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POV: Rezo
Nach dem Vorfall letzte Nacht fiel ich schlussendlich doch in einen tiefen, dennoch traumlosen Schlaf. Der hielt jedoch nicht lange an, da unsere Lehrkräfte uns schon halb sieben wecken mussten. Und das komplett ohne Sinn,denn Frühstück gibt es bis halb elf. Heute wollten wir uns nur so ein kleines Dorf in der Nähe anschauen,irgendwie war da irgendeine Kirche oder so.
Sobald unsere Lehrer etwas wie "Kirche", "geschichticher Hintergrund" Oder "Denkmal" hören, sind sie komplett aus dem Häuschen und allem wird ein Besuch abgestattet. So auch heute.
Übermotiviert, also wie immer, verließen Mexi und ich unser Zimmer, in der Hoffnung, in Speisesaal sei kein Krieg ausgebrochen. Aber Fehlanzeige. So gut wie alle bewarfen sich schreiend mit Essen. Hallo? So früh am Morgen muss ich mir erstmal über meine Existenz bewusst werden, und die bewerfen sich mit Essen.
Mexi neben mir schaut mich verstört an, schüttelt den Kopf und sagt: „Nee, das geb ich mir definitiv nicht."
„Ich auch nicht. Manchmal bezweifle ich wirklich, dass unser Jahrgang in zwei Jahren Abitur macht. Lass wieder hochgehen.",
antworte ich. Wo sind eigentlich unsere Lehrer abgeblieben?

Nach einer fast schon filmreifen Ansage unserer Lehrer saßen wir schließlich im Bus, diesmal noch schlechter gelaunt als auf der Hinfahrt oder Robin gestern, Frau Gabler hatte uns nämlich wieder unsere Handys einkassiert, diesmal für den Rest der Klassenfahrt.
Die Demotivation steht uns allen in neon auf die Stirn geschrieben, als wir uns den Kirchenvortrag von Frau Gabler geben müssen. Anschließend folgt eine Anweisung, wie man sich in der Kirche zu verhalten hat. So viele Vorträge halten alle Schüler in Deutschland das ganze Jahr nicht.

Die Kirche sieht von innen echt schön aus, überall sieht man goldene Verzierungen, so etwas würde man von außen nie vermuten. Frau Gabler dackelt hinter uns her und versorgt uns mit allen möglichen Funfacts über diese Kirche. Doch ihre Worte dringen so gut wie gar nicht zu mir hindurch. Da meine Eltern beide Pfarrer sind, habe ich schon viele Kirchen gesehen, aber keine Kirche war so voll mit Details wie diese.

Die Kirche scheint nicht gerade unbekannt zu sein, wir sind nämlich definitiv nicht die einzigen Touristen hier. Full House, oder so. Eine Gruppe von Rentnern tummeln sich mit ihrem Tourguide um den Altar und den Taufstein. Was der Tourguide erzählt, kann ich nicht verstehen, aber es scheint dem Vortrag von unserer Lehrerin zu ähneln.

Nachdem ich völlig beeindruckt von dem riesigen Deckengemälde langsam genug von dieser Kirche habe, blicke ich mich nach Mexi um, doch dieser ist nicht mehr in meinem Sichtfeld. Shit. Ich hatte ihm versprochen, ihn nicht alleine zu lassen, weil Mexi Menschenmassen in engen Räumen über alles hasst.
Fast schon hysterisch suche ich also nach meinem Freund, den ich weder zwischen unseren Klassen, noch in der Nähe der Rentner finden kann. Vielleicht ist er rausgegangen.
Und tatsächlich: vor dem Eingang sitzt Mexi auf der Treppe und scheint in sehr in Gedanken vertieft. Ich glaube, da ist eine Entschuldigung fällig, Rezo.
Schweigend setze ich mich neben ihn. Er schaut mich an. „Mexi, sorry, dass ich irgendwie weg war. Überall waren Menschen und die Kirche sieht von innen echt krass au-" „Ist gut Rezo, ich bin dir nicht in irgendeiner Weise böse. Alles gut.", unterbricht mich Mexi. Als Antwort auf meinen leicht misstrauischen Blick zieht er mich zu sich und küsst mich innig.

Irgendwann scheinen auch die anderen genug von der Kirche gesehen zu haben, also schlendern wir noch etwas durch das Dorf. Ich liebe Aachen, wirklich, aber kleine Dörfer mitten im Waldgebiet sind wirklich schöner als so eine große Stadt.

Es ist bereits 16 Uhr, als wir wieder in der Herberge ankommen. Da nichts weiter auf der Klassenfahrt-Bucketlist unserer Lehrer steht, dürfen wir machen was wir wollen, vorausgesetzt, niemand stirbt und wir bleiben in der Herberge.

Ohne unsere Handys weiß zuerst niemand etwas mit sich anzufangen, Mexi und ich gehen auf unser Zimmer und unterhalten uns einfach über Gott und die Welt, wer die belangloseste Frage stellt, gewinnt.
Unsere Mitschüler hört man über den Flur rennen, einige kreischend, andere lachen einfach nur. Man hört aber definitiv ihre Stimmen.

Irgendwann steht Mexi mit einem Grinsen im Gesicht auf, nimmt meine Hand und zieht mich vom Bett hoch. „Komm mit.", sagt er. Als ich ihn frage, warum und was er jetzt überhaupt machen will, erklärt er einsilbig: „Wir gehn ein bisschen raus." verwirrt lasse ich mich also von ihm über den Flur ziehen. Gerade ist das Gekreische unserer Mitschüler abgeebbt und kein Ton ist mehr zu hören.

Als wir nun auf dem grauen Asphalt des Parkplatzes vor der Herberge stehen, färbt sich der Himmel bereits leicht orange. Sonnenuntergang.
Ich persönlich finde Sonnenuntergänge einfach zu kitschig, nur Paare in irgendwelchen US-Teeniefilmen schauen sich zusammen einen Sonnenuntergang an. Mein Fluchtinstinkt setzt gerade ein, als Mexi mich bereits am Ärmel festhält. „Komm Rezo, bitte. Du stirbst nicht, wenn wir uns einmal zusammen nen Sonnenuntergang anschauen.", erklärt er. „Maan, aber das ist alles so kitschig, ich will das echt nicht.", jammere ich, fast schon wie ein Kleinkind. Bei meinem Tonfall lacht Mexi nur, gibt mir einen Kuss auf die Wange und sagt: „Einmal im Jahr muss ein bisschen Kitsch schon sein, finde ich."
„Okay", brumme ich zustimmend.
Ich will das echt nicht, aber ich verhalte mich hier grad wirklich wie ein trotziges Kleinkind, obwohl ich der Ältere bin. Also lasse ich das Ganze über mich ergehen.

Und nun sitzen wir beide auf dem Parkplatz, wobei, Mexi liegt eigentlich schon fast auf meinem Schoß. Meine rechte Hand geht ihm immer wieder durchs Haar, mit der linken hält er meine Hand fest. Und so schauen wir uns nun den Sonnenuntergang zusammen an. Kitschiger gehts echt nicht. Aber so scheiße ist es auch nicht.
Die Wolken werden erst orange, dann pink, bis sie schließlich lila sind und es immer dunkler wird. Dabei nehmen sie auch immer wieder unterschiedliche Formen an. Mexi sieht in jeder Wolke ein Tier oder einen Gegenstand, ich sehe teilweise einfach nur Wolken. Fantasie ist schon was schönes.

Mittlerweile ist es echt dunkel geworden, Mexi hatte mir jede Wolke gezeigt, die wie ein Tier aussah, das Ganze war unfassbar kitschig, aber zugegebenermaßen auch schön. Aber alles hat ein Ende, und die guten Sachen immer am schnellsten. Warum eigentlich? Jedenfalls müssen wir wieder rein, rein in das Affengehege.

Dort verhalten sich die meisten aber tatsächlich wie halbwegs normale Menschen. Nach einem unspektakulären Abendessen überfällt mich die Müdigkeit, Mexi offenbar auch, denn der pennt keine 20 Minuten später in meinem Bett ein. Frechheit sowas.
Nach dem Zähneputzen lege ich mich in mein Bett zu Mexi, der bereits im Tiefschlaf ist. Sein ruhiger Atem wirkt auf mich irgendwie sehr beruhigend und nicht mal 10 Minuten später bin auch ich eingeschlafen.

Omfg, wir haben Januar. Einfach Januar. Wie kann jetzt schon wieder ein Jahr vorbei sein?! Egal, ich hoffe ihr hattet einen guten Start in neue Jahr, falls ihr Jahresvorsätze für 2024 habt: Das schafft ihr, save :)

Ich weiß mal wieder nicht, was ich hier noch sagen soll, außer, dass ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat :)

Damit wünsche ich euch noch einen wundervollen *hier Tageszeit einfügen*, passt auf euch auf  <3 

Classmates (Rezofy) Where stories live. Discover now