"Du bist zu hart zu mir", erwiderte ihre Mutter. "Wie du siehst, versuche ich, einiges zu ändern, aber du hängst immer noch an vergangenen Sachen und –"

"Vergangene Sachen?", sagte Ceylin jetzt entsetzt und stützte sich von der Küchenplatte weg.

"Ich hänge an vergangen Sachen? Mama, noch vor paar Wochen warst du diejenige, die mein ganzes Erspartes an meinen Vater weitergegeben hat, falls du dich daran erinnerst?"

"Ceylin, ich habe mich dafür aber auch bereits entschuldigt!", rief ihre Mutter jetzt ebenfalls entsetzt und machte ein Schritt auf das junge Mädchen zu, die sich davon aber nicht irritieren ließ.

"Das spielt keine Rolle", erwiderte sie in einem ruhigen Ton. "Nur weil du dich entschuldigt hast, heißt das nicht, dass ich es direkt vergessen habe. Ich bin immer noch verletzt, und das wird sich auch nicht so schnell ändern."

Ceylin sah zu, wie ihre Mutter für einen Moment einfror, bevor sie sich fing und mit ihren Händen in der Luft fuchtelte.

"Ceylin, ich werde geduldig mit dir sein, weil diese Situation für uns alle sehr anstrengend ist, aber du kannst mich auch nicht so sehr verurteilen."

"Ich möchte auf mein Zimmer."

"Nein, ich will das klären."

"Ich möchte auf mein Zimmer", wiederholte sie und versuchte, an ihrer Mutter vorbeizulaufen, aber ihre Mutter ließ sie einfach nicht vorbei, was das junge Mädchen noch mehr irritierte.

Mittlerweile provozierte ihre Mutter den Streit zwischen den beiden, und einer von beiden würde heute abend weinend einschlafen – mit einer großen Wahrscheinlichkeit war es Ceylin, wenn sie jetzt nicht auf ihr Zimmer geht und die Auseinandersetzung somit meidet.

"Du bist viel zu hart zu mir", wiederholte sie ihre Mutter erneut. "Ich habe vielleicht mal falsches gemacht, aber ich habe trotzdem immer versucht, für dich und Deniz da zu sein."

"Ja", unterbrach sie ihre Mutter und winkelte den Kopf an, als würde sie ihre Mutter dann besser verstehen können, aber sie war gerade viel zu wütend, viel zu verletzt, viel zu enttäuscht –

"Aber wenn mein Vater dich nicht einfach vor die Tür gesetzt hätte, würdest du immer noch zu ihm stehen."

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Jamal lief mit gebeugten Kopf durch die Tür von Yassins' Gartenhaus und bereute noch im selben Moment, dass er gekommen war. Eigentlich hätte er seinen Samstag viel produktiver nutzen können, aber sein enger Freund Ali hatte ihn mehrmals gebeten, auch zu kommen, und er wollte seine Freunde nicht verletzen.

Aber in diesem Fall hätte er einfach Zuhause bleiben sollen, denn er wusste, dass er sich unfassbar langweiligen wird. Nilo und Elo saßen bereits auf den Gartenstühlen drinnen, und als Elo ihn durch die Tür kommen sah, stand sie lächelnd auf und umarmte ihn als Begrüßung. Jamal erwiderte ihre Umarmung nicht, schob sie aber auch nicht weg, da dass neben den anderen sehr unangenehm werden konnte.

Stattdessen wartete er einfach darauf, dass sie sich von ihm löste und setzte sich dann auf den leeren Stuhl neben Ali, der ihm zur Begrüßung die Hand reichte.

Die beiden unterhielten sich über Gott und die Welt, während auch die anderen aus der Freundesgruppe nach und nach reinkamen und die bereits anwesenden grüßten. Jamal reichte einigen von ihnen die Hand, bei anderen nickte er ihnen nur zu, und gewisse Menschen ignoriert er einfach.

Heute war er generelle ein wenig schlechter gelaunt als sonst, und er fragte sich, ob seine Freundesgruppe schon immer so war, oder ob er sich das einbildete. Jeder redete mit jedem, und trotzdem schienen die Gespräche unfassbar oberflächlich und langweilten ihn.

Tagelang Regentropfen | SkandalWhere stories live. Discover now