Kapitel 118 - Denken

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Nach dem Gespräch fühlte sich Louis einfach nur noch müde und ausgelaugt. Ganz plötzlich. Die innere Unruhe hatte Harry irgendwie aufgeweicht. Und ohne innere Unruhe fühlte Louis sich ruhig und ruhig war müde und müde hieß schlafen.
Also was hieß schon ohne innere Unruhe? War das nicht eher ein Ideal als ein realistisch erreichbarer Zustand? Louis gingen immer zig Sachen im Kopf umher. Meist Dinge, die er noch erledigen musste oder Erinnerungen an Situationen, in denen er sich blamiert oder sonst irgendwie unwohl gefühlt hatte. Aber für seine Verhältnisse war das jetzt gerade schon innerlich sehr ruhig.

Sein Blick fiel auf Harry, der inzwischen das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgte. Hin und wieder zog er seine Stirn kraus.

"Möchtest du noch etwas besprechen, mein Schatz?"
"Äh... wie kommst du darauf?"
"Weil ich nicht der Fernseher bin."
"Du siehst, dass ich zu dir gucke?"
"Nein. Aber ich spüre deinen Blick. Also?"
"Nein. Eigentlich nicht. Ich schaue dich nur gern an.", erklärte Louis einfach. Das stimmte. Harry auf dem Sofa strahlte für ihn mehr Frieden aus, als irgendetwas anderes.

Er dachte über die Anfänge nach. Er hatte Angst gehabt, sich zu verlieren. Zu verschwinden, weil er sich jemand anderes unterordnen würde auf so eine Weise. Gerade im 24/7 hatte er sich davor gefürchtet zu einer Art Hülle zu werden. Nichts davon war passiert. Weil Harry ein absolut verantwortungsvoller Dom war, der sich um ihn kümmerte.
Im Nachhinein wusste Louis, wo sein Fehler gelegen hatte: Er hatte die Sub-Rolle ausschließlich als gebende Rolle gedacht. Die sich selbst her gab, die gehorchte, die gegebenenfalls Schimpfe kassierte und die eben im wahrsten Sinne "klein" war. Mit nur so viel Freiheit versehen, wie der Dom ihr nach Gutsherrenart zuteil werden ließ. Er hatte gedacht, er würde haufenweise Regeln aufgedrückt bekommen, die er sich niemals würde merken, geschweige denn einhalten können. Ein Fehler hatte in seinem Kopf, schon aufgrund der Nervosität, weitere Fehler nach sich gezogen. Und seine Nervosität und Unsicherheit würde dann vermutlich als Aufmüpfigkeit interpretiert werden. Sein Hirn hatte ihm ein Bild gemalt, in dem er sich selbst würde aufgeben müssen. In dem er zu dieser Aufgabe gebracht werden würde.

Und jetzt lag er hier und wusste, dass er da ziemlichen Mist gedacht hatte, weil ihm die entscheidende Komponente gefehlt hatte: Was bekommt Sub? Klar, einen geilen Orgasmus. Aber was ist der wirkliche Reiz für einen Sub? Das hatte Louis damals nicht verstanden. Warum hatte er keinerlei Probleme damit, sich unterzuordnen und sich maßregeln zu lassen, weil er "ey du" sagte, obwohl er erwachsen war und theoretisch reden könnte, wie er wollte. Also innerhalb von Recht und Gesetz verstand sich. Wieso sollte das irgendjemand tun? Orgasmen konnte man haben, ohne vorher eine weißen Brokko- Blumenkohl! zu essen.

Louis hatte es damals ausprobiert, weil er Harry in seiner Art absolut begehrt hatte. Wie sah es inzwischen aus? Also er begehrte ihn nach wie vor. Inhaltlich wusste er aber nun auch mehr, weil er in seine Rolle hinein gewachse war. Er hatte selbst ja bereits festgestellt, dass ihm bei einer Vanilla-Beziehung nach seinen Erfahrungen nun definitiv etwas fehlen würde. Und zwar genau das, was er damals nicht gesehen hatte.

Louis bekam unendlich viel. Nicht nur Aufmerksamkeit auf so vielen verschiedenen Ebenen. Harry kümmerte sich um ihn. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er forderte Dinge von Louis gewissermaßen ein. Aber er investierte auch unglaublich viel in Louis. Um Geld ging es dabei nicht. Er erdete ihn. Er nahm ihn in den Arm, wenn er das brauchte. Er stellte so oft seine eigenen Bedürfnisse hinten an, um sich um Louis zu kümmern. Nach dem Sex zum Beispiel. Vielleicht würde Harry an sich auch gern erst duschen gehen? Oder einfach wegpennen? Harry machte Aftercare. Jedesmal. Er fragte Louis was der wollte, trug ihn durch die Gegend, ließ ihm Badewasser ein oder sonst was. Dabei dürfte der ja dann auch schon reichlich erschöpft sein. Er achtete auf Louis. Immer. Auf sein Befinden. Körperlich und psychisch. Niemals würde Harry ihn einfach so bestrafen, oder Regeln aufstellen, die Louis zwangweise brechen würde. Harry hielt sich während Sessions zurück und hatte immer ein Auge auf ihn. Er verschaffte Louis geile Gefühle und zog dort auch selbst einen Lustgewinn heraus. Aber allein das zeigte deutlich, wer irgendwie doch eigentlich im Mittelpunkt stand. Und das war nicht der Dom. Die Sessions drehten sich um den Sub. Seine Bestrafung, seine Befriedigung und so weiter. Das hieß natürlich nicht, dass der Dom keinen Orgasmus haben durfte. Um Himmels Willen, natürlich nicht. Aber dennoch... Louis fühlte sich im Mittelpunkt. Oder lag das an seiner Selbstwahrnehmung? Nein. Er war sich sicher.... bei einem Gangbang drehte sich auch alles um den einen Bottom. Das war von der Grundausrichtung her in Louis' Kopf ähnlich.
Sah man von außen drauf, ohne die Hintergründe zu kennen, würde einem der Einzelne möglicherweise leid tun. Umringt von sechs Kerlen mit Übergrößen Schwänzen. Man würde ihn als den Schwachen wahrnehmen. Aber dem war nicht so. Er verschaffte ihnen Befriedigung. Er war in dem Sinne doch der Aktive oder? Quasi aktiv im passiv sein? Er wurde zwar gefickt, aber alle hatten ihn als Lustobjekt. Er war das Ziel.
Okay. Er sollte an was anderes denken, sonst würde seine Hose eng werden.

Zurück zum ursprünglichen Thema ohne sechs Männer die - Aus! Stop!
Geborgenheit! Das vermittelte Harry Louis! Und das gerade durch diese dominante, beschützerische Art um so mehr. Eine Vanilla-Beziehung würde sich nicht so erfüllend anfühlen, weil alles blasser war. Auch diese Fürsorge erlebte man nicht so, wenn nicht die Härte auf der anderen Seite wäre.
Zu wissen, dass Harry sich so um ihn kümmerte, sorgte, hinter ihm her räumte und so weiter war für Louis der Gegenpart, den er damals nicht hatte sehen können. Weil so noch nie jemand für ihn gewesen war. Ein Fels in der Brandung, wie es langjährige Freunde nicht sein konnten.

Louis gab Harry alles von sich, weil er im Endeffekt auch alles von Harry bekam. Diese Dynamik machte es für Louis aus. Das war der Reiz an der Subrolle. Sich unterwerfen. Sich aufführen können wie eine läufige Schlampe und auf Knien um einen Fick betteln - bei vollstem gegenseitigen Respekt und diesem Vertrauen, mit der Sicherheit dass man während einer Session zwar die notgeile Schlampe, die streng erzogen werden musste, war, aber außerhalb dessen für den anderen der wertvollste Schatz.. also auch innerhalb natürlich voll respektiert aber eben diese Harte Behandlung... diese Bandbreite und dieser Spannungsbogen... das machte Gänsehaut, prickelnde Erregung und eine viel zu enge Hose. Höchsten Genuss für Louis.

Harry wandte ihm plötzlich den Blick zu und zog die Augenbrauen hoch.

"Geilst du dich so sehr an meinem Gesicht auf, dass du hart wirst?"
"Nein... ich habe mir nur vorgestellt, wie du mich einfach im Nacken packst, deine Hose öffnest und mich auf deinen Schwanz drückst, bis du mir dein Sperma in den Mund pumpst.", erwiderte Louis mit der ihm innewohnenden Unschuld.

Okay. Niall und George sind dann im nächsten Kapitel 😅.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt