Crystal Snow

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Aufstehen ist noch so eine Sache, die du in der Regel alleine tust. Wenn du Glück hast, zieht dich jemand auf die Beine. Trotzdem muss die Kraft aus deinen eigenen Muskeln kommen. Du musst dich hochdrücken, sonst geht's nicht. 

Yoongi hilft in diesem Moment keiner auf. Zuerst rollt er sich auf den Bauch und krabbelt dann auf allen Vieren über die Kacheln, bis er mit den Fingerspitzen das Messer erreicht. Es schleift über den Boden als er es zu sich zieht. Park Jimin lehnt nach wie vor reglos an der Treppe, die hinunter ins Becken führt. 

Er beobachtet, wie Yoongi die ersten paar Schritte taumelt, weil ihm von dem Sturz alles wehtut. Die Naht von seiner Lederjacke ist am linken Ellbogen gerissen und sein Knie pocht. Er steckt das Messer in die Jackentasche und stolpert dann in seinen offenen Stiefeln vorwärts. Mittlerweile klaffen die Schäfte richtig weit auf und er knickt bei jedem zweiten Schritt zur Seite um. Noch immer hält er das Sträußchen Winterjasmin umklammert wie die Hand einer Person, die im Sterben liegt. Die kleinen gelben Blüten haben Federn gelassen, sind zerrupft und blutverschmiert. Doch er hält sie fest. So fest er kann. Denn außer diesem Strauß Unkraut hat er nichts mehr. Alles andere musste er loslassen. Holly. Jungkook. Und seine Maske.

Jimin tritt einen Schritt zurück als Yoongi mit schweren Schritten die Treppe hoch wankt. Er erinnert sich daran, wie sie vorhin durch das nasse Gras gelaufen sind. Leichtfüßig Richtung Zukunft. Es ist nur ein paar Stunden her, doch gefühlt trennen ihn jetzt Welten von diesem Moment. Der Graben. Der Graben, den er gerade geschrien hat, liegt dazwischen. Der Moment, in dem die Sonnenflecken in Park Jimins Mund gehuscht sind, als er ihn zu einem stummen Stöhnen geöffnet hat, ist Teil eines früheren Lebens. Yoongi hebt zuerst den Blick und dann ganz langsam den Kopf. Er saugt dabei die Wangen ein bisschen ein. Zuerst starrt er angestrengt Richtung Himmel, an dem das letzte Tageslicht verglüht, dann fokussiert sich sein Blick auf Jimin unmittelbar vor ihm. Als er die Wimpern senkt, fallen neue Tränen von seinem Kinn. Es ist eine Art trotzige Aufrichtigkeit mit der er seinen Exfreund ansieht. Ich kann es nicht ändern. Ich bin auch nur ein Mensch.

Jimin wirkt merkwürdig gefasst. Viel zu gefasst. Mehr versteinert als gelassen. Die Wunden in seinem Gesicht sind das Einzige, was der Situation noch einen zeitlichen Bezug gibt. Sie sind noch nicht verheilt. Es ist alles gerade erst passiert. Doch abgesehen davon hat der Moment zwischen ihnen etwas völlig Zeitunabhängiges. Sie befinden sich in einer Blase. Das leere Schwimmbecken erstreckt sich hinter ihnen. Eigentlich sollte es randvoll mit Wasser sein. Doch das ist es nicht. Es ist genauso leer wie dieser Moment. Sie sind zwei Hüllen, die sich gegenüberstehen. Leere Verpackungen, deren Inhalt längst verbraucht wurde. Sie haben sich nichts mehr zu sagen. Und doch reden sie.

"Du willst was von ihm, oder?", fragt Jimin mit seiner glockenreinen Stimme. Sie passt nicht in diesen Moment. Sie ist zu golden für diesen Ort.

Yoongi schüttelt den Kopf. Vielleicht, um Jimins Worte zu verneinen. Vielleicht, um die Tränen von seinem Kinn abzuschütteln. Vielleicht kommt es auf dasselbe hinaus. Sein Blick versteift sich auf einen der Buttons an Jimins blauer Lederjacke. Es ist das Rolling Stones Logo. Yoongi ist sich ziemlich sicher, dass Jimin keinen Song von den Rolling Stones mit Namen kennt, geschweige denn, dass er ihn mitsingen könnte. Sie alle versuchen irgendwas darzustellen, was sie nicht sind. Vorhin hat er nackt vor ihm im Sonnenlicht gelegen. Doch jetzt sind sie zurück an dem Punkt, an dem Stoff und Leder die Narben bedecken. Und sie können nicht zurück.

"Wieso hast du ihn dann geküsst?", fragt Jimin platt. Yoongi zuckt die Achseln. Er traut sich nicht, in Jimins Gesicht zu sehen. Er wünschte, Jimin würde ihn in den Arm nehmen. Es ist völlig absurd. Er kann kaum noch aufrecht stehen. Wenn er jetzt zusammenbrechen würde, würde Jimin einfach weggehen, oder? Dann würde er heute Nacht hier erfrieren. Du musst dich bewegen. Du musst weitermachen, egal wie sehr es schmerzt. Sonst erfrierst du alleine an dem Ort, an dem sie dich vergessen haben. Das sind Yoongis Gedanken. Das waren sie immer schon.

"Warum gibst du es nicht einfach zu?", bohrt Jimin weiter. "Denkst du, ich merk nicht, dass du auf ihn stehst? Und das nicht erst seit gestern..."

Yoongi lacht durch die Zähne. Es ist das kraftloseste Lachen der Welt.

"Und wenn schon? Spielt doch keine Rolle... Der Typ ist straight."

Jetzt lacht Jimin. Es klingt spöttisch, doch Yoongi entgeht der Hauch Verzweiflung nicht.

"Ja, das mag sein, dass er straight ist. Er bläst auf jeden Fall, als wäre er straight", stößt Jimin kopfschüttelnd hervor.

"Was?!", kommt es von Yoongi noch in derselben Sekunde zurück.

Jimin starrt ihm in die Augen.

"Hast du dich nie gefragt, wo Jeon Jungkook plötzlich herkam? Warum er plötzlich unter der Brücke aufgetaucht ist, obwohl ihn keiner kannte?"

Yoongi deutet ein Kopfschütteln an; seine Augen sind schreckgeweitet. Er kennt Jimin. Je öfter du einen Menschen kommen gesehen hast, desto schneller weißt du, ob er lügt. Und Jimin sagt die Wahrheit. Jeon Jungkook und Park Jimin hatten etwas miteinander. Oder haben sie es womöglich immer noch?

"Ich hab ihn mitgebracht. Er hat mich auf 'ner Dating App angeschrieben. Hat Erfahrungen in die Richtung gesucht. Kontakte in die Szene. Vielleicht hast du wirklich Recht. Vielleicht ist er straight. Und damit meine ich nicht seine Sexualität. Ich hatte ein paar mal was mit ihm. Und danach zu urteilen, wie viel Spaß er dabei hatte, ist er auf jeden Fall bi. Aber in manchen Fällen ist straight sein eine Entscheidung, die nicht viel mit deinen wirklichen Gefühlen und Neigungen zu tun hat. Seine Sexualität mag nicht straight sein, aber seine Identität ist es eben. Müsste dir doch eigentlich bekannt vorkommen, oder?"

"Du... hattest ein paar mal was mit ihm?", fragt Yoongi schwach und ignoriert dabei den direkten Angriff, den Jimin gerade ausgespielt hat.

"Ja, stell dir vor... ich hab einfach Bestätigung gebraucht, nachdem du mit mir Schluss gemacht hast. Ich hab es nicht verstanden, Yoongi. Bis heute nicht. Ich weiß nicht, warum du mich von einem Tag auf den anderen so fallen lassen hast. Jungkook hat mich kurz danach angeschrieben und wir haben sehr lange gechattet, bevor wir uns überhaupt das erste Mal getroffen haben. Er war sehr zurückhaltend. Hat von Anfang an ehrlich gesagt, dass er keine Erfahrungen mit Typen hat. Ich weiß nicht, was du alles über ihn weißt... aber ich denke mal recht wenig. Weil Leute sich dir eh nicht anvertrauen können. Weil sie nie wissen, woran sie bei dir sind. Du hältst zu jedem immer diese Distanz. Jungkook sucht das Gegenteil. Er sucht sich selbst. Ein Zuhause. Ich glaube, das ist es. Ein Zuhause. Du hast von Anfang an so getan, als wäre er ein verwöhntes Scheißblag, das nicht weiß, was Probleme sind. Ich kann dir versprechen, dass es bei ihm nicht so ist. Er hat genauso Angststörungen wie du. Ob du aus der Gosse kommst oder aus der reichsten Family Koreas. Der Scheiß macht offensichtlich vor niemandem halt. Jungkook hat auf dem Papier zwar zwei Eltern, aber im Prinzip hat er genauso keine Familie wie du und ich. Die Kreise, in denen er aufgewachsen ist, sind so fake. Ich hab kein Geheimnis daraus gemacht, dass ich finanziell nicht so gut dastehe wie er und in was für einer Szene ich unterwegs bin. Das hat ihn fasziniert. Er glaubt hier unter der Brücke irgendwas zu finden, was es in seinem Elfenbeinturm nicht gibt. Er hatte schon Erfahrungen mit Drogen, als ich ihn kennengelernt habe. Die gibt es in seinen Kreisen wohl auch. Aber dort schluckt man sie halt alleine. Traurig, aber scheinbar wahr. Er sucht Freunde. Und seine Definition davon ist wohl billigen Supermarkt-Wein zusammen mit zehn Anderen aus der gleichen Flasche zu saufen und sich dabei Lippenherpes zu holen... anstatt einsam auf seinem Designer-Sofa ein Schlückchen Perignon aus dem Kristallkelch zu schlürfen. Nachvollziehbar irgendwie... Er hat bis jetzt nicht richtig gelebt. Und das versucht er gerade hier nachzuholen. "

Der Moment heute Morgen. Als Jungkook ihn gefragt hat, ob sie Freunde sind. Er hat es vorher schon ein paar Mal gemacht. Verneint, dass sie es sind. Um es von Yoongi zu hören. Die Nacht, in der Yoongi ihn aus der Schule geschmissen und anschließend wieder reingeholt hat. Jungkook hat erst richtig angefangen zu heulen, als Yoongi ihn in die Arme genommen hat. Weil verstoßen werden ein Gefühl war, das er kannte. Er kannte Kälte. Doch Wärme kannte er nicht.

"Was... lief zwischen euch? Seid ihr... seid ihr zusammen?", fragt Yoongi matt. Jimin schüttelt den Kopf.

"Nicht viel. Bei unseren ersten Dates lief ein bisschen was. Küssen, rumfummeln... Er hat mich häufig bei K-Star besucht. Nach Ladenschluss. Wir haben zwischen den Klamotten gesessen und gequatscht. Einmal hat er mir geholfen, Inventur zu machen. Dabei ist es dann passiert. Dass er mir einen geblasen hat, meine ich. In der Umkleide, damit man uns nicht durch das Schaufenster sehen kann."

Jimins Worte laufen an Yoongi herab wie Regenwasser. Sie sind kalt und kriechen überall hin. Ausgeschlossen. Bei der Vorstellung, wie Jimin und Jungkook sich ohne ihn nah kommen, fühlt er sich von Gott und der Welt verlassen, obwohl er genau weiß, dass es dabei gar nicht um ihn ging. Das macht es so schlimm. Was wirklich weh tut ist auch nicht das Bild von Jungkook, wie er in der kleinen Umkleide, die eigentlich nur aus einem Vorhang um einen Hocker besteht, vor Jimin auf dem Boden kniet. Sondern die Sequenz, die Yoongis Gehirn sofort hinzuaddiert... davon, wie Jimin und Jungkook ausgelassen lachen und sich gegenseitig mit Klamotten bewerfen. Es hat absolut nichts mit ihm zu tun. Und doch lachen sie über Yoongi.

"Und... wie ging es dann weiter? Was... ist jetzt zwischen euch?", fragt Yoongi. Es ist ein bisschen, als würdest du den Henker bitten, eine besonders stumpfe Klinge zu wählen, damit er auch ja mehrere Anläufe braucht, um deinen Kopf abzuhacken. Er weiß jetzt, dass Jungkook nichts von ihm will. Warum muss er das Beil immer wieder in die bereits matschige Wunde klatschen lassen? Vielleicht macht er gerade genau das, was Jimin mit seinen Armen macht, mit seinem Herzen.

"Ich denke, wir sind Freunde... gute Freunde. Das wir im K-Star manchmal rumgemacht haben, war noch bevor ich ihn mit unter die Brücke genommen habe. In der Zeit, wo du mich nach der Trennung so richtig hart geghostet hast."

"Ich hab dich nicht geghostet!", fällt Yoongi ihm aufgewühlt ins Wort. "Ich brauchte einfach... Zeit zum Nachdenken, okay?"

Es waren die Wochen nach ihrer Trennung, die Yoongi fast vollständig verschlafen hat. In dieser Zeit wollte er einfach nicht mehr wach sein. Jimin übergeht seinen Zwischenruf mit einem Augenbrauen-Flip.

"Jedenfalls brauchten Kookie und ich beide Jemanden zum reden. Und die Freundschaft war dann irgendwie wichtiger als 'ne mögliche aufkeimende Beziehung. Mir zumindest... ich kann dir nicht sagen, ob Kookie ernsthaft was von mir wollte... Vorgestern hab ich es nochmal kurz gedacht. Er kam ins K-Star. Nachdem er bei dir gewesen war. Und er war ziemlich neben sich. Hat erzählt, dass ihr gestritten habt... Dass du ihn eiskalt rausgeworfen hast. Es hat mich ein bisschen irritiert, dass er mich dann plötzlich gefragt hat, ob wir die Ohrringe noch haben, von denen ich dir damals den einen geschenkt habe. Den, den du vorhin... naja. Wir haben an dem Abend im Laden geschlafen. Meine Chefin ist im Moment im Urlaub, deswegen hatte ich die Spät- und am nächsten Tag die Frühschicht. Normalerweise öffnet sie morgens, deswegen geht das so selten. Naja, jedenfalls hat er sich in der Nacht heftig an mich rangemacht. Ich glaube, er wollte Sex. Aber ich hab abgeblockt. Und danach war er richtig down. Ich bin irgendwann eingeschlafen und als ich zwischendurch wach geworden bin, saß er heulend vor dem Fenster im Hinterzimmer und hat Musik gehört. Wir haben aber nicht weiter drüber geredet... Ich denke, ich hab ihn erfolgreich gefriendzoned, aber wie gesagt... Ich kann nicht beschwören, ob er überhaupt irgendwelche anderen Absichten hatte."

"W- wieso?", stottert Yoongi mit leerer Stimme. "Ihr versteht euch doch gut. Du sagst, dass ihr euch so ähnlich seid. Vielleicht könnt ihr euch gegenseitig genau das geben, was ihr braucht. Warum fängst du nichts mit ihm an?"

Jimin scheint zu wachsen. Er atmet so lange und so tief ein, dass für Yoongi keine Luft mehr übrig bleibt, während er auf die Antwort wartet.

"Naja... vielleicht, weil ich in dich verliebt bin und jeden Tag, der vergeht, hoffe, du würdest zu mir zurückkommen. Oder mir zumindest endlich erklären, warum ich niemals genug für dich war, Min Yoongi."

Als Namjoon sie vorhin verloren hat, ist die Fähigkeit, Sätze aus Beton zu bauen, offensichtlich auf Jimin übergegangen. Yoongis Herz prallt mit 150kmh vor die Wand seiner Worte. Und dabei verliert er all seine eigenen.

"Wieso, huh?", platzt Jimin plötzlich hervor. Er hat so schlagartig angefangen zu heulen, dass Yoongi die ersten Tränen verpasst hat. Aber im nächsten Moment peitschen sie schon um ihn herum wie ein Blizzard. Es ist ein Sturm aus Tränen, Fragen und Vorwürfen.

"Wieso, Yoongi? Wieso bringst du mich dazu, dir meine Narben zu zeigen? Wieso sagst du, dass ich dir wichtig bin? Lässt zu, dass ich dich wieder küsse und dir mein Herz ausschütte? Wieso küsst du zurück? Wieso schläfst du so zärtlich mit mir, wie du es noch nie vorher gemacht hast, wenn du dich im nächsten Moment umdrehst und dich Jeon Jungkook an den Hals wirfst? Obwohl es seine Schuld ist, dass Holly überfahren wurde!"

Yoongi kann die Tränen nicht auffangen. Er lässt sie vorbeifließen, damit sie das leere Schwimmbecken wieder füllen. Wenn Yoongi komplett hilflos ist, hilft nur noch eins. Dann muss er sich selbst verletzen, indem er seinem Gegenüber wehtut.

"Ja?!", keift er Jimin an. "Du meinst Jungkook ist schuld, ja? Vielleicht bist du es ja! Schon mal darüber nachgedacht? Warum hat Jungkook sich denn so das Gehirn weggeballert? Vielleicht ja wegen dir und deiner Abfuhr!"

Jimins Tränen, die sie umgeben wie ein Mahlstrom, bleiben in der Luft stehen. Dann fallen sie alle gleichzeitig zu Boden wie Scherben. Die Verzweiflung schlägt zu Wut um. Für einen Moment tobt ein Krieg auf seinem wunderschönen Gesicht. Und schließlich heben sich alle Emotionen gegenseitig auf. Es bleibt einfach nichts zurück.

"Hast du gerade gesagt, dass ich schuld an Hollys Tod bin?", flüstert Jimin. Seine Stimme ist kein Honig mehr, sondern Frost. Yoongi ist sprachlos. Er wünscht sich immer noch, dass Jimin ihn in den Arm nimmt. Doch so ist das mit dem Wegstoßen. Wenn du einem Menschen gleichzeitig eine Messerklinge und einen Strauß Blumen entgegen streckst, wird er zwangsläufig das Messer zuerst sehen.

"Vielleicht bist du ja auch schuld", zischt Jimin kühl. "Du wolltest doch unbedingt mit mir in die Schule. Reden, mein Arsch. Du wolltest mich nur vögeln, weil du mal wieder horny auf Jungkook warst. So wie neulich Nacht, als wir Cam-Sex hatten. Wenn du weniger an deinen Schwanz und mehr an deinen Hund gedacht hättest, wäre er jetzt vielleicht nicht Straßenbelag."

Und so stehen sie voreinander. Was gesagt ist, ist gesagt. Auch wenn keiner von beiden es wirklich so gemeint hat. Krieg wird niemals Frieden säen. Das schafft nur Ehrlichkeit. Du kannst die Worte nicht wieder einsammeln. Wenn du jemanden erschossen hast, kannst du die Kugel nicht wieder aus der Wunde ziehen und "steh auf" sagen. Jimin wendet sich ab.

"Wo gehst du hin?", brüllt Yoongi ihm verzweifelt nach. Jimin blickt über die Schulter.

"Nach Hause. Ich hab keinen Grund mehr, unter der Brücke zu bleiben. Mein einziger Grund warst du."

*

Das ist Chekhov's Gun. Eines der plumpsten literarischen Prinzipien überhaupt. Es geht auf den russischen Autoren Anton Chekhov zurück und besagt, dass, wenn du eine Waffe in eine Geschichte einführst, diese irgendwann geschossen werden muss. Jedes Plot Element muss einen Nutzen haben. Alle Unnützen müssen entfernt werden. Keine falschen Versprechungen. Wenn ein Autor deine Aufmerksamkeit ziemlich früh beiläufig auf ein scheinbar bedeutungsloses Schmuckstück richtet, ist es höchstwahrscheinlich der Schlüssel zum Plot Twist. Und wenn ein Autor dir im ersten Kapitel verrät, wie die Story ausgeht, dann glaub ihm besser. 

Scream harder, NovemberWhere stories live. Discover now