Kapitel 12

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Die Nacht war unerträglich wegen den Gedanken rund um Vaters Tod. Wie konnte ich nur so herzlos sein? Ich wälzte mich im Bett hin und her. Ich war nach langem Mal wieder zu Hause, wenn man seinen Geburtsplatz, als Vampir natürlich, als zu Hause bezeichnen durfte. Ich setzte mich auf und blickte aus dem Fenster. Es war bereits hell, trotzdem war ich seit gestern nicht einmal unten gewesen. Ich bewegte mich auf meinen Spiegel zu und sah hinein. Meine tiefen Augenringe verrieten mir, dass die Nacht mehr als nur unerträglich war.

 Als ich mich umzog und mich soweit frisch machte, ging ich ins Bad, das neben meinem Zimmer stand, und schmiss meine schmutzige Wäsche in die Waschmaschine. Nun trug ich eine dunkelblaue Jeans und ein schwarzes Top, darüber eine feine schwarze Bluse. Meine Haare waren geflochten und lagen über meiner Schulter. Jetzt bin ich bereit, um hinunterzugehen. 

Nur langsam, mit schlürfenden Schritten, lief ich die Treppe hinab.
»Sie hat für uns ihren Vater umgebracht. Erwartest du etwas, das sie glücklich ist?«
Höre ich Jasper sagen. Er schien sich gerade mit Esme zu unterhalten. »Ich mein ja nur, dass sie jetzt nicht ein auf Trauerkloß machen soll. Ich habe gesehen, was sie mit Leuten anstellt. Ihre Köpfe sind einfach so explodiert. Sie ist ein schlimmeres Monster als wir.« Esme war sichtlich angewidert von meiner Macht.

Ich kann es ihr aber auch nicht verübeln. Wer würde da keine Angst bekommen?
»Sie hat uns das Leben gerettet«, knurrte Jasper auf und verließ fluchtartig die Küche.
Ich sah ihn nach, als ich dann in die Küche lief.
Ich stelle mich neben Esme und lege ihr eine Hand auf die Schulter. »Wirst du wieder zu Aro gehen?« Fragte sie plötzlich.

»Ich weiß es nicht«, meinte ich dann und sah aus dem Fenster. Carlisle spielte mit Renesme draußen Ball. Es war ein schöner Anblick. »Carlisle, wäre ein guter Vater,, dachte ich laut. Doch Esme nickte, »Er ist ein guter Vater.«
Ich lächelte leicht, das erste lächeln seit gestern.

»Jasper hat mir erzählt, was du für uns machen musstest«, begann Esme.
Sofort spürte ich das warme Blut meines Vaters auf meinen Händen. Ich putze meine Hände an meiner Kleidung ab, was Esme etwas verwunderte.
»Ja ... was man nicht alles tut«, ich versuche das komische erdrückende Gefühl wegzulachen.

Sie legt mir ihre Hand auf meiner, »ich danke dir, dass du alle heil zurückgebracht hast.«
Ich zwinkerte ein paar mal. Esme hatte sich wieder bei mir bedankt und das aufrichtig.
Irgendwie freute ich mich, dass wir nun keine Feinde mehr waren. »Er würde sich freuen, wenn du zu ihm heruntergehst.«

»Was ist das, zwischen dir und Carlisle?«
Esme lächelte leicht, »Liebe natürlich.«
Ich blieb still und lächelte nur, bis ich aus der Küche ging. Mein Weg führte mich nach unten, wo ich Carlisle zu sah, bis er mich entdeckte.

Er wuschelte Renesme kurz über den Kopf und kam zu mir. Schnell zog er mich in eine feste Umarmung. Ich lege meine Arme um ihn und war für einen kurzen Moment glücklich. Liebe natürlich. Esmes letzten Worte halten mir im Kopf wieder. »Harmonie«, sprach er meinen Namen, als würde er aus Gold bestehen.

Wir lösten uns voneinander, bis ich ihn sanft lächelnd ansah. »Warum...«, fing er an, aber ich ließ ihn seinen Satz nicht beenden.
»Weill ich in dich verliebt bin. Nicht nur das, weill du mir so verdammt wichtig bist!«
Carlisle sah mich erschrocken und verwirrt an. »Du bist doch meine Tochter.«

Ich war ebenfalls geschockt von seiner Aussage. Bis mich Kiki an der Hand packte und mit mir zog.
»Hatt es dir noch niemand erzählt?«
Was erzählt? Ich schüttelte mit meinem Kopf und war sichtlich überfordert.
»Seit ihr zurück seid, sind sämtliche Erinnerungen, die dich mit Carlisle verbinden, überschrieben wurden. Das heißt, er denkt, dass du wie Alice seine Tochter bist.«

Kiki streicht mir über mein Handy rücken, da sie mitbekam, dass ich etwas verzweifelt bin. »Wie kann ich das wieder rückgängig machen?«
Sie sah zu Carlisle und dann zu mir, »Ich sage ja immer, renne keinen Kerl hinterher. Aber in diesem Fall müsstest du das machen, was euch zuletzt verbunden hat.«

Ich schlucke laut. Der See. Hier gibt es kein See zum Baden, nur das Meer. »Ausziehen und küssen«, meinte ich dann. Kiki sah mich an und hob eine Augenbraue, »du willst ihn gegen seinen Willen ausziehen und küssen?«
Das klang auch in meinen Ohren nicht gut, aber was sollte ich tun?

Was für ein Rollen Tausch. Ich komme mir vor, wie in einem dieser schlecht gemachten Schmuddelfilme. Ich schüttelte mich kurz, bevor Kiki anfing, zu lachen. »Jaja, diese Filmchen,« meinte sie dann.
Carlisle kam auf mich zugelaufen, weshalb mir Kiki zu zwinkerte und ging.

»Wollen wir darüber nochmal sprechen?« Fragte mich Carlisle. Ich nickte, dennoch konnte ich ihn nicht mit anderen Augen sehen. Ich hatte immer noch denselben verliebten Blick, wie vorher auch. Er lief mit mir rein ins Haus, hoch bis in sein Arbeitszimmer.

Ich war noch nie hier drinnen. Eine braune Ledercouch, ein alter brauner Schreibtisch, ein Lederstuhl, viele Bücherregale und ein Bärenfell schmückten den Raum. Staunend sah ich mich um und setze mich dann auf die Couch. Carlisle ließ sich neben mir nieder, Ehe er anfing zu reden.
»Ich bin dir nicht wütend, dass du dich an mich binden möchtest. Doch geht das zwischen uns nicht. Ich habe eine Frau und außerdem bist du ja fast noch ein Kind.«
Ich biss mir auf die Unterlippe, bis ich ihn anlächelte. »Ich bin 22 und kein Kind mehr.«

Das Einzige, was ich wollte, war, ihn eine zu knallen. Doch hatte ein anderes gefühl, die Oberhand. Ich atmete tief durch und nahm seine Hand. Carlisle sah auf seine Hand, dann zu mir. Langsam rutschte ich näher an ihn, er aber machte noch keine Anstalten, mich wegzuschieben.
»Nenne es wie du willst, aber ich hole mir das, was mir gehört,« flüsterte ich ihm in sein Ohr.

Er drehte seinen Kopf zu mir, sodass sich unsere Lippen leicht berührten. »Ich gehöre dir nicht,« hauchte er mir auf meine Lippen

Bis(s) ich mich Verliebe (Carlisle Cullen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt