Kapitel 01 - Ewartungen

14 0 0
                                    

"Nicht einmal der Tod, kann dich vor mir retten!"

Dieser Satz begleitet mich durch mein ganzes Leben. Immer wieder rufe ich ihn mir in Erinnerung, wenn ich mal an mir Zweifel. Denn ich bin Alexej Rudnik. Und dies ist meine Geschichte. Wie ich zu dem Mann geworden bin, der ich heute bin.

Aus dem Urschleim brauche ich nicht zu beginnen. Meine größten Erfolge reichen um mich verstehen zu lernen. Denn kennen lernen musst du mich nicht. Jeder kennt mich!

Beginnen wir mit der Zeit nach meinem Medizinstudium. Ich schluckte schwer, als mein Name aufgerufen wurde und ich die Treppen zur Bühne hinauf lief. Ich erinnere mich noch, wie stolz mich meine Eltern und Geschwister, allesamt hochrangige Ärzte, angesehen haben. Sie hatten sicher hohe Ansprüche an ihren einzigen Sohn. Ich atmete tief durch und sah dem Direktor zu wie er freudig strahlend von einigen meiner Arbeiten erzählt. Er geizte nicht grade mir Honig um mein Mund zu schmieren. Immer wieder tänzelte sein Blick zu meinem Vater, der zustimmend nickte. Mein Blick war stur grade aus gerichtet und ich seufzte leise. Was für eine Tortur. Jeder wollte sich mit mir Gut stellen um die Gunst meiner Familie zu erhalten.

" ...Doch nun genug der Worte.", sprach der Leiter der Uni und sah mich erwartungsvoll an, "Alexej Rudnik ist nicht nur mit Abstand der Beste seines Jahrganges, sondern erhält heute eine Auszeichnung."

Ich trat langsam vor. Ein raunen ging um. Eifersüchtig starrten meine Mitstudenten mich an.

"Mit seinen jungen Jahren hat er eine Passion entwickelt, die nach einem Unfall einer Familie ihr Glück und ihren Lebensmut zurück gab. Er hat das Leben eines Kindes gerettet."

Ich erinnere mich daran. Ein kleiner Junge hatte einen schweren Unfall und ich nahm mich seiner an. Nur meinen besonderen Fähigkeiten war es zu verdanken, dass er noch lebte. Ein Wunder, schrieben die Medien. Das ich seinen Körper wiederbelebte, bevor seine Seele diesen verlassen konnte, wusste nur ich. Der ältere Mann sprach weiter mit geschwellter Brust: "Ich bin stolz darauf, dass ich so einem fähigen Studenten heute seinen Abschluss und diese Urkunde überreichen darf."

Er kam auf mich zu und überreichte mir die Urkunde und mein Diplom. Er verharrte in dieser Position für einige Fotos. Lästig diese Paparazzi. Ein Fehltritt meinerseits und meine Familie fällt in Ungnade. Ich versuchte zu lächeln um nicht allzu dämlich auf den Bildern zu wirken. Der Leiter sprach über Interviews der Familie und Zeitungsartikel zu dem Wunder. Mein Blick wanderte unauffällig zu meinen Eltern im Publikum. Vater sah mich streng an. Als ich merkte, dass die Schriftstücke in meiner Hand leichter wurde, da der Leiter der Uni sie los ließ, stellte ich mich kurz für einige Fotos hin, nur um dann so schnell wie möglich in den Hintergrund zu verschwinden. Ich wollte eigentlich nur wieder in mein Bett. Stillschweigend ließ ich den restlichen Abend über mich ergehen.

Ich schlug die Augen auf und bereute es gleich wieder. Die Sonne war erbarmungslos und meine Kopfschmerzen unerträglich. Murrend legte ich meinen schweren Körper auf die Seite und zog die Decke höher. Wie lange ich gestern Abend noch gefeiert habe wusste ich nicht. Vater war in Trinklaune.

Als ich die Stimmen im Flur hörte setzte ich mich auf und schaute mich um. Ich war in meinem Zimmer. Ich blinzelte und rieb mir die schmerzenden Augen. Die Uhr an der Wand zeigte mir kurz vor 12 an. Daneben prangten in goldenen Rahmen mein Diplom und die Urkunde. Wann hatte ich die denn bitte auf gehangen? Seufzend erhob ich meinen Körper. Das Bett knarzte leise, als es mein Gewicht nicht mehr tragen musste. Mein Zimmer war groß und sauber. Ein Schrank für meine Anzüge so wie ein Schreibtisch für meine Studienaufgaben fand locker Platz. Das große Fenster ließ die erbarmungslose Mittagssonne hinein. Als ich die schweren Gardinen schloss viel mein Blick in den Spiegel. Ein sehr großer, blasser Mann starrte mir entgegen. Meine graublauen Augen sahen Müde aus und ruhten in tiefen Augenhöhlen in meinem Markanten Gesicht. Ich sah aus wie mein Vater in jungen Jahren. Müde verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln. Ich griff nach der Hose und zog sie mir an. Das frische Hemd zu meiner rechten zog ich über meinen muskulösen Rücken und stopfte es in meine Hose, ehe ich diese mit einem Gürtel fest zog. Darüber trug ich eine Weste im selben Beige wie die Stoffhose. Ich legte meine Rolex an und strich mir die hellbraunen Haare aus dem Gesicht ehe ich diese zurecht kämmte. Gähnend verließ ich mein Zimmer.

Alexej Rudnik -  Bekenntnisse eines NekromantenWhere stories live. Discover now