Rettung

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Ich folgte Lucia schweigend durch den tiefen Schnee. Sie würde sich niemals mit mir verbünden, aber ich musste mit ihr gehen, um meine Freunde zu schützen. Natürlich war dies total dumm von mir. Doch ich habe in diesem Moment nicht nachgedacht und einfach kopflos gehandelt und jetzt würde es mich wahrscheinlich mein Leben kosten.

,,Wohin gehen wir?" fragte ich Lucia. Als sie stehen blieb und sich mit einem siegesgewissen Lächeln zu mir umdrehte, schrien alle Instinkte in mir Lauf!

,,Vielleicht bleiben wir auch einfach hier." Ich starrte sie an und konnte mir denken, was dies zu bedeuten hatte. ,,Dann finden sie deine Leiche schneller." Das wars. Ich wirbelte herum und rannte weg. Einfach weg, tiefer in den Wald. Die Zweige der Baume zerrten an mir, als wollten sie mich versuchen aufzuhalten. ,,Bleib stehen du kleine Göre! Du wirst alleine nicht weit kommen!" schrie mir Lucia wütend hinter her, doch ich lief weiter. Manchmal stolperte ich fast im tiefen Schnee und konnte mich nur in letzter Sekunde noch auffangen. Aber irgendwann verfing ich mich mit meinem Fuß in einem Ast oder so und stürzte zu Boden. Der Waldboden vor mir sackte ab und ich fiel den Hang hinunter und wurde von etwas am schwer am Kopf getroffen. Alles ging so schnell, dass ich keine Zeit zu reagieren hatte und verlor das Bewusstsein.


,,Grace! Grace wach auf! Na los!" Meine Sicht war verschwommen und mein Körper fühlte sich taub an. Eine Person hatte sich über mich gebeugt und versuchte mich aufzufordern aufzustehen. Ich blinzelte erneut, um endlich ein klares Bild zu bekommen. Wie lange war ich ohnmächtig gewesen? Ich spürte meine Verletzung am Kopf, berührte die schmerzende Stelle mit meinen Fingern und zuckte augenblicklich zusammen. ,,Alles gut. Die Wunde wird schnell wieder heilen, aber wenn wir überleben wollen, dann sollten wir hier langsam verschwinden." sagte die Person vor mir und erst jetzt wurde mein Blick klar. ,,Leon? Was machst du hier?" fragte ich verwirrt und er grinste. ,,Dir helfen, was sonst? Ich bin dir gefolgt. Leider habe ich dich dann kurz aus den Augen verloren und erst wieder gefunden, als du hier bewusstlos im Schnee lagst." fasste Leon kurz zusammen.

,,Aber wieso hat Lucia uns nicht gesehen?" wollte ich wissen. 

,,Naja ich habe einen Tarnzauber angewandt. Zwar kann Lucia jegliche Zauber durchschauen, aber wenn sie nicht alles genau betrachtet funktioniert der Tarnzauber eigentlich ganz gut." Sein unbeschwertes Lächeln war ansteckend und auch ich lachte kurz. Leon half mir aufzustehen und ich klopfte den Schnee von meiner Kleidung. ,,Wohin gehen wir?"

,,Zu einer Freundin." antwortete Leon nur und ich fragte mich, was er damit meinte.

,,Dort warten auch die anderen. Wir mussten aus dem Dorf fliehen, da Lucia ihre Armee dort hin geschickt hat und welche jetzt das Dorf jetzt belagert. Wir können nicht mehr zurück. Auch Zion hat Lucia gefangen genommen."

,,Das ist ja schrecklich!" rief ich bestürzt und folgte Leon durch ein Gestrüpp.

,,Sag wenn dir schwindelig wird, dann machen wir eine kurze Pause. Es kann sein, dass du ein leichte Gehirnerschütterung davongetragen hast."

,,Wieso bist du mir eigentlich gefolgt und nicht einer der anderen?" fragte ich.

,,Wenn wir alle gegangen wären, hätte uns Lucia vielleicht bemerkt. Die anderen haben so vielen Menschen wie möglich geholfen zu fliehen." gab mir Leon zur Auskunft und lief weiter.

Mein Kopf tat zwar höllisch weh, doch ich schaffte es weiter zu laufen. Hoffentlich hatte ich wirklich keine schlimmeren Verletzungen davongetragen und die Wunde heilte schnell. Wir ließen den Wald hinter uns und ich spürte, wie es langsam wärmer wurde. Wie konnte dies möglich sein? Schon nach weiteren paar Minuten war der Schnee um uns herum verschwunden und grüne Wiesen umgaben uns. Es war erstaunlich, wie eine Grenze zwischen Winter und Sommer.

,,Wir sind jetzt außerhalb der Stammesgebiete. Hier gibt es nur ein paar Gebirge, Wiesen und ein riesiges Meer, welches alles umgibt, wie eine Insel auf dem weiten Ozean. Viele fragen sich, ob es weit draußen auf dem Meer noch weitere Inseln gibt, oder ob nur ein einziger Kontinent hier auf dieser Welt existiert." erklärte Leon, während ich mich weiter umblickte.

,,Hat es denn noch keiner versucht?" wollte ich wissen.

,,Die Meisten sind nicht wieder zurück gekehrt, aber eines Tages will ich es versuchen."

,,Dann werde ich mitkommen. Ich möchte auch wissen, ob es irgendwo noch Land gibt." sagte ich. Leon drehte sich kurz zu mir um und lächelte, bevor er sich wieder dem Weg zuwandte und uns quer durch Wiesen und Wälder führte, bis wir schließlich vor einer hohen Steilwand standen.

,,Wie sollen wir da denn rüber kommen?"

,,Werden wir nicht und müssen wir auch nicht." gab mir Leon zur Antwort und lief weiter auf die Wand zu. Bevor ich etwas sagen konnte, war er verschwunden.


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772 Wörter

Elemtry - EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt