14~ THE FREEDOM

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Schließlich war alles bereit.

Soobin und Taehyun hatten den Kran in Position gebracht und sich mit Sicherheitsgurten gesichert. Sie überprüften ein letztes Mal die Seile und machten sich bereit, Mavis behutsam anzuheben. Das Geräusch des Motors mischte sich mit der aufgeregten Stimmung, während sie Mavis behutsam aus dem Wasser hoben. Die Seile spannten sich, und der Orca wurde sanft aus seinem vertrauten Element emporgehoben. Yeonjun begleitete den Vorgang im Wasser, indem er Mavis mit beruhigenden Worten und Gesten unterstützte. Er spürte die Anspannung des Orcas, der sich in der Luft befand, anstatt im Wasser zu schwimmen.

Die Motoren waren laut und Taehyun betätigte einen Knopf, der das große Tor öffnete. Langsam, mit einem knarrenden und quietschenden Geräusch, öffnete es sich und gab Soobin freie Fahrt. Er legte den ersten Gang ein und ratterte langsam auf die Öffnung zu, bis ein lauter Schrei allesamt innehalten ließ.

»Haltet sofort an!«, schnitt die Stimme durch die Halle und es war verwunderlich, welche Lautstärke sie hatte. Die Köpfe der Anwesenden drehten sich in die Richtung der Stimme und als Stille einkehrte, trat Jessica Ho aus dem Schatten. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt und sie stand so felsenfest da, als könnte noch nicht einmal ein Sturm sie umwerfen. Die Adern auf ihrer Stirn pulsierten und man konnte die Wut in ihren Augen sehen. »Was geht hier vor sich?«

»Fahr!«, rief Yeonjun dem Fahrer zu, nachdem er sich aus dem Becken gehievt hatte und allein mit der Kraft seiner Arme sich auf den Transporter gezogen hatte.

Ihm war bewusst, dass die Frau dort drüber ihn sehen konnte.

Aber das war nicht der erschreckendste Punkt.

Sondern die Tatsache, dass diese Frau seine Stiefmutter war. Jene, die nicht nur seinen Vater getötet hatte. Das Gesicht der Frau zu sehen, auch wenn es wesentlich gealtert war, verursachte ein unangenehmes Brennen in der Brust. Das Herz schlug dreifach so schnell und der Atem kam ins Stocken.

Der Schock saß tief, doch Jessica war nur von seiner Flosse eingenommen.

Sie verzog das Gesicht, betrachtete den Ningyo mit einem angeekelten und gleichzeitig schockierten Ausdruck und ihr Blick wanderte weiter zu Beomgyu, den sie als Mitarbeiter wiederzuerkennen schien. »Choi Beomgyu! Kang Taehyun!«, brüllte sie und als sie zu guter Letzt auch noch Taehyun entdeckte, kam sie bedrohlich näher. »Haltet sofort den Kran an, oder ich lasse euch allesamt einsperren!«, ihr Kreischen drang schmerzvoll in die Ohren der Jungs, die wie angewurzelt stehen geblieben waren.

Keiner wusste, was zu tun war oder wie sie sich aus dieser Situation retten konnten.

Kaum waren ihre Namen erklungen, kletterten die Angesprochenen auf den Transporter. Taehyun war neben Soobin auf den Beifahrersitz gesprungen, während Beomgyu auf die Vorderseite des Anhängers krabbelte, wo Mavis in seiner Tragetasche lag, da dabei half, dass der junge Orca nicht von seinem eigenen Gewicht erdrückt wurde und den Körper dabei unterstützte aufrecht zu bleiben.

Sobald alle am Wagen saßen, fuhr Soobin los.

Sie hörten Jessica noch schreien, doch ihre Stimme verlor sich durch die Geschwindigkeit äußerst schnell wieder. Eine Zeit lang war es still, dann jubelten die vier jungen Männer insgeheim.

Es sah aus, als hätten sie das Schwierigste geschafft. Jetzt mussten sie Mavis nur noch ins Meer zurückbringen.

Die Freude über den Erfolg hielt jedoch nicht lange an, denn schon bald bemerkte Beomgyu als Erster die Fahrzeugkolonne, die begann, ihr Fahrzeug zu verfolgen. »Sie sind hinter uns!«, rief Beomgyu erschrocken, hielt sich an dem Geländer fest, als sie über einen holprigen Weg fuhren. »Ihre Autos werden uns bald einholen«, zischte er und warf einen Blick über die Schulter zu seinen Freunden.

Soobin spürte den Druck, den die Verfolger auf sie ausübten, und entschied, dass sie dringend an Geschwindigkeit gewinnen mussten, um ihnen zu entkommen. Mit einem festen Griff um das Lenkrad trat er kräftig auf das Gaspedal. Der Motor des Kranwagens heulte auf, und das Fahrzeug beschleunigte mit einem Ruck. Die Reifen quietschten auf der rutschigen Straße, während Soobin versuchte, das Beste aus der Situation zu machen. Yeonjun, der nahe am Heck des Wagens lag, hatte sich nicht an den Vorrichtungen festgehalten, sondern seine beiden Hände lagen auf Mavis, da er nicht damit gerechnet hatte, dass Soobin plötzlich so schnell beschleunigen würde. Als der Wagen abrupt an Fahrt gewann, rutschte Yeonjun aus der Tragetasche, in der sein kleiner Bruder drin lag.

Er versuchte, sich verzweifelt an irgendetwas festzuhalten, doch es war zu spät.

Mit einem lauten Aufschrei verlor er den Halt und fiel rückwärts von der Ladefläche des Wagens.

Yeonjun rollte die Böschung hinunter, sein Körper prallte gegen das unebene Gelände. Es war ein schrecklicher Moment der Ohnmacht für seine Freunde im Wagen, die Yeonjun hilflos aus den Augen verloren. Es war unmöglich, den Ningyo in dem Dickicht zu sehen, auch wenn sie versuchten, ihn ausfindig zu machen. Doch auch das Rattern und Wackeln des Wagens erschwerte die Sicht, sodass Beomgyu verzweifelt seinen Namen rief.

Voller Sorge und Furcht starrte Beomgyu in die Büsche, versuchte mit den Augen nach seinem Freund zu suchen, doch er konnte ihn nicht mehr finden. Verzweifelt rappelte er sich auf die Beine, auch wenn das Fahrzeug in einem unglaublichen Tempo fuhr. »Soobin, halt den Wagen an!«, kreischte er, die Stimme bereits brüchig und schwach, als hätte der Tag ihm zugesetzt. Er würde es sich niemals verzeihen können, wenn Yeonjun auf diesem Rettungsversuch etwas zustoßen würde und es war ihm egal, ob fünf oder zehn Autos ihnen hinterherfuhren.

Er musste anhalten, um Yeonjun zurück auf den Wagen und in Sicherheit zu holen.

»Nein!«, warf Taehyun lautstark ein, dass es Beomgyu hören konnte. »Wir müssen weiterfahren, wir haben keine Zeit.«

Soobin blickte von dem Tierpfleger in den Rückspiegel.

Er hatte gesehen, wie Yeonjun vom Anhänger gerutscht war und könnte es sich niemals verzeihen, sollte dem Ningyo etwas passieren. »Aber ...«, setzte er daher an, nahm bewusst den Fuß vom Gas, um langsamer zu werden.

»Beomgyu! Wir haben keine Zeit dafür, wir können später nach ihm suchen, aber wir müssen den Orca zurück ins Wasser bringen. Noch haben wir genug Licht, aber in ein paar Minuten wird die Sonne untergehen und wenn der Kleine dann nicht schnell genug im Wasser ist, wird er sterben!« Taehyun hatte sich auf dem Sitz umgedreht, damit er mit seinen Kollegen direkt reden konnte und auch besser gehört wurde.

»Verdammt«, fauchte Beomgyu mit bebenden Lippen und atmete schwer aus. Er wusste, dass er alles dafür tun musste, um Mavis zurück ins Meer zu bringen. Doch die Sorge um seinen Freund war so groß, dass sein Herz schmerzte. »Dann sollten wir uns noch eher beeilen!«, rief er Taehyun zu, ohne den Blick von den Büschen und Bäumen zu nehmen, in der Hoffnung Yeonjun zu sehen.

Soobin nickte, ohne auf eine Antwort der beiden abzuwarten und stieg wieder auf das Gaspedal.

Es dauerte nicht mehr lange, bis die Jungs am Puleun Beach angekommen waren und Soobin schlug sofort das Lenkrad ein, um umzudrehen und mit dem Anhänger voraus ins Wasser zu fahren. Taehyun war aus dem Fahrzeug gesprungen und blickte hoch zum Himmel. Die Wolken zogen sich rasant zu und ein Wind kam auf. Es sah nicht danach aus, als ob ein gutes Wetter für die kommende Nacht kommen würde.

»Hey, die Autos sind weg«, warf Soobin ein, nachdem er als Letztes vom Wagen ausgestiegen war.

Und Taehyun wusste direkt, warum das Wetter schlechter wurde.

Er zeigte nach oben zum Himmel und sagte: »Weil sie es wohl auf Yeonjun abgesehen haben. Ein Sturm zieht auf. Das bedeutet, dass Menschen versuchen, einen Ningyo zu fangen.«

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