5. Sleep well

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Oben angekommen trug mich Jinnie in das erste Zimmer auf der linken Seite.

"Das ist dein Reich!", erläuterte er mir und setzte mich vorsichtig auf meinem Bett ab.

Ich sah mich um. Das Zimmer war hell gehalten. An der rechten Seite des Raumes stand ein großes Doppelbett mit vielen Kissen und kuscheligen Decken darauf. An der linken Seite waren ein relativ kleiner Schrank und ein Schreibtisch. Die gesamte Wand dazwischen, also die ohne Tür, bestand aus einem Fenster, vor dem hellbraune Vorhänge hingen. Es gefiel mir auf Anhieb.

"Es ist wunderschön!", staunte ich. Jinnie lächelte: "Und weißt du was das beste ist?"

Ich schüttelte den Kopf mit einer großen Geste öffnete er die Schranktür. Anders als ich es Anfangs gedacht hatte, war dieser Schrank nicht klein. Im Gegenteil, er war alles andere als klein. Er war begehbar!

Ich stieß einen kleinen Freudenschrei aus und fiel meinem Bruder um den Hals. "Du hast mir mal erzählt, dass du es dir schon immer gewünscht hattest. Außerdem haben die Jungs und ich auch jeder einen, da wir einfach so unglaublich viele Klamotten haben.", meinte er bloß.

Ich ließ ihn wieder los um den Kleiderschrank zu erkunden. Es gab viele Fächer für Schuhe, Hantaschen und alles mögliche, aber auch viele Aufhängmöglichkeiten und Schubladen.

"Aber ich habe doch gar nicht genügend Anziehsachen um den zu füllen.", brachte ich leicht fassungslos hervor.

"Das lässt sich ja ändern.", war seine Antwort darauf und er zwinkerte mir zu.

"Jinnie? Was hast du angestellt?", fragte ich ihn.

"Möglicherweise habe ich dir schon Klamotten gekauft."

"Aber du weißt doch gar nicht, welche Größe ich habe!"

"Ich bin dein großer Bruder! Natürlich weiß ich, welche Größe du hast!" Er verschränkte die Arme, was mich zum kichern brachte.

"Ich gebe dir die neuen Sachen morgen okay?", meinte er dann. Ich nickte, war aber noch halb damit beschäftigt zu realisieren, was er gerade gesagt hat. Er hatte sich wirklich kein bisschen verändert.

"Richte dich ein. Das Bad ist gegenüber. Falls irgendetwas sein sollte, ich bin nebenan.", sagte Hyunjin und verschwand, nachdem ich genickt hatte.

Ich ließ mich aufs Bett fallen. Kurz darauf hörte ich, wie etwas vor meine Tür gestellt wurde. Meine Tasche, die hatte ich vollkommen vergessen. Ich öffnete vorsichtig meine Zimmertür und schnappte mir meine Tasche. 

Als ich anfing auszupacken hörte ich ein leises: "Jeongin! Wieso hast du nicht gesagt, dass du Milch gekauft hast! Du weißt doch, dass die sofort in den Kühlschrank muss!" von unten. Ich vermutete, dass Chan das gesagt hatte, aber sicher war ich mir nicht.

Nachdem ich die paar Klamotten, mein Tagebuch, mein Federmäppchen und das Bild von Jinnie und mir ausgepackt hatte, welches ich auf meinen Nachttisch stellte, ausgepackt hatte, ließ ich mich auf den Schreibtischstuhl fallen und fing an Tagebuch zuschreiben. 

Ich füllte es mit allem, was ich heute erlebt hatte, erlebte meinen Tag nocheinmal. Von dem Moment an, wo ich ins Flugzeug gestiegen war, bis hin zu diesem Moment, in dem ich jetzt am Schreibtisch saß und meinen Gedanken nachhing.

Wo könnte ich mein Tagebuch hinlegen, ohne das Jinnie es finden würde? Ich wollte nicht, dass er das alles las. Las, wie schlecht es mir an manchen Tagen ging, wie ich versuchte mich mir selbst zu erklären.

Ich entschied mich, es in der abschließbaren Schreibtischschublade zu lassen, diese abzuschließen und den Schlüssel unten in mein Federmäppchen zu legen. 

Ich hatte es noch nie geschafft mich jemandem zu öffnen und ihm oder ihr von meinen Sorgen und Ängsten zu erzählen. Ich wollte es meinem Bruder nicht sagen, da ich nicht wollte, dass er sich Sorgen macht und er würde auch bemerken, dass ich ihn die ganze Zeit immer wieder angelogen habe. 

Ich hatte mir das Ziel gesetzt, keiner Person jemals wieder zur Last zu fallen.

Zufrieden mit meinem Versteck suchte ich mir einen Pullover und eine Jogginghose zum schlafen raus, nahm meine Badtasche und machte mich auf den Weg ins gegenüberliegende Badezimmer.

Ich kämmte meine Haare und flocht sie zu einem neuen Zopf, dann zog ich mich um und entfernte mein Make-up. Ich trug sowieso nicht viel, nur etwas Concealer und Puder, damit ich nicht ganz so fertig aussah.

Seufzend betrachtete ich mich im Spiegel. Ich hatte tiefe Augenringe und war sehr blass. Dann machte ich mich auf den Weg zurück in mein Zimmer. Auf dem Weg rief ich ein "Gute Nacht." Richtung Treppe und bekam ein siebenstimmiges: "Schlaf gut!" zurück. 

'Schön wär's', dachte ich und ging in mein Zimmer. Dort räumte ich meine Klamotten in meinen Kleiderschrank und legte mich ins Bett. Ich machte das Licht aus und fing an innerlich zu zählen. 'Eins, zwei, drei-', bei dreianthalb steckte mein Bruder den Kopf zur Tür hinein und flüsterte: "Schläfst du schon?" "Nein, Jinnie. Ich schlafe noch nicht." "Dann tu es!" "Wie soll ich schlafen, wenn du mit mir redest?"

Das schien ihn für ein paar Sekunden geistig in Anspruch zu nehmen, denn er antwortete nicht.

"Komm her.", seufzte ich schließlich. Auch ohne etwas sehen zu können, wusste ich, dass Jinnie sich freute.

Er setzte sich zu mir aufs Bett, lehnte sich an die Wand und ich legte meinen Kopf in seinen Schoß. Er fing ab meinen Rücken zu kraulen, er wusste genau, wie sehr ich das liebte.

Ich schloß die Augen und genoß seine Nähe.

Kurz darauf fiel ich in einen Halbschlaf. Ich merkte noch, wie Jinnie meinen Kopf sanft auf die Kissen legte, mir die Haare aus dem Gesicht strich, mir einen sanften Kuss auf die Schläfe hauchte und das Zimmer verließ.

Hyunjin PoV:

Ich hatte soeben Ellies Zimmer verlassen. Sie hatte sich verändert und doch war sie irgendwie die Gleiche geblieben. Kurz stand ich unschlüssig mitten im Flur, als Felix die Treppe hochkam.

Er scannte mich mit seinem Laserblick, schien zu versuchen, die Situation zu erfassen.

"Kuscheln?", fragte er. Ich nickte bloß und wir machten uns auf den Weg in mein Zimmer.

Schnell sog ich mir noch etwas bequemeres an, während sich Felix schon auf mein Bett fallen ließ.

"War sie schon immer so?", fragte mein bester Freund plötzlich. Verwundert sah ich ihn an: "Was meinst du?" Aber ich wusste eigentlich schon was er meinte.

Lixie sah mich an: "So unnahbar, manchmal in Gedanken versunken. Im einen Moment glücklich, im nächsten traurig."

Ich schüttelte meinen Kopf und ließ mich neben ihn fallen: "Sie war früher ein immer gut gelaunter Wirbelwind. Sie musste viel durchmachen... Viel mehr, als du dir und wahrscheinlich auch ich mir vorstellen können."

Felix sah mich kurz an und nahm mich in den Arm. Ich schloß meine Arme fest um ihn und fing an zu schluchzen.

Beruhigend streichelte mir Lixie über den Rücken. Ich fing an zu weinen, er nahm mich nur noch fester in den Arm.

"Lass uns erst einmal schlafen, morgen sieht die Welt bestimmt schon wieder ganz anders aus.", meinte der ewige Optimist neben mir.

Ich nickte und wischte meine Tränen weg.

"Besser?", fragte mein bester Freund. Ich nickte erneut und kuschelte mich an ihn. Er verstand die Geste, dass er hierbleiben solle und ließ sich zusammen mit mir nach hinten fallen, wobei er die Decke mit einer Hand festhielt und sie so über uns zog.

"Schlaf gut.", flüsterte er. "Du auch.", nuschelte ich, den Kopf seitlich auf seiner Brust abgelegt.

Hyunjin PoV Ende

Ich sank in eine tiefe Leere und bekam Angst, denn ich wusste genau, was auf diese folgen würde.

Just my life | Lee FelixWhere stories live. Discover now