Chapter 20

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Der Abend wurde ziemlich witzig, weil die Jungs nur noch Pflicht nahmen und sich irgendwelche dummen Aufgaben gestellt haben. Ich durfte dann alle möglichen Tumbling Sachen mit einer Hand machen. Als dann irgendwann der Alkohol dazu kam, wurde mir sofort unwohl, Ryan wusste natürlich was los war und wollte mit mir fahren. Ich wollte ihm aber nicht den Spaßverderben und dann mischte sich noch Darian ein. Angeblich wollte er eh nach Hause und konnte mich dann mitnehmen.
Tja es hat sich zwar einiges verändert aber nicht, dass sich jeder um mich kümmern muss.

„Was wird das?" Frage ich ihn verwirrt, als mein bester Freund nicht zu seinem Haus geht, sondern zu unserem.

„Sie haben das Darian-Komplett Paket gebucht. Ablieferung bis vor die Haustür." grinste er.
So ein Idiot.

„Danke Di, was würde ich bloß  ohne dich tun." antworte ich ihm lachend und öffne die Tür. Darian folgt mir ebenfalls ins Haus hinein. Will der mich jetzt noch ins Bett bringen?

„Emi bist du das?" rief Jake aus dem Wohnzimmer.

„Ja" antworte ich und gehe zu ihm.

„Wo warst-, Darian schön dich zu sehen."

„Wir waren mit Ryan bei Vince. Er ist noch da geblieben und bleibt bestimmt auch über Nacht." erkläre ich meinem ältesten Bruder.

„Hast du schon was gegessen?"

„Nein"

„Ok Essen ist in fünf Minuten fertig. Darian möchtest du mitessen?"

„Ja gerne, Mom hat heute eh nicht gekocht." antwortete mein bester Freund.

Jetzt wurde mir einiges klar, ich sagte ja Idiot.

„Di, du bist so ein Spinner, von wegen „Ich bringe dich zur Haustür", du wolltest nur essen gammeln." meckere ich ihn an und schubse ihn aus Spaß weg, anstatt einer Antwort, setzt er sich einfach grinsend an den Esstisch und schleimt sich bei meinen Brüdern ein. Idiot.

Heute hatte Mike nach Ewigkeiten mal wieder gekocht und es war einfach eklig, ich wusste nicht, wie die anderen das Essen konnten.
Auf Jakes fragenden Blick antworte ich ihm nur, das ich das nicht mag und später was anderes mache. Mike war dann natürlich beleidigt „Dann Koch halt selber." meckerte er rum.

„Mach ich, zweimal die Woche. Also beschwere dich nicht und versucht und nicht zu vergiften." gab ich beleidigt zurück. Mittlerweile haben wir es so aufgeteilt, dass Jake oder Lukas, Ivy und ich je zweimal pro Woche kochen, am anderen Tag gab es dann einfach Reste oder wir bestellen etwas. Mike konnte nicht kochen und bei Ryan würde die Küche in die Luft fliegen.

„Ja dein komisches gesundes, veganes Öko Zeugs." Mike verzog das Gesicht. Ich wollte gerade etwas ansetzen, als Lukas mir zuvor kam.

„Mike, sei einfach dankbar, dass du von deiner jüngeren Schwester bekocht wirst. Außerdem kann es nicht schaden gesund zu essen. Emi du kannst auch dankbar sein, dass Mike heute gekocht hat, es tut dir auch mal gut, etwas ungesünder und anderes zu essen."

„Ist ja gut. Wollte es nur mal gesagt haben."

Ich hatte keine Lust auf Streit, weswegen ich Mike einfach ignorierte. Gegessen hatte ich letztendlich nichts, denn die Worte meines Bruders waren ziemlich triggernd für mich. Darian wollte eigentlich noch bleiben aber ich habe ihn rausgeschmissen und jetzt liege ich alleine in meinem Bett und weinte mich in den Schlaf. Das ist doch einfach alles scheiße, ich werde nie aus diesem Mist rauskommen.

***

Heute war es soweit, mein erster Tag als Junior, ehrlich gesagt war ich schon aufgeregt. Diese Woche würde ich zwar komplett bei Ryan mitlaufen und die meisten Kurse hat er mit seinen Freunden. Neunzig Prozent der Lehrer kannte ich auch schon, also eigentlich keinen Grund nervös zu sein. Gestern hatte ich noch ein kurzes Krisengespräch mit David, weil ich kurz vorm durchdrehen war. Er konnte mich zum Glück weitestgehend beruhigen aber jetzt verfiel ich neu in Panik.

Schon seit fünf Minuten rührte ich durch mein Porridge, ohne es zu essen.

„Hast du auch noch vor es zu essen?" fragte Lukas mich jetzt. Er schaute sich das schon ein paar Minuten an aber hatte es bis jetzt nicht kommentiert.

„Ja, nein. Keine Ahnung, ich bin zu nervös."

„Ich pack dir das in eine Dose, dann kannst du das mitnehmen. Aber es wird gegessen!" Lukas schaute mich streng an, ich nickte. Ich war ihm dankbar, dass er kein Drama draus macht. Klar waren mindestens drei Mahlzeiten am Tag wichtig, aber ganz ehrlich nicht jeder Mensch isst jeden Tag mindestens drei Mahlzeiten. Aber wenn man eine Essstörung hat oder hatte, ist es direkt ein Drama, wenn man einmal kein Hunger hat.

Ryan war mal wieder bestens gelaunt und lächelt schon den ganzen Morgen. Liegt vielleicht daran, dass er gestern ziemlich spät nach Hause kam, angeblich war er bei Vince. Blöd, dass ich mit Vince geschrieben hatte. Aber das konnte ich ihm nicht sagen, sonst würde er direkt ausrasten.
Es war jetzt nichts geheimes, dass ich mit Vince schrieb. Er hat sich nur erkundigt wie es mir geht, ob ich nervös bin und so kamen wir halt ein wenig ins Gespräch.

„Emi bist du fertig, wir müssen los."

„Ja komme."

***

Der Schultag war toll, ich hätte gar nicht nervös sein sollen. Zwar musste ich mich in jedem Fach vorstellen und das nächste Woche, wenn ich meinen richtigen Stundenplan bekomme, nochmal tun, aber niemanden hat es so wirklich interessiert, dass ich jetzt da bin. Ryans Lehrer sind so viel besser als meine, ich hoffe, dass ich die meisten Kurse mit ihnen zusammen haben werde. Der Unterricht stellte auch gar kein Problem dar, endlich war er mal spannend und ich konnte etwas neues lernen.

Trotz dass es heute so gut lief, habe ich mich für Mittwoch in dem Kurs für Schüler, die eine Stufe übersprungen haben, angemeldet. Es kann ja nicht schaden mal dorthin zu gehen.
Zusätzlich hatte ich heute mein erstes Leichtathletik Training und diese Sportart ist so gar nicht meins. Meine Trainerin war endlos begeistert von mir, aber nein. Definitiv nein. Vielleicht sollte ich den Kurs doch wieder verlassen, jedoch andere Sportarten, die mich interessieren, bot meine Schule nicht an. Außer Football. Aber leider gab es keine Mädchen Mannschaft, also fiel das auch weg.
Das ist doch alles blöd, vor allem weil ich durch das Leichtathletik Training, mein Box Training reduzieren muss. Obwohl ich nicht mehr im Untergewicht war und aus der kritischen Zone raus war, durfte ich nur dreimal die Woche trainieren gehen. Ehrlich gesagt habe ich die letzten Wochen manchmal heimlich trainiert, in unserem Fitnessraum. Ich wollte meine Brüder nicht anlügen, aber mein Bewegungsdrang war einfach zu hoch.

Müde legte ich mich ins Bett, Ryan und ich waren heute Abend noch mit den Jungs zum Football schauen eingeladen. Also eigentlich nur Ryan, aber da ich seine kleine Schwester bin, kann ich ja mitkommen. Meine andere Brüder inklusive Ivy waren heute Abend arbeiten, also hatte ich keine andere Wahl als mitzukommen. Alleine zuhause bleiben konnte und durfte ich nicht. Vielleicht gehe ich aber auch zu Sara rüber. Sie weiß mittlerweile von allen, ich habe es ihr vor zwei Wochen erzählt. Es war schlimm, denn in diesem Moment habe ich gemerkt, wie sehr ich meine Mom die letzten Wochen gebraucht hätte.
Sarah hat mir keine Vorwürfe gemacht, sie hat mich einfach in den Arm genommen und wir haben zusammen geweint, bis keine Tränen mehr nach kam. Meine Mom hätte das gleiche mit mirgemacht. Ich vermisse sie so unglaublich.

Ich weiß aktuell gar nicht, wie ich ohne sie kann.

In den letzte Jahren habe ich sie noch nie so krass vermisst, wie in den letzten Wochen.

Warum ist das Leben so unfair?

Warum musste meine Mom so früh gehen, sie war der tollste Mensch auf Erden. Egal für was, wusste sie eine Lösung oder hatte einen schönen Spruch, der einem das Leben leichter machte. Ich kann einfach nicht ohne sie leben, es geht nicht. Meine Brüder sind toll, keine Frage, aber sie sind nicht Mom. Meine Mom kam durch niemanden ersetzt werden. Es war so unfair, Krebs ist einfach so ein großes Arschloch und dieser scheiß Krankenhausvirus hat dann alles kaputt gemacht.

Warum?

Warum ausgerechnet meine Mom?

Ich vermisse dich so sehr und ich wünschte, ich könnte bei dir sein, aber das werd ich. Bald.

Ich verspreche es dir.

Ich glaube es wird noch mindestens einen dritten Teil geben

fighting for trust Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt