal sein. Ich hatte den Glauben daran, dass sie wahr wurden. Irgendwie, zur genau richtigen Zeit.

Apropos Fitness-Studio: nachdem mein größtes Interesse immer noch der Orthopädie, aber vor allem der Unfallchirurgie galt, musste ich natürlich einiges an Muskelmasse zunehmen, um nicht komplett fertig jeden Tag aufzuwachen. Ich hatte aber mittlerweile Vertrauen daran, dass ich auch das schaffen würde. Irgendwie.

Doch, nur weil ich plötzlich mehr Vertrauen in mich hatte, machte das meine Reise nicht weniger hart oder anstrengend. Ich hatte genug Tage, an denen ich absolut keinen Bock auf irgendwas hatte, doch ich zog trotzdem durch. Ging zur Arbeit, beschäftigte mich mit mir selbst, überlegte meine nächsten Schritte und setzte diese sogleich in die Tat um. Nur, wenn man an sich glaubt, dann weiss man, dass es nur ein schlechter Tag ist. Nicht ein schlechtes Leben. Oder dass man „sowieso" nicht gut genug für irgendwas ist. Nein, man ist sich sicher, dass man Etwas schaffen wird, selbst, wenn es vielleicht länger dauert oder anstrengender ist. Jeder geht seinen eigenen Weg. Den Rest würde schon Karma regeln.

It's lights out and away we go - do the impossibleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt