Kapitel 11

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Kapitel 11

Wie schafft man es mit seinem Leben weiter zu machen, wenn man immer noch von den letzten Ereignissen verfolgt wird? Nicht nur gedanklich hing ich noch an Zayn. Er stand jeden Tag vor meinem Haus. Das machte mich wütend. Er zog einfach zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Mein Haus ist in den Medien und auch ein Bild von mir, wie ich geduckt auf der Straße von seinem Haus weglaufe, ist überall in Internet und Zeitungen und auch im Fernsehen verbreitet. Alle wollen wissen, wer ich bin. Zayn hat mein Leben kaputt gemacht. Ich traute mich nicht mehr auf die Straße zu gehen ohne eine Perücke zu tragen und so machte mein einstiges Hobby auch keinen Spaß mehr. Ich habe meinen alten Job wieder aufgenommen in dem Buchladen zwei Straßen von meinem zu Hause entfernt und kletterte jeden Tag aus dem Fenster um Zayn nicht zu begegnen. Ich wollte das Risiko nicht eingehen, noch einmal bei ihm festzusitzen. Ich vermisste ein bisschen den ganzen Spaß, den ich in den letzten Tagen gehabt habe, aber es war wahrscheinlich besser so. Die letzten Tage waren ereignisreicher gewesen, als mein sonstiges ganzes Leben. Natürlich war es mal lustig gewesen, als ich es geschafft hatte einem Kerl in einer Bäckerei davon zu überzeugen, dass 'Schnitzelhörnchen' in Amerika jetzt der letzte Schrei wären und ich sehr enttäuscht wäre, sie bei ihm nicht zu bekommen. Aber solche Momente waren kurz und ich hatte nie wirklich jemandem mit dem ich sie zusammen erleben konnte. Die Jagd nach dem Müsli im Kaufhaus wäre nie so witzig gewesen, hätte ich nicht Gesellschaft gehabt. Gesellschaft, die sich nicht schämte bei so etwas mit zu machen. Gesellschaft wie Zayn Malik. Und dennoch: Er hatte mich entführt und mich bei ihm zu Hause eingesperrt und mich selbst nicht gehen lassen, als die anderen Jungs kamen. Außerdem hatte er mit mir geschlafen. Jaa gut, das war nicht nur seine Schuld. Ich hatte mich einfach mitreißen lassen.

Okay, ich gebe es zu: Eigentlich hatte ich einen anderen Grund, weshalb ich nicht schon längst wieder bei Zayn Malik vor der Tür stand: Ich konnte es ihm einfach nicht gönnen, dass er sein Versprechen einhalten könnte. Ich wollte nicht klein bei geben. So war ich nicht und so würde ich auch nie sein. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass Zayn sein Versprechen schon längst gewonnen hat, doch das musste er ja nicht wissen.

Liebe geht vorbei – auch meine Liebe zu Zayn.

Zumindest dachte ich das. Dummerweise spürte mich dieser Typ jedes Mal auf, weshalb es schwer war ihn zu vergessen.

Ich sortierte gerade den Papierkram in die verschiedenen Schubladen, als ich hörte, wie die Tür aufging. Ich konnte sein Parfum bis hierhin riechen.

Wenn man vom Teufel spricht – oder wohl eher denkt.

Ich spürte seine Augen auf mir, doch ließ mich nicht beirren. Ich hörte, wie er immer näher kam. Seine Schuhe machten Geräusche auf dem Parkett. Ein Schritt. Zwei Schritte. Drei Schritte. Ich lauschte weiter, doch er musste wohl stehen geblieben sein. Um mich noch einmal zu vergewissern, sah ich auf und blickte ihm direkt ins Gesicht. Wie hatte er es nur mit 3 Schritten von der Tür bis hierher geschafft?! Ich blinzelte ein paar Mal, ehe ich mich besann und das Lächeln aufsetzte, dass

ich all unseren Kunden schenkte. „Womit kann ich Ihnen helfen?“, fragte ich und tat so, als würde ich ihn nicht kennen. Wie hatte er mich hier nur wieder gefunden? Ich blickte geradewegs in seine Augen. Er sah nicht weg, während er sprach. „Ich suche ein Buch, dass mir zeigt, wie ich mein Versprechen einhalten...“, fing er grinsend an, doch ich ließ ihn nicht ausreden und sagte „Die Fantasie-Bücher sind im ersten Stock.“ und wandte mich wieder dem Papierkram zu. Ein kurzes trockenes Lachen war zu hören. Ich richtete meinen Blick angestrengt auf die Papiere vor mir. „Vorsicht. Sonst fängt es noch Feuer.“ Ich konnte sein breites Grinsen fühlen. „Ich sagte: Die Fantasie-Bücher sind im ersten Stock.“, wiederholte ich mich, dieses Mal mit mehr Ausdruck hinter meiner Stimme. Er lachte wieder. „Tut mir leid, wo finde ich den ersten Stock?“ Machte er das extra?! Mich auf die Palme bringen, bis ich ausrastete?! Ich atmete einmal tief ein und aus um meine aufsteigende Wut zu verhindern und sagte: „Da drüben ist eine Treppe.“ „Ich sehs.“, erwiderte er, doch machte keine Anstalten zu gehen. Nach 2 Minuten Schweigens fragte er grinsend: „Wie komme ich jetzt in den ersten Stock?“ Das war zu viel. Ich sprang über den Tresen und wirbelte dabei den Papierkram auf, der sich sofort auf dem Boden verteilte. Doch davon ließ ich mich nicht beirren. Ich stürzte mich auf den Teufel persönlich und riss ihn mit mir zu Boden. „Nicht so stürmisch, J. Ich weiß, dass du es gar nicht abwarten kannst.“ Dieses Grinsen war einfach nicht auszuhalten. Mit voller Wucht ließ ich meine Faust in seinem ach-so-tollen-Gesicht landen und wischte ihm somit das Grinsen von den Lippen. Blut rann aus seiner Nase und ein Stück seiner Lippe war aufgeplatzt. Zufrieden mit meinem Werk stand ich auf und drehte mich entschieden um. Ich ging mit erhobenem Kopf wieder hinter den Tresen und sammelte den Papierkram auf, als wäre nie etwas gewesen. Gerade als ich alles zusammen wieder auf den Tisch gelegen hatte, erschien Zayns Gesicht hinter dem Tresen. Er rappelte sich langsam vom Boden auf und lächelte mich an. Ja, er lächelte! Ich schüttelte nur den Kopf und lief in Richtung Treppe – einfach nur Weg von dem Teufel mit der blutenden Nase und der geschwollenen aufgeplatzten Lippe alias Mr Zayn Malik. Ich hatte gerade die ersten 3 Stufen erklommen, als mich eine Hand an der Schulter packte. Ich schrie erschrocken auf und rannte voller Paranoia die Treppe hinauf und versteckte mich in der Kinderecke hinter einem Riesen-Teddybär. Ein alter Keks lag dort auf dem Boden und ich ekelte mich ein bisschen davor. Ich sollte meinen Chef mal darauf ansprechen, dass die Putzfrauen nicht gut genug sauber machen. Ein Bücherregal stand mir gegenüber und ein Buch stach mir ins Auge. Es sah nicht so aus, wie die anderen Kinderbücher, die hier sonst lagerten. Ich zog es aus dem Regal und drückte mich ganz fest an den Teddybären um nicht entdeckt zu werden, während ich das Buch aufschlug. Ich schluckte, als ich die erste Seite sah und klappte das Buch wieder zu. Was hatte denn bitte ein Porno-Buch in der Kinderabteilung zu suchen?! Ich wollte es gerade wieder zurück stellen um nicht damit gesehen zu werden, als ein „Hab ich dich!“ mich erneut aufschreien ließ. Musste er mich immer so erschrecken? Zayn zog mich hoch in eine Umarmung. Ich wehrte mich, doch ich war machtlos gegen seine Stärke. „Was haben wir denn da?“, fragte Zayn plötzlich und zog mir das Buch aus den Händen, dass ich immer noch hielt. Ich riss erschrocken meine Augen auf und versuchte mit aller Kraft das Buch zurück zu ziehen. Zayn lachte über meine Versuche und hielt das Buch so über seinem Kopf, dass ich unmöglich daran kommen konnte. Ich sah ihn mit großen Augen an, als er den Buchdeckel anhob. Sein Blick wirkte erst verwirrt, dann überrascht und dann grinste er von einem Ohr zum Anderen. „Ich wusste gar nicht, dass wir den selben Büchergeschmack haben, Jamie.“, schmunzelte er. Ich riss meine Augen noch weiter auf, „Oh nein, nein, nein! Du verstehst das falsch! Ich hab nicht...“ Er ließ mich nicht zu Ende reden, „Versuch erst gar nicht dich heraus zu reden.“ Ich errötete fürchterlich. Zum Einen, weil ich echt wütend war, dass er mir nicht glaubte und zum Anderen, weil das Ganze hier echt peinlich war. Ich schüttelte den Kopf. Sollte sich Zayn doch so ein perverses Bild von mir in seinem Kopf machen. Ich atmete einmal tief durch, wie heute schon zu oft und fragte endlich die erlösende Frage, auf die ich die Antwort eigentlich schon wusste, „Was willst du wirklich hier?“

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