thirteenth of december - jovie

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"Clemens", hörte er nur immer wieder. 

"Clemens hat das geschafft. Clemens hat dies geschafft. Als Clemens auf deinem Niveau gespielt hat, war er elf. Clemens wird bald dort spielen. Clemens kann das."

All das hörte sich nur wie ein Satz an: "Du kannst gar nichts." 

Und es zerriss Jovie innerlich. 

Alles, was er jemals wollte, war seinen Vater, seine Eltern, wegen sich stolz zu machen und nicht, dass sie ihn nur immer wieder mit seinem älteren Bruder verglichen.

Er hatte nichts gegen seinen Bruder - im Gegenteil, er freute sich für ihn, dass er so gut war und das machen konnte, was ihm Spaß machte.

Aber ihm selbst machte Fußball spielen nicht mehr so viel Spaß wie noch vor ein paar Jahren, ein paar Monaten. 

Der Safe Space, der Fußball einst war, war er schon lange nicht mehr. Eher ein Höllenloch mit unerreichbaren Erwartungen. 

Am Anfang des Schuljahrs hatte er seinen Vater gefragt, ob er nicht der Theater Gruppe der Schule beitreten konnte - schon seine Grundschullehrerin hatte ihm immer gesagt, dass er ein außergewöhnliches Talent beim Schauspielern hatte und es machte ihm Spaß, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und plötzlich ein anderes Leben zu führen, als er eigentlich tat. 

Aber natürlich durfte er nicht - es verbrauchte zu viel Freizeit, die er stattdessen mit trainieren verwenden konnte. 

Es war frustrierend, dass Marley, das Mädchen, mit dem er seit drei Jahren nicht mehr befreundet war, mehr noch über ihn wusste, als sein Vater. 

Er war gleichermaßen total und gar nicht überrascht von der Frage gewesen, ob er noch schauspielte. 

Sie hatte sich gemerkt, was er gerne machte. 

Beim Abendessen hatte er sich mit seinem Vater gestritten. Die Worte über Clemens und ihn zerstörten Jovie und er hatte sich einmal gegen seinen Vater gestellt, hatte ihm gesagt, dass Clemens und er nicht dieselbe Person waren, doch es war, als würde er gegen eine Wand reden. 

Früher hatte er immer mit Marley darüber geredet, wenn er mit seinen Eltern oder Clemens gestritten hatte - sie war immer auf seiner Seite gewesen, wusste genau, was sie sagen musste, damit es ihm besser ging. 

Und jetzt gerade vermisste er sie, wie ein kleines Kind, das Heimweh hatte. 

Er hatte sie nie wirklich vermisst - am Anfang, direkt nach dem Streit,  ja. Aber dann hatte er Timmy und Nick gefunden, und die anderen Jungs vom Fußball und sie hatte Stella und sie hatten sich beide so verändert. 

Die Zeit heilte nicht. Jetzt gerade riss sie alte Wunden wieder auf und der Drang, Marley zu schreiben war groß. 

Aber er tat es nicht. 

Er war selbst Schuld für seine Worte. 

Jovie zog sich die Decke über den Kopf, rollte sich ein und versuchte, einfach gar nichts mehr zu fühlen. 

shitty parents society - Adventskalender 2023Where stories live. Discover now