Kapitel 13

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Am nächsten Morgen laufe ich verzweifelt in meinem Zimmer auf und ab. Soll ich jemand von Havens Drohung erzählen? Oder würde sie dann Libitina etwas antun? Ach, ich weiß es nicht. Auf einmal klopft es an der Tür. Ich schrecke aus meinen Gedanken. Vorsichtig öffne ich die Tür. Oh nein. Denn der Mann  der vor der Tür steht, kommt mir nur allzu bekannt vor.

,,Hey, ich will dich zum Training abholen.", sagt Ryan. Ich schlucke. Bitte, bitte nicht stottern, Yina! ,,Ja klar, ich hole noch schnell meine Sachen." Ich schlage die Tür zu und zucke wegem dem lautem Geräusch zusammen. Verdammt, ich darf mir nichts anmerken lassen. Schnell schlüpfe ich in meine Trainingskleidung und reiße die Tür auf. Ryan stolpert und fällt auf mich. Ich bin zwar stark, kann aber sein Körpergewicht nicht halten. Wir knallen auf den Biden. Ich rappel mich auf. Er blickt mich zerknirscht an.

,,Ich habe mich gegen die Tür gelehnt und plötzlich ist sie aufgegangen, und dann habe ich irgendwie das Gleichgewicht verloren..." ,,Ach, ist ja nichts passiert." Ich könnte schreien vor Glück. Ryan Walker entschuldigt sich bei mir! Lächelnd folge ich ihm zum Raum.

Alles scheint unverändert. Cora winkt mir zu und ich laufe direkt zu ihr. Entschuldige dich bei ihr, schreit alles in mir, aber ich bekomme einfach keinen Ton raus. Warum schüchtert mich auf einmal alles ein?

,,Herzlich willkommen, Sonder-Truppe des Morgenstern. Ich würde sagen, da ihr nun komplett seid, wäre sicherlich eine Vorstellungsrunde angebracht. Ich bin Abena Duncan, Leiterin der Gruppe. Übrigens, in der nächsten Woche werden wir aufbrechen. Von daher trainiert noch einmal härter als sonst. Der genaue Abreisetag steht allerdings noch nicht fest. Ich erwarte noch Nachrichten von Haven. So, fangen Sie doch bitte an.", die Frau deutet auf Ryan. ,,Hallo, ich bin Ryan Walker, ich bin 19 Jahre alt und ich kann gut mit Gewehren umgehen." So geht es immer weiter, bis wir schließlich bei Cora ankommen. ,,Ich bin Cora Hoston und 21 Jahre alt. Mein Talent ist, dass ich Karten zeichnen kann. Es kann uns von Nützen sein, wenn wir es auf die Insel schaffen." Die anderen nicken zustimmend. Eine Stille breitet sich aus. Erst jetzt bemerke ich, wie mich alle anstarren. Auch Cora schaut mich erwartungsvoll an. Mist, ich bin dran. Diesmal braue ich keinen Spiegel um sicherzugehen, ob ich rot werde oder nicht. Die Hitze versengt beinahe mein Gesicht. 

,,Ich, äh, bin Yina Johnson und ich werfe Messer. Ach ja, ich bin siebzehn Jahre alt." Warum starren mich immer noch alle an? Ein Mann namens Leeson fragt: ,,Warum nehmen wir eine Minderjährige mit?" Ah, das ist also der Knackpunkt. Diese Frage stelle ich mir nämlich auch. Erwartungsvoll schauen der Mann und ich Abena Duncon an. Sie beißt sich nervös auf die Lippe. Als nun der ganze Raum verstummt, scheint sie sich zusammenzureißen. ,,Die Auswahl der Gruppenmitglieder liegt nicht in meiner Hand." Wow, dafür hat sie aber wirklich lange gebraucht. Alle in diesem Raum wissen, wer für die Auswahl zuständig ist. Haven. Was hat sie vor? Will sie den Menschen wirklich helfen? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Duncon sieht mich mitleidig an. Was soll das? Ich will kein Mitleid! ,,Gut, geht bitte trainieren. Ich vertreibe alle Fragen aus meinem Kopf und beginne gedanklich eine Liste zu erstellen:

Cora Hoston - Karten
Ryan Walker - Gewehre
Jack Leeson - Pfeil und Bogen
Naomi Kennedy - Fallen

Mist, an mehr Namen erinnere ich mich nicht mehr. Ich gehe zu dem Tisch mit den Waffen. Hier kann man sich Waffen aussuchen, danach in eine freie Kabine gehen und dort trainieren. Ich nehme mir fünf Messer mit und sich mir eine Kabine. Ich laufe an der Kabine eines Mannes vorbei, der seinen Speer wirft. Ich sehe ebenfalls Ryan, der auf blaue Hologramme schießt. Da hinten sehe ich eine leere Kabine.

Ich schließe die Tür hinter mir. Der Raum ist groß. Wütend denke ich darüber nach, wie viele Menschen hier wohl leben könnten. Leider bin ich sehr schlecht im Schätzen. Ich nehme mir eines der Messer und fokussiere mein Ziel. Die Zielscheibe ist komplett schwarz, nur in der Mitte ist ein kleiner roter Punkt. Von hier ist er kaum sichtbar. Ich nehme ein zweites Messer in die Hand, ohne mein Ziel aus den Augen zu lassen. Ich hebe meinen rechten Arm und werfe. Noch während ich loslasse, schnellt mein linker Arm hoch und lässt ebenfalls das Messer los. Kurz nacheinander bohren sie sich in die Zielscheibe. Ich renne zu ihr, um die Messer wiederzuholen. Ich habe sie leicht schief geworfen, deshalb stecken ihre Spitzen beide in dem rotem Punkt. Ich ziehesie hinaus und mache mich auf den Weg nach draußen.

Als ich alles an seinen Platz zurückstelle, kommt Duncan auf mich zu. ,,Na, machen wir schon Feierabend, Johnson?" Ich bemerke den sarkastischen Unterton in ihrer Stimme. Nein, ich räume alles nur zum Spaß weg. ,,Ich muss noch einmal zu Haven." Sie sieht mich vorwurfsvoll an, lässt mich aber ohne Widerstand gehen.

Ich laufe direkt zu ihrem Büro.

Jetzt werde ich es ihr sagen.

Ich werde ihr alles erklären.



Ich möchte dieses Kapitel Lena280309 widmen.

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