eighteenth of december - kris

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Es war schon dunkel, er hatte gerade Maria und sich Abendessen gekocht, als ihn jemand anrief. 

Und das war seltsam - denn niemand rief ihn an, seit er denken konnte. 

Er nahm sein Handy, nur um Marleys Namen zu sehen. Stirnrunzelnd ging er hin. Sie hatten eigentlich für morgen schon alles geplant - doch Marleys Stimme riss ihn komplett aus dem Konzept. 

Sie schluchzte - aus vollem Herzen stotterte sie irgendwas, das Kris nicht verstehen konnte. 

"Marley?", meinte er, geschockt - das war ganz anders als sonst, ihr ging es nicht gut - und Kris spürte die Sorge in sich, wie sie anfing, sein Herz einzunehmen, etwas, das er schon lange nicht mehr bei jemandem außer Maria gespürt hatte. 

"Marley, alles ist okay, atme, atme, alles gut-" Doch Marley weinte nur noch mehr und schlussendlich packte er sich einen Hoodie und rannte die Treppen herunter. "Marley - bist du daheim? Bist du daheim?" 

"Ja", hörte er zittrig unter ihren Tränen und er war schon daran, das Haus zu verlassen, als er ihr sagte: "Ich komm vorbei." 

Seine Knie zitterten, als er sein Longboard aus der Garage nahm, und anfing, die Straßen entlang zu fahren. 

In einem Moment der Unentschlossenheit rief er Jovie an. 

Er wusste nicht genau was, aber etwas an Jovies Stimme beruhigte ihn, als er abhob. "Was is?", fragte er. 

"Marley", meinte Kris nur, "Ihr, ihr geht es nicht gut und sie hat total tränenaufgelöst angerufen, ich fahr gerade zu ihr, kannst du, kannst du - kannst du kommen? Ich weiß nicht und du und sie-" Er brachte keinen anständigen Satz zusammen, doch Jovie verstand. 

Jovie verstand. Gott, Jovie verstand. 

"Ich mach mich auf den Weg", sagte er, "Wart auf mich, ja?" 

Schlussendlich war Jovie vor ihm da, nickte ihm zu, als er ihn sah und ging dann zur Haustür. 

"Ich hab schon geklingelt", sagte er, "Niemand hat aufgemacht." 

"Und jetzt?" 

"Müssen wir improvisieren", sagte Jovie und ging zur Bank neben der Haustür, hob das Polster und nahm einen Ersatzschlüssel heraus. "Gut, gut - du hast gesagt, sie weint?" 

"Ja, total tränenaufgelöst-" Doch Jovie ließ Kris nicht einmal ausreden, als er aufsperrte, seine Schuhe in ein Eck schmiss und ins Haus trat. "Ihre Mutter ist weg, die Lichter sind alle aus - kannst du gleich nach ihr schauen, ich hole Wasser und was zu Essen." 

In Trance nickte Kris - nicht wirklich wissend, was genau er machen sollte, aber er ging zu Marleys Zimmer, klopfte an und spähte rein. 

Dort saß Marley, im Eck ihres Zimmers auf ihrem Bett, das Gesicht aufgequollen und in die Gegend starrend. 

"Kris", murmelte sie, als sie ihn sah. "Du bist da-" 

Jovie trat nach ihm ins Zimmer und Marley sah auch zu ihm hoch. "Und du auch - Gott. Gott." 

Sie begann erneut zu Weinen und im Gegensatz zu ihm, der nur unbeweglich in der Gegend rumstand, kletterte Jovie neben Marley auf das Bett und hielt ihr das Glas mit Wasser hin. "Atmen, Marley, atmen. Wir lösen alles, das wird schon, das wird, aber jetzt musst du was trinken. Ich hab auch Chips gefunden - magst du die?" 

Doch Marley riss sie ihm aus der Hand. "Danke", krächzte sie, bevor sie anfing, welche zu Essen. 

"Können wir dir helfen?", fragte Kris zögerlich. 

"Könnt ihr einfach... da sein? Nur da sein." 

"Willst du reden?", fragte Jovie, doch Marley schüttelte den Kopf. "Nein. Nicht heute, ich habe das Gefühl, dass mir die Worte ausgegangen sind." 

"Was-", begann Jovie, doch Kris ließ ihn mit einem Blick wieder schweigen. Keine Fragen. 

Er setzte sich neben Marley auf das Bett, nahm sich auch ein paar Chips und leistete Marley einfach Gesellschaft. 

shitty parents society - Adventskalender 2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt