Kapitel 21

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Ich versuche, flach und ruhig zu atmen. Die eiskalte Kling drückt mir der fremde Mann fester an den Hals. Ryan macht einen Schritt in unsere Richtung. „Keinen Schritt weiter! Sonst stirbt sie!", schreit er. Sofort stoppt Ryan.

„Das macht keinen Sinn." Cora kommt vorsichtig und mir erhobenen Händen auf mich zu. Langsam bekomme ich Panik, denn die Klinge schneidet leicht in meine Haut. Mein Atem wird schneller und heftiger.

„Ich habe niemanden ermordet.", presse ich hervor. Der Mann zieht mich näher heran und zischt in mein Ohr: „Oh doch. Du hast meinen Vater getötet. Vor meinen Augen!"

Den letzten Satz schreit er förmlich in mein Ohr. Unter anderem Umständen hätte ich jetzt den Kopf weggezogen. Verwirrt versuche ich meine Gedanken zu ordnen. Leider bekomme ich kein Muster hinein. Es sind zu viele Fragen.

„Lass mir deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Er presst die Klinge seines schmutzigen Messers so nah an meinen Hals, dass ich spüre, wie mein warmes Blut hinunterfließt. „Es war vor zwei Jahren. Hier. In Natro. Du hast ihn mit einem deiner dreckigen Messer ermordet."

Mit einem Schlag weiß ich, was ich getan habe. Warum ich es getan habe.

Vor zwei Jahren ist Laila gestorben. Hier, in Natro. Was bedeuten muss, dass- „Ich habe mich nur gewehrt! Dein Vater hatte meine Freundin grundlos ermordet. Vor meinen Augen.", zitiere ich ihn, „Er hätte mich auch umgebracht, hätte er noch Zeit gehabt, da bin ich mir mehr als sicher." „Er konnte dich gar nicht umbringen! Er hatte keine Zeit mehr dafür! Aber dafür werde ich mich endlich rächen!"

Ich beginne zu zittern und spüre, wie eine heiße Träne meine Wange herunterläuft. Ich wollte das alles nicht, will ich flüstern, doch bekomme keinen Ton heraus. Lange halte ich nicht mehr durch. Die Klinge dringt tiefer in meiner Hals ein. Ich werde streben. An dem Ort, an dem Laila ebenfalls diese Welt verlassen hat. Ich möchte den Mann fragen, warum sein Vater Laila getötet hatte.

Dann reißt mich ein Schuss zurück in die Realität. Die kalte Klinge löst sich von meinem Hals und kommt klirrend auf dem staubigen Boden auf. Ich springe sofort auf. Mein Blick findet den entsetzten Blick von Cora. Doch sie blickt nicht mich an. Sie blickt zu der Leiche des Mannes, dessen Vater ich getötet hatte. Mir treten die Tränen in Augen. Ich wollte nicht, dass er auch starb. Ich will nicht noch jemanden auf dem Gewissen haben. Ich habe nun eine Familie ausgelöscht. Zwar wollte er mich umbringen, aber ich habe Mitleid mit ihm. Niemand verdient den Tod. Aber die Welt ist nun mal nicht gerecht, dass habe ich oft genug erfahren.

Ich spüre eine warme Hand auf meiner Schulter. Sofort fahre ich herum und blicke in zwei vertrauten Augen: Ryans Augen. Er presst die Lippen zusammen, als würde er gerne etwas sagen, aber es sich nicht trauen.

„Wer war das, Yina? Und Nobeen, wir sprechen uns gleich noch. Wir erschießen keine Zivilisten." Duncon wirft der Frau einen verachtenden Blick zu. Das wird bestimmt noch lustig, wenn sich jetzt schon alle in die Haare bekommen. Zitternd vor Schock stehe ich dort, wie ein Baum in– Ja, in was? In einem Wald voller Schutt und Asche? In einem Wald voller Trümmern?

Unsicher beiße ich auf meine Unterlippe. Wie erzählt man am besten, dass man eine Person umgebracht hatte?

„Ich kannte den Mann nicht. Aber-", Ich spüre, wie meine Stimme bricht. Vergeblich versuche ich weiterzureden. Leider bleiben die Worte in meinem Hals stecken, kommen nicht heraus. Duncan blickt mich an. Ich weiß nicht, wie sie mich anblickt, ich kann es nicht deuten. Dann sagt sie, dass wir später weitersprechen werden. Beschämt gucke ich nach unten und schließe die Augen. Ich will das nicht mehr! Ich will nicht auf dieser Reise sein.

„Hey, die anderen sind schon weitergegangen, kommst du?" Ryans ruhige und warme Stimme reißt mich zurück ins Hier und Jetzt. Heraus aus meiner Trance. Ich nicke nur. Die Worte beschließen, lieber weiterhin in meinem Hals stecken zu bleiben.

Wir laufen in Richtung der anderen Menschen. Ob sie gesehen haben, dass einer von ihnen erschossen wurde? Bestimmt, schließlich war der Schuss ziemlich laut. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn die restlichen Zivilisten es nicht mitbekommen hätten.

„Ryan?", frage ich. Erwartungsvoll blickt er mich an. „Duncan meinte doch, dass wir nicht auffallen dürfen." Ich deute an mir herunter. „Na ja, das hier ist alles andere als unauffällig." Damit bringe ich Ryan zum Lachen. Leeson und Cora werfen uns mahnende Blicke zu. In diesem Moment vergeht meine Freude wieder, so schnell, wie sie aufgekommen ist. Mein schlechtes Gewissen drängt sich zurück in den Vordergrund. Doch ich habe kaum Zeit, mir weitere Gedanken zu machen, da ein Mann aus unserer Gruppe die Stimme erhebt: „Wir sollten anfangen zu filmen, bevor die anderen Bürger zu uns kommen." Filmen? Was soll das denn jetzt bedeuten?

Nach einer langen Erklärung von Cora ist mir nun klar, wie es ablaufen wird: Mounsin, der Kameramann der Truppe wird zwischendurch einzelne Personen filmen und wir sollen irgendwas zu den Umständen sagen. Diese Videos werden dann ausgestrahlt, falls noch irgendwo die gigantischen Displays erhalten sind. „Wir fangen an mit ...Yina." Seufzend laufe ich zu Mounsin. Warum muss ich anfangen?

„Okay, sag doch bitte etwas über den Krieg und die Folgen. Am besten mit ein paar positiven Sachen, damit die Leute Hoffnung bekommen. Kriegst du das hin?" Ich nicke. Mounsin hebt ein kleines schwarzes Gerät hoch und zeigt mir einen Daumen nach oben. Die Kamera läuft. Ich hole noch einmal Luft, bevor die Worte aus mir heraussprudeln:

„Liebe Bürger und Bürgerinnen von Extril! Ich bin Yina Johnsson und wurde auf eine Expedition geschickt, um mit einer Gruppe von ausgewählten Menschen, nach euren verschollenen Familienmitgliedern zu suchen. Es ist eine traurige Wahrheit, dass die Menschheit seit Jahrtausenden von Kriegen geplagt wurde. Kriege haben immer Leid, Zerstörung und Schmerz verursacht, unabhängig davon, wer gewinnt oder verliert.

Der Krieg, der uns so lange getrennt und gegeneinander aufgehetzt hat, ist endlich zu Ende. Aber das allein ist nicht genug. Wir müssen jetzt zusammenstehen, um den Frieden zu bewahren und eine bessere Zukunft für uns alle zu schaffen.

Wir alle wissen, dass Krieg nicht nur physisches Leid verursacht, sondern auch emotionale und psychische Narben hinterlässt. Viele Menschen haben im Krieg ihre Familien, Freunde und ihr Zuhause verloren. Andere haben traumatisierende Erlebnisse durchgemacht, die sie für immer verändern werden. Manche haben beide dieser schlimmen Dinge erlebt. Wir müssen uns jetzt um diese Menschen kümmern und ihnen helfen, die Wunden zu heilen, die der Krieg hinterlassen hat.

Und schließlich müssen wir auch die Lektionen aus dem Krieg lernen. Wir dürfen nicht vergessen, wie zerstörerisch Krieg sein kann und wie wichtig es ist, zusammenzuhalten und Konflikte friedlich zu lösen. Wir müssen unsere Unterschiede überwinden und gemeinsam für eine bessere Zukunft arbeiten. Denn nur wenn wir zusammenhalten, können wir verhindern, dass sich die Schrecken des Krieges wiederholen."

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