,,Ach komm, Gaben können nicht unspektakulär sein. Es ist doch schon spektakulär, dass du eine Gabe hast. Oder siehst du das anders?", versuchte ich ihn zu überreden.
,,Na gut...", Chan rollte eher belustigt als überzeugt mit den Augen.
,,Ich werde sie dir aber nur erklären. Es gibt keine Kostprobe!", sagte er bestimmt.
,,Na los! Spann mich doch nicht so auf die Folter!!", quengelte ich und klatschte meine Handflächen bittend aneinander.
,,Also", begann Chan etwas zögerlich. ,,Ich bin ein Gestaltwandler. Ich kann mich in ein bestimmtes Tier verwandeln. Wann immer ich will und so lange, wie es mir gefällt - oder nötig ist.", erklärte er, nun doch mit hörbarem Stolz in der Stimme.
,,Und? Was ist das für ein Tier, in das du dich da verwandeln kannst? Ist es wirklich immer dasselbe Tier oder doch alle möglichen?" Ich fand diese Gabe einfach irre spannend und die Fragen platzten nur so aus mir heraus.
,,Ich kann mich nur immer in ein und dasselbe Tier verwandeln.", Chan machte eine kleine Pause, und die Spannung zerriss mich fast.
,,In einen Wolf. Und, bevor du fragst, meine Klamotten verwandeln sich mit. Ich verwandele mich nicht so wie Werwölfe es tun. Ich gehe eher in einer Art Wolke auf und stehe dann einen Wimpernschlag später als Wolf da.", Chan machte eine umfassende Geste, die an eine Wolkenform erinnerte. ,, Und genau so läuft auch die Rückverwandlung. Mehr ist es nicht. Ich sagte doch: Völlig unspektakulär."
Ich war sprachlos und saß einfach nur da. Diese Gabe, Chans Gabe, war einfach überwältigend. Ich versuchte, es mir vorzustellen, in einem Tierkörper zu sein, aber es gelang mir nicht mal im Ansatz. Es war einfach unfassbar!
Ich war einerseits wahnsinnig neugierig darauf, endlich zu erfahren, welche Gabe ich wohl genau hätte. Andererseits hatte ich unglaubliche Angst vor dem, was da - angeblich - in mir schlummern sollte. Aber langsam, ganz langsam wurde mir klar, dass ich einfach nur wissen wollte, was als nächstes geschehen würde.
Einfach im Hier und Jetzt sein. Atmen und spüren. Ich war nicht allein. Alle hier im Raum hatten ihre eigenen Erfahrungen mit ihren Gaben gemacht - und ganz sicher auch einmal die gleiche Angst gespürt, wie ich sie spürte. Ich war also nicht allein.
Diese Gedanken halfen mir, mich zu entspannen.
Meine Atmung beruhigte sich immer mehr und ich konnte das alles hier, dieses Zusammentreffen mit lauter - im wahrsten Sinne des Wortes - "begabten" Menschen in meinem Alter tatsächlich nun eher belustigt und interessiert betrachten. Ich musste grinsen. Es war, als hätte jemand meine Angst schrumpfen lassen.
Ich meinte, was für ein Zufall, dass meine Mutter mich in ein Internat für Magie gesteckt hatte...
Oder wusste sie etwa, dass ich eine Gabe habe?
Plötzlich fiel ich aus meinem Gedankenschloss. Nicht, weil mich irgendwer angesprochen hatte, oder weil generell jemand etwas gesagt hatte. Nein. Um mich herum herrschte Totenstille. Keiner sagte ein Wort. Alle sahen mich schweigend an, als ob sie auf etwas zu warten schienen.
In einer solchen Stille konnte ich nicht denken, ohne mich belauscht oder beobachtet zu fühlen!
Entschlossen schaute ich mich also in der Gruppe um und mein Blick blieb an einem Jungen hängen.
Ich sagte: ,,Seungmin, richtig?" Er zuckte kurz zusammen, nickte dann mit einem Lächeln. ,,Was hast du für eine Gabe?", wollte ich von ihm nun wissen. Ein bisschen kam ich mir wie eine Lehrerin vor, die ihre Schüler ungefragt drannimmt.
,,Ich? Aber warum fragst du mich?" Er deutete auf den Jungen, der noch immer mit einem Schmollmund im Sessel saß. ,,Felix wollte doch von seiner Gabe erzählen.", Seungmin klang nun fast schüchtern.
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The Unknown Path Inside || Skz X Reader FF
FantasyDie siebzehn jährige Choi Y/N landet an einem ihr völlig unbekannten Ort. -Ist das eine Irrenanstalt oder ein Kinderheim oder vielleicht doch was ganz anderes?- Y/N lernt dort neue Menschen kennen. Und findet mehr über ihre Vergangenheit heraus...
Kaktusblüten
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