Freunde

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Ich erreichte den Waldrand am späten Nachmittag und beschloss auf den Einbruch der Dunkelheit zu warten.
Also suchte ich mir einen hohen Baum aus, kletterte so weit wie möglich nach oben und achte aber darauf, dass ich nicht gesehen werden könnte.
Von meinem Ast aus hatte ich das Dorf gut im Blick. Keine Menschenseele weit und breit.
Leider bewirkte die Stille um mich herum nur, dass ich wieder an Leon denken musste. Wie er mir das Leben gerettet hatte und an meiner Stelle gestorben war. Wenn ich nicht nach oben geblickt hätte, wäre ich vielleicht nicht abgestürzt und Leon und ich wären beide noch am Leben. Wieder liefen mir Tränen über die Wangen und so sehr ich auch versuchte sie zurück zu halten, es funktionierte nicht. Und in diesem Moment fehlten sie mir beide. Leon und Meggie. Doch bei Meggie habe ich Hoffnung. Ein Gefühl in mir sagte, dass sie lebte. Aber Leon habe ich gesehen. Ich habe seinen leblosen Körper in den Armen gehalten und geweint, weil ich keine Hoffnung mehr hatte.

Plötzlich wurde ich an der Hand gepackt und von meinem Ast gezerrt.
Schnell befreite ich mich und mein Gegner und ich fielen von dem Baum hinunter in den Schnee. Ich drückte meinen Feind zu Boden und zog mein Messer.
,,Hey Schneehase! Wieso so stürmisch?" Die Stimme versetzte mir einen Stich in mein Herz und ich ließ die Waffe sinken. Sofort weinte ich und ließ von ihm ab. Ich ließ mich rückwärts in den Schnee fallen und stumm presste ich die Lippen aufeinander, um nicht laut zu schluchzen. Stattdessen wimmerte ich und die Tränen strömten mir wie kleine Bäche über die Wangen.
,,Ich dachte du wärst..." 
Anstatt das Leon etwas sagte, zog er mich in eine Umarmung und es fühlte sich so an, als würden Tonnen von Steinen von mir genommen werden. Auch wenn ich ihn in der Finsternis nicht genau erkennen konnte, hörte ich, dass er lächelte, während er fragte: ,,Hast du eben wegen mir geweint?"
Für einen Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte, doch dann entschied ich mich dafür die Wahrheit zu sagen: ,,Ja. Ich habe viel geweint."
,,Ich hoffe jetzt musst du nicht mehr so viel weinen, Schneehase."
,,Wieso eigentlich Schneehase?" Wollte ich wissen und wechselte mit meiner Frage das Thema.
,,Du bist schnell. Wie hast du es geschafft in der kurzen Zeit, so viel Strecke zurück zu legen? Hätte dich fast nicht mehr eingeholt. Aber sag, wie geht's dir? Hast du dich schwer verletzt?"

Mein rechter Arm machte sich wie auf Kommando bemerkbar und Leon zog Sanakraut aus seiner Tasche, die er auf den Bruch drückte.
,,Wird schon." Sagte er. ,,Ich muss mich wirklich bei dir bedanken. Ohne dich wäre ich wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Du hast mir das leben gerettet." An Leons Stimme konnte ich hören, dass er es wirklich ehrlich meinte. 
,,Wegen mir warst du überhaupt erst in dieser Situation." erwiderte ich und lief rot an. Zum Glück konnte er mein Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen. 
,,Nein, bitte. Du kannst absolut nichts dafür. Aber was war da oben los? Wieso bist du gestürzt?" fragte er besorgt. 
,,Da war eine Person oben. Ich... ich habe mich erschrocken." gestand ich. 
,,Was? Wer sollte uns denn ins Gebirge gefolgt sein? Das ist... das hätten wir doch bemerkt. Ich habe aber geahnt, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte." Ich stimmte ihm zu. Irgendetwas war hier ganz komisch an unserer Situation. 

,,Wann gegen wir los?" fragte ich nach einer Weile.
,,Morgen. Du musst dich ausruhen und ich bin auch noch nicht ganz fit. Lass uns ein gutes Versteck für die Nacht suchen. Wir haben eh noch einen Tag Zeit." Entschied Leon und ich musste ihm recht geben. Lucia Nun anzugreifen wäre dumm und unüberlegt. Sie würde uns beide innerhalb von ein paar Minuten töten.

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635 Wörter

Heute leider ein eher kürzeres Kapitel ❤️
I'm sorry, das nächste wird länger ❤️
Hoffe ich haha

Gute Nacht! ❤️💜❤️💜
★Ly★

Elemtry - EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt