Kapitel 160 - Verschiedene Arten von krank

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Schlafen war super. Aber Aufwachen war mal sowas von Scheiße. Louis' Hals fühlte sich an wie ein Reibeisen, seine blöde Nase war verstopft und er hatte Kopfschmerzen. Außerdem war ihm kalt.
Er versuchte sich in Embryonalstellung zusammen zu kauern, um sich irgendwie zu wärmen, aber das klappte irgendwie auch nicht so richtig.

"Ch'ry??", krächzte er.
"Oh, das.... Klingt nicht gut. Hier. Nimm das ein.", ordnete Harry an, der irgendwie plötzlich in dem einem Sessel saß und Louis einen Löffel mit einer honigfarbenen Soße hinhielt.
Der machte das ganz brav. Schmeckte aktuell ja eh nichts so richtig. Zwiebelsaft war nicht Jedermanns Sache. Aber sollte ja auch nicht in erster Linie schmecken, sondern helfen. War schließlich ein Hausmittel bei Krankheit und keine Grundlage einer Soße oder eines Desserts oder sowas.

Anschließend bekam Louis nochmal Balsam auf Brust und Rücken und dann noch eine Schüssel mit Suppe vorgesetzt.
Louis wollte gern reden. Aber es tat doll weh, sodass er einfach die Klappe hielt.

"So, einmal Füße auspacken.", ordnete Harry an, als Louis die ganze Suppe weggelöffelt hatte.
Fragend sah er zu Harry. Was wollte der mit seinen Füßen?

Er streckte Harry dann einfach seine Füße in Kuschelsocken hin. Sollte der das machen. Er hatte Angst, den Morgen nicht mehr zu erleben.

Harry zog ihm die Socken aus und begann dann diese einzucremen.

"Das?", krächzte Louis.
"Das ist Warme-Füße-Balsam. Hab ich selbst gemacht."
Louis guckte noch immer wie ein Fragezeichen.
"Man braucht dafür einen halben Apfel, Ingwer, Zimt, ein gutes Öl, Bienenwachs und ich habe noch als ätherisches Öl Vanille zugegeben."
Louis glotzte fragend auf den kleinen Tiegel. Das sollte da alles drin sein?
Harry seufzte und erklärte: "Das Öl wird erhitzt. Dann kommt da der Apfel rein und der Esslöffel Ingwer. Ich habe frischen verwendet. Beides wird natürlich vorher gerieben. Dann hab ich noch eine etwas zerkleinerte Zimtstange rein getan. Eine halbe Stunde erhitzt man das. Dann durch ein kleines Sieb, Bienenwachs dazu und wenn das geschmolzen ist und das dann alles abgekühlt ist, wird das ätherische Öl dazu gerührt. Fertig."
Louis sah Harry bewundernd an. Was der alles konnte. Er selbst konnte immer noch keine Würfel aus Gemüse schnippeln. Weil das ja auch einfach alles nicht eckig war. Aber Würfel waren eckig. Eckig passte nicht gut in rund. Aber eckiges Gemüse rund schneiden wäre noch schlimmer. Passte halt alles nicht. Gemüse machte es mit sowas auch einfach nicht leicht, es zu mögen. Widerspenstiges Zeug.
Aber Harry konnte sowas und das funktionierte wirklich. Louis' Füße wurden echt warm davon.

"Man kann das natürlich auch für die Hände benutzen. Ingwer hat ja auch eine desinfizierende Wirkung. Bei Erkältungswellen ist das also durchaus empfehlenswert.", erklärte Harry noch.
Ja gut, Louis lag ja schon flach.

Aber..  es gab mehrere Arten von krank. Also nicht nur wegen verschiedenen Erkrankungen und sowas. Sondern auch, wie man damit umging.

Er hatte mal 39,8 Grad gehabt. Ein paar Tage. Seinen Eltern war es egal gewesen und weil Louis nicht freiwillig in eine Arztpraxis ging und eben auch niemand darauf geachtet hatte, dass er ging, hatte er eben im Bett gelegen und sich Tabletten reingepfiffen. Wie Müsli. Hatte eigentlich nur Milch gefehlt. Als Stan und Oli dann irgendwann vorbei gekommen waren, hatte die fast der Schlag getroffen. Sie hatten fürchterliche Angst um ihn gehabt. Dabei war er da längst auf dem Weg der Besserung gewesen. Er wusste bis heute nicht, was er da wohl gehabt hatte.
Jedenfalls war da einfach niemand gewesen, der sich um ihn gekümmert hätte. Er hatte eben allein in seinem Zimmer gelegen, war angemeckert worden, wenn er zu laut hustete - besonders nachts - und das wars. Keiner der irgendwelche Cremes rührte, Säfte und Tee und Suppe kochte oder sonst was tat.. nicht einmal ein "wie geht's dir?", geschweige denn ein "Können wir was für dich tun?"
Krank war insofern in den letzten Jahren fürchterlich gewesen. Denn Louis hatte sich krank nicht zu Stan getraut, weil er ja niemanden hatte anstecken wollen. Also hatte er die ganze Zeit zu Hause sein müssen. Und da... Naja... Bekanntes Thema.

Er war mal im Krankenhaus gewesen, da war er 8 Jahre alt gewesen und da- Energisch schüttelte er den Kopf. Wollte nicht daran denken.

"Hey! Louis! Was ist los? Du weinst.", sprach Harry und drehte Louis' Kopf ziemlich energisch zu sich.
"Danke... Dass du da bist...", nuschelte Louis schwer verständlich.

Harry schloss ihn sofort in seine Arme.
"Das ist doch selbstverständlich."
"Es sollte vielleicht selbstverständlich sein...", gab Louis schwach zurück. Mehr sagte er nie in solchen Situationen. Man sollte niemals davon ausgehen, dass irgendwas selbstverständlich war. Es sollte das vielleicht sein. Aber das hieß nicht, dass es das war. Und für jeden, für den genau das nicht selbstverständlich war, war es ganz schwierig, wenn es für selbstverständlich gehalten wurde. Louis hatte lange bei sich die Fehler gesucht. Es passierte ihm noch immer oft. Immerhin war ihm ja stets die Schuld an allem möglichen gegeben worden. Man konnte schlecht raus, aus der eigenen Haut.
Mit Harry war alles so unendlich viel besser geworden. Aber der Gegensatz wurde Louis dadurch natürlich nochmal viel viel bewusster.

Toll. Krank sein machte offensichtlich ganz komische Gedanken. Wie doof. Er würde sich jetzt so gern mit Sex ablenken. Aber er wusste sofort, dass Harry ihm höchstens ein Fieberthermometer in den Po stecken würde. Und nichts sonst.

Louis hatte gar nicht so richtig bemerkt, wie er nach Harrys Hand gegriffen hatte und schon die ganze Zeit mit dessen Fingern spielte. Er lehnte sich an den Größeren und machte einfach weiter damit, während Harry seinen freien Arm um Louis legte. Er hatte heute nichts mehr vor. Und wenn Louis die Nähe brauchte, dann bekam er sie.

Gleichzeitig dachte er darüber nach, dass er Louis gleich noch inhalieren lassen würde, damit der die Nase mal frei bekam.

Er wusste nicht genau, was Louis gerade gedacht hatte. Aber er wusste genug um zu wissen, dass er Louis eigentlich nur vermitteln musste, dass er für ihn da war. Immer. Dass er ihn lieb hatte und er stolz auf ihn war. Dann würde Louis irgendwann von allein sprechen. Und bis dahin hatte Harry genug Zeit zu warten. Egal, wie lange es dauern würde. Und wenn er niemals so weit wäre, dann wäre das auch okay. Aber Harry würde ihn nicht drängeln.

Louis lag da, spielte mit den Fingern und schloss irgendwann wieder die Augen. Spürte, wie seine Decke über ihn nochmal gerichtet wurde. Es gab verschiedene Arten von krank. Und eigentlich wollte man ja sowieso am Liebsten fit sein. Aber wenn schon krank, dachte er sich, dann war bei Harry sein "Lieblings-Krank".

Hat auch nicht jeder sowas. 😅
Naja, bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt