Kapitel 163 - Alles gut

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Stan schluckte und brachte sich dann selbst von einem Nicken ab, in dem er klar und deutlich "ja." Sagte.

"Gut. Von damals weiß ich in der Tat äußerst wenig. Weil Louis es bisher nicht erzählt hat. Aus was für Gründen auch immer. Ich kann nur mit dem arbeiten, was ich habe. Und letztlich ist das das unten, dass George das sitzt, Louis' Entscheidung. Ich kann nachvollziehen dass das für dich, der das ganze Ausmaß dessen, was war, kennt, schwer zu ertragen ist. Aber Louis entscheidet das. Und ich stehe bei diesen Entscheidungen hinter ihm, selbst wenn ich mitunter vielleicht andere getroffen hätte. Weil wenn das da unten jemand anderes entscheidet, als er selbst - dann ist er in dem Punkt automatisch wieder in einer Abhängigkeit und Unmündigkeit. Ich habe von Anfang an versucht ihm zu vermitteln, dass er handlungsfähig ist. Dass er nicht ohnmächtig ist sondern die Kontrolle hat. Wie könnte ich ihm all das, bei einem Thema was eindeutig ihn persönlich betrifft, wieder entziehen?"
"Es hätte gar nicht erst soweit kommen müssen. Als die hier damals auf der Matte standen und Lou mitnehmen wollten, nur ganz nebenbei weil George deine Adresse herum prosaunt hat, hättest du die einfach Mal so dermaßen verjagen sollen, dass der sich gar nicht mehr gemeldet hätte."
Einen Moment herrschte ein dickes und frustriertes Schweigen.

"Womit bitte hätte mir das zugestanden? Das ist Louis' Entscheidung. Zurecht. Ich hatte zu der Zeit noch weniger Ahnung, als ich es jetzt habe. Einen Kontaktabbruch über Louis' Kopf hinweg hätte ich niemals gemacht. Er ist ein Mensch, Stan. Egal wie sehr du ihn beschützen möchtest und egal, wie sehr er dir für seine Familie leid tut. Er ist ein mündiger Mensch. Wenn er Kontakt zu George will, dann musst du das akzeptieren."
Stan schnaubte freudlos.

"Was ist?", fragte Harry.
"Wir kennen ihn doch beide gut genug, um zu wissen, dass du es dir nicht so einfach machen kannst."
"Was? Wieso?"
"Louis will gemocht werden und einen Platz haben und lieb gehabt werden. Wenn der böse George ihm den kleinen Finger hirnstreckt: natürlich greift er zu. Würden die beschissenen Eltern hier auf der Matte auftauchen und sagen, dass sie sich entschuldigen wollen, würde Louis das glauben. Louis ist wie Schneewittchen. Macht die Tür auf, wird fast getötet. Macht am nächsten Tag wieder die Tür auf, dem gleichen Mensch, wird wieder halb getötet. Und macht auch ein drittes Mal auf. Verstehst du denn nicht? Louis wird jeden Menschen wieder in sein Leben lassen, wenn der behauptet, dass es ihm Leid tut. Er wird das so lange machen, bis die ihn dann zerstört haben. Weil er so gern gemocht werden möchte. In dem Moment, wo du George hier rein setzt, hilfst du ihm dabei, Louis kaputt zu machen. Ist das richtig, nur weil es seine Entscheidung ist? Es mag seine sein. Aber ehrlich: es ist die eines Kindes, was im Kühlschrank groß geworden ist und was Wärme sucht. Er trifft seine Entscheidungen, gerade was die Familie angeht einfach aus seinen Wünschen heraus.", platzte Stan abermals der Kragen.

"Und das gibt mir das Recht einfach zu entscheiden?!", fragte Harry nun doch eine Spur energischer zurück.

"Ja! Notfalls ja!"
"Nein, Stan. Ganz einfach: nein. Es ist weder an dir, noch an mir solche Entscheidungen für ihn zu treffe-"
"Gerade als Dom wäre es deine Pflicht gewe-"
"Stop! Ich erwarte, dass du nochmal in dich gehst und ganz stark drüber nachdenkst was du mir und wie du mir was sagen willst. Bislang dulde ich sowohl deinen Tonfall, als auch deine Ausdrucksweise, weil ich ansatzweise weiß, wie viel Louis dir bedeutet. Aber es gibt Grenzen. Meine Pflicht, als Dom und vor Allem als Louis' Partner ist es, zu akzeptieren, dass er, trotz unseres Machtgefälles, ein mir gleichgestellter Erwachsener ist, der seine eigenen Entscheidungen trifft. Würde ich mich darüber hinwegsetzen und meine Meinung in einer solchen Angelegenheit über seine stellen, wäre ich weder ein guter Partner, noch ein guter Dom. Ich kann ihn unterstützen und bestärken seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Dass er keine Entscheidungen trifft, weil er meint, er soll dieses und jenes so machen. Aber da sind meine Grenzen. Er ist nicht mein Leibeigener. Und ganz nebenbei. Deiner auch nicht."
"Das habe ich auch nicht behauptet. Aber -"
"Kommt ihr langsam?!", rief Oli von unten.

Harry sah auf die Uhr.
"Verdammt. Wir müssen los. Ich bringe George jetzt erstmal weg. Aber wir werden dieses Gespräch zu Ende führen."
"Ja.", stimmte Stan angespannt zu.

Sie gingen hintereinander die Treppe herunter.
Die anderen drei standen im Flur und George zog bereits seine Schuhe an. Louis hatte seine Decke Superman-mäßig um sich geschlungen und blickte ein wenig ängstlich nach oben. Das gefiel ihm gar nicht. Er war nicht doof. Die vorherrschende Stimmung hatte er überdeutlich mitbekommen. Und gerade diese beiden Menschen in seinem Leben sollten sich bitte bitte verstehen und nicht streiten.

"Tja, dann... mach's gut, Louis. Ähm... Gute Besserung und... Ich freue mich, wenn wir uns Wiedersehen.", stammelte George etwas unbeholfen und umarmte seinen wesentlich zierlicheren Zwilling.

"Du auch. Bis dann.", machte Louis genau so mit der Situation etwas überfordert und war schon stolz nicht "Danke gleichfalls" gesagt zu haben.

"Tschüss...", murmelte George und streifte mit seinen Blicken erst Oli, der nur knapp, ohne auch nur den Anflug eines Lächelns, nickte und dann Stan.

"Äh... Ich gehe mich wieder hinlegen. Ciao George.", murmelte Louis und floh förmlich ins Wohnzimmer, als er Stans Blick sah.

"Ich gehe Mal hinterher.", murmelte Oli und schloss direkt die Wohnzimmertür hinter sich.

Stan trat die letzten zwei Stufen herab. Auch er war ein paar Zentimeter kleiner als George und hatte weit weniger Masse, wobei das bei George eben Muskeln waren. Aber das störte Stan nicht. Das hatte ihn nie gestört. Es hatte schon damals eines Grund gegeben, dass George und seine Lakaien Louis in Ruhe gelassen hatten, wenn er und Oli dabei gewesen waren. Und Oli war es nicht.

Stan stellte sich unmittelbar vor George und hätte jemand von außen durch die Scheibe der Haustür hinein gesehen, hätte er vielleicht gedacht, gleich Zeuge eines Kusses zu werden.

Aber Stan sprach mit einer solch kalten Stimme, das selbst Harrys Augenbrauen nach oben wanderten: "Schiebs dir sonst wohin. Ich weiß, wie du bist. Und es ist mir scheißegal, ob du hier einen auf Mitleidsnummer und bekehrten Bruder machst: Ich weiß, dass du Spaß daran hattest. Mich kannst du nicht für dumm verkaufen. Und sei dir ganz sicher: ich passe auf ihn auf. Heute genau wie damals. Ich werde dich, solltest du wirklich entscheiden nach London zu ziehen, im Auge behalten. Und wenn du dir auch nur den kleinsten Fehltritt erlaubst, werde ich da sein. Und glaub mir, dann wirst du dir wünschen, die Rollen wären all die Jahre andersherum verteilt gewesen."
Damit drehte Stan sich um und ging ins Wohnzimmer. Schloss die Tür sorgsam hinter sich.

Harry beobachtete durch die Glasscheibe, wie er sich wieder da hin setzte, wo er vorher gesessen hatte und wieder durch Louis' Haare strich.

Der sah besorgt zu Stan hinauf. Und als wäre eben nichts gewesen, lächelte Stan diesen an und seine Lippen formten ein: "Alles gut."

Hui. Stimmung in der Bude.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt