10. Kapitel

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Ich konnte es nicht. Mein Messer steckte neben Stings Kopf in der Erde.

,,Er ist tot..", fing ich an mich wehleidig zu beklagen. ,,Ich habe sie alle umsonst getötet.. der Fall vor dem ich am meisten Furcht hatte, er ist eingetreten.."

Ich lag nun auch mit meinem Oberkörper auf ihm drauf und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab.

,,Es war bedeutungslos.. ich bin.. ich bin ein mordendes Monster... Alles was ich jemals tat, jede meiner Hoffnungen.. es hatte nie einen Sinn."

Ich richtete mein Haupt wieder auf und sah ihn an.

,,Warum lebe ich überhaupt noch?"

,,Dasselbe könnte ich dich fragen oder nicht?", endlich sagte Sting wieder was. Aber er schaute mich so.. so anders an.

,,Ich erkenne es an deinem Blick.. Ekel ich dich an? Hast du Angst vor mir? Wie siehst du mich jetzt? Es kann nicht mehr so werden wie-"

,,Du bist noch immer wunderschön.", er legte seine Hand an meine Wange und streichelte über sie.

,,Nein.. sag so etwas nicht, wenn es nicht stimmt. Ich kann nicht wunderschön sein wenn mein Charakter hässlich ist.. Ich bin ein Monster, das denkst du doch auch."

,,Wie könnte ich. Du warst verzweifelt.. ein Kind. Es war nicht richtig zu töten, aber du hattest einen Grund. Und nun leidest du darunter, du empfindest Reue. Wir sind bloß Menschen, manchmal wissen wir nicht was wir tun sollen. Aber du bist kein schlechter und böser Mensch. Deine vergangenen Taten beschreiben nicht wer du jetzt bist. Und wer du sein willst."

,,Das macht meine Taten jedoch auch nicht ungeschehen." Ich zog das Messer aus der Erde und drehte es mit der Klinge auf mich zu.

,,Warte was machst du!"

,,Ich hab es nicht verdient zu leben. Mein Leben für die der Unschuldigen, die ich nahm.", Ich konnte seine schönen Augen zum Schluss noch ein letztes Mal sehen.

,,VIVIANA!", er griff die Klinge, die ihm bei etwas mehr Druck, alle seiner Fingerkuppen abgetrennt hätte. Ich ließ das Messer sofort los und nahm seine Hand in meine.

,,Sting.. deine Hand.", ich riss mir ein Stück meiner eh schon knappen Bekleidung ab und Band es um seine blutenden Finger.

,,Viviana. Lebe und Sühne mit guten Taten, dein Tod wäre vergebens. Und.. ich könnte es auch nicht aushalten.. deinen Tod mit ansehen, dich zu verlieren."

,,Aber Sting.. ich weiß einfach nicht wie ich jetzt noch leben könnte. Ich fühle mich schlecht und leer. Ich hab kein Ziel, es gibt keinen Weg mehr, der mich hinführen könnte. Ich bin dieses Leben leid, ich kann es nicht ertragen."

,,Genau deswegen musst du am Leben bleiben, Selbstmord wäre der leichte Ausweg, aber bleib für jene am Leben die es nicht mehr sind.", er nahm mich in den Arm. ,,Es wird schon alles wieder. Ich bin bei dir und helfe dir dabei. Aber lass uns jetzt nachhause. Du musst dich ausruhen und schlafen. Morgen können wir weiter sehen. Für dich gab es heute Unmengen an negativen Gefühlen."

Ich schaute ihn kurz nur an und sagte nichts. Alles tut weh, mein Körper, mein Geist. Ich bin so schwach. Ich weiß nicht ob ich schaffen kann, was Sting von mir verlangt. Aber ich könnte es ihm nie abschlagen, ein wenig Zuversicht gibt er mir schon. Jedoch muss ich auch mehr über.. über IHN  erfahren: ,,Kannst du mir erzählen was du über den Mann.. über Acnologia weißt?"

,,Das mach ich, auf dem Weg nachhause. Wir sollten uns beeilen, es wird stürmisch."

Und so gingen wir nachhause. Ich lernte, dass Acnologia einst ein richtiger Mensch war. Er selbst erlernte die Dragon Slayer Magie und tötete daraufhin so viele Drachen dass er von dem ganzen Blut in dem er badete schon bald selbst einer wurde. Sein Ziel war es wahrhaftig alles was mit den Drachen in Verbindung gesetzt werden konnte, von dieser Welt zu tilgen. Er war sehr mächtig und alle fürchteten sich vor ihm, aber die Dragon Slayer schlossen sich zusammen und konnten ihn so besiegen.
Ich persönlich glaube dass er zum Schluss erleichtert war, endlich gehen zu dürfen, sein Leben muss schwer und zu viel gewesen sein. Wie soll ein einzelner Mann so viel Leid tragen können.

Zuhause angekommen, aßen Sting und ich noch eine Kleinigkeit von unseren Vorräten. Draußen hatte es zu gewittern begonnen. Der Himmel knallte und die Blitze schlugen auf die Erde. Es fing an zu regnen und der Wind pfiff um unser Dach.

Wie ich das hasse.

,,Leg dich hin Viviana und ruh dich gut aus. Gute Nacht."

,,Leg dich bitte zu mir. Du musst nicht länger immer auf dem Boden schlafen."

,,Der Boden macht mir nichts aus. Ist schon gut."

,,Nein. Ich will dich bei mir haben. Es ist kalt und das Wetter ist schrecklich. Ich möchte einfach nur die Gewissheit haben dich bei mir zu haben. Ich weiß es ist nicht richtig, aber nun bist du der, der mir Halt gibt, nur für den Moment muss ich mich an dich klammern. Einmal wieder die Geborgenheit und Liebe eines anderen Menschen spüren. Auch wenn sie von dir ganz anders ist, als das wie ich sie bisher definiert hatte. Ich brauche es heute Nacht."

,,Du kannst dich so viel an mich klammern wie es dir lieb ist. Ich lasse dich auch nicht los. Niemals."

Er legte sich zu mir und ich umarmte ihn leicht damit mir.. nein damit uns wärmer würde.

,,Danke. Und.. wenn es dir nichts ausmacht, hätte ich noch eine Frage."

,,Du kannst mich alles fragen."

,,Hast du wirklich nur mit mir gespielt? Du meintest es nicht ernst, wenn du sagtest dass ich hübsch bin und du mich gern hast oder? Jetzt kann ich dir das ein bisschen mehr glauben, aber am Anfang, du wusstest nicht mehr als das ich dich töten wollte.."

,,Viviana du bist wunderschön. Das dachte ich schon als du in die Gilde reingeplatzt bist. Ich war hin und weg.. <<wow>> war alles was mein mit deiner Anmut überladener Kopf denken konnte.. und dann fragtest du noch nach mir.. da dachte ich was für ein Glückspilz ich doch sei, dass so jemand mit mir reden will.. naja als du mich dann töten wolltest, hat es mir schon ein klein bisschen das Herz gebrochen. Aber ich wusste von Anfang an, dass du einfach kein schlechter Mensch sein kannst. Und ich hatte Recht. Ich wüsste nicht was ich tun soll, wenn ich mich geirrt hätte. Denn ich habe mich auf den ersten Blick in dich verliebt."

,,W-wa- was? Verliebt? So richtig?", hatte er das gerade wirklich einfach so nebenbei zu mir gesagt??

,,Am Anfang so weit wie man es verliebt sein nennen konnte, ich wusste dass ich dich niemals vergessen könnte. Aber dann hatte ich das Glück Zeit mit dir verbringen zu dürfen und nun bin ich dir vollständig erlegen. Deine Art, dein Aussehen, jede kleinste deiner Bewegungen. Immer wenn ich dich ansehe, kann ich nichts weiter denken als wow. Wie bildhübsch und fesselnd du bist."

,,Glück? Du bist froh darüber mit mir hier zu sein?"

,,Sehr sogar. Und es tut mir so leid, dass ich dich heute so angeschrien habe und kein Verständnis für dich hatte. Acnologia macht mir noch immer Angst. Auch wenn er tot ist. Ich hatte kurz Angst du wärst wie er, aber dann ist mir wieder klar geworden, dass das niemals der Fall sein kann."

Ich wusste nicht was ich sagen will. Sprachlos und unbeholfen schaute ich ihn an, aber hatte keine Ahnung was ich tun soll.

,,Ich weiß, dass war jetzt ganz schön viel auf einmal und sehr plötzlich, ich verstehe wenn du dich dazu nicht äußern kannst, aber empfindest du irgendetwas für mich? Du willst zwar Liebe und Geborgenheit, aber willst du MEINE Liebe? Oder kann es die von jedem sein, der sie dir geben würde?'', sagte er. 

,,Ich bin zu müde um dir jetzt darauf zu antworten.'', flüsterte ich, weil es mir noch immer die Sprache verschlug. ,,Lass uns bitte morgen nochmal darüber reden. Ich bin zu fertig und weiß gar nicht wo mir der Kopf steht.''

Die Tür flog auf. Der eiskalte Wind zog uns um die Ohren, dass rettete mich, sonst hätte ich Sting bestimmt antworten müssen. Aber er stand direkt auf und verschloss die Tür wieder. Diesmal so, dass sie nicht wieder aufgehen würde. Als er sich zurück zu mir legte, war ich schon eingeschlafen.

,,Träum was Schönes Viviana.'', sagte er und gab mir einen sanften Kuss an die Schläfe.


,,Vergissmeinnicht'' Sting x OCWhere stories live. Discover now