Kapitel 117 - Gespräch

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"Louis -"
"Oh, ich bin so müde. Wollen wir schlafen?"
"Wir werden dieses Gespräch führen. Jetzt.", bestimmte Harry mit Nachdruck und Louis ließ sofort den Kopf hängen. George war so eben nach dem Miss Marple Film gegangen und nun war Louis mit Harry allein und hatte Mal so überhaupt keine Lust auf dieses Gespräch.

"Also: wie war dein Tag?", wählte Harry mal einen seichten Einstieg. Er sah, dass Louis sich gerade absolut nicht über George unterhalten wollte. Aber sein Verhalten seinem Zwilling gegenüber, legte in Harrys Augen nahe, dass es dringend nötig wäre.

"Entspannt, bis es stressig wurde, stressig, stressig, stressig und gleich geht es ins Bett."
"Du weißt, dass ich das jetzt alles gern einzeln durchgehen würde?"
"Aber das ist doch nicht nötig. George macht mir eben Stress. Wundert dich das etwa?", Fragte Louis möglichst unschuldig, um ja nicht provokativ zu wirken.

"Nein. Aber dass du ihm gegenüber so offensiv bist, schon etwas."
"Ich habe keine Lust, dass er sich bei dir einschleimt. Das macht er doch. Vermutlich ist er wegen dir hier und dann-"
"Ja? Sprichs aus?"
"Äh..."
"Komm schon. Ich weiß, dass das Blödsinn ist und dir ist es wohl auch gerade wieder klar geworden. Also sag es."
"Er schleimt sich ein und macht sich beliebt, weil er dich mir wegnehmen will .. und selbst wenn er das nicht schafft, weil du das nicht willst... er soll es gar nicht erst probieren. Und das macht er doch .. oder?"

Harry seufzte und zog Louis in seine Arme. Tja, die Geister der Vergangenheit waren im Grunde auch die Geister der Gegenwart. Denn sie holten einen ein. Immer und immer wieder. Sie waren nicht in die Vergangenheit gebannt. Erst, wenn man los lassen konnte, würde es wirklich vergangen sein.

"Ich meine..  er schleimt sich bei dir ein. Und bei mir auch. Weißt du, früher hat er immer gemault, dass ein Monster unter seinem Bett ist."
"Wie jetzt? Was hat das mit dir zu tun?"
"Wie hatten ein Stockbett. Ich lag unten."
"Oh. Das... das ist nicht nett.", murmelte Harry und entschied sich, Louis einfach erstmal reden zu lassen.

"Er war immer gemein. Wieso sollte sich das geändert haben?"
"Es war zu früh, oder? Ihn her kommen zu lassen, meine ich?", fragte Harry und überlegte augenblicklich was zu tun war.

In dem Moment vibrierte Louis' Handy in der Schale auf der Kommode. Louis hatte teils halbe Tage damit verbracht, das Ding zu suchen und dann hatte er es Mal gewagt, drauf zu gucken, als Harry ihm etwas erklärt hatte. Seither lag es öfters in der Schale. Anfangs, weil Harry es befohlen hatte, bevor er mit Louis sprach (Harry selbst sah dann von ganz allein nicht aufs Handy. Louis bewunderte ihn für seine Impulskontrolle). Aber inzwischen legte Louis es manchmal auch selbst dorthin, weil es ein unglaublicher Zugewinn an Zeit war, wenn man nicht ewig das halbe Haus absuchen musste. Blöd nur, wenn man vergaß es dort abzulegen. Oder es geistesgegenwärtig in die Schale legte, aber die dann woanders hin packte und sie dann nicht wieder fand. Zwischendurch hatte Louis überlegt, das Ding einfach an der Kommode festzukleben...

Louis holte das Handy und ging davon aus, dass das Stan war, der sich erkundigte, wie der erste Tag mit seinem verlausten Bruder denn so gewesen war.

Tatsächlich hatte Louis zwei Nachrichten.

Stan:
Hey. Wie war der erste Tag mit deinem verlausten Bruder? Soll ich was machen?

Louis musste lächeln, weil er Stan so gut kannte und schrieb direkt zurück.

Louis:
Hey. Ging so. Wir analysieren noch, wie es mir geht... Rufe dich morgen früh an.

Anschließend betrachtete Louis überrascht den zweiten Absender: George. Ehrlicherweise war Louis sehr überrascht, dass der jetzt nochmal schrieb. Zuerst wollte er sich die Nachricht lieber gar nicht ansehen, aber dann gab er sich einen Ruck und neugierig war er ja sowieso und so rief er den entsprechenden Chat auf.

George:
Hey. Ich wollte dir echt keinen Stress machen. Hatte nur gehofft, dass wir irgendwie klar kommen könnten. Gerade, weil wir ja auch Zwillinge sind. Und ich dachte, wenn ich irgendwie Interesse zeige, dass du dann merkst, dass ich nicht (mehr) so schlimm bin. Hab vermutlich einfach zu viel erwartet... kann morgen auch allein was machen und du hast Pause vor mir?

"Was soll ich denn dazu jetzt schreiben?", fragte Louis Harry überfordert und streckte dem sein Handy hin.

Harry überflog den Text und antwortete dann: "Etwas anderes als die Wahrheit wäre kontraproduktiv."
"Und was ist die Wahrheit?"
"Sag du es mir."
"Vielleicht macht er das nur, damit ich ein schlechtes Gewissen kriege und ihn anflehe, morgen in seinem Schatten wandeln zu dürfen... oder er will an dich dran kommen..  oder..."
"Oder?"
"Der meint das nicht ernst, oder?", fragte Louis unsicher.
"Würde er sonst gern Zeit mit dir verbringen?"
"Nein..."
"Glaubst du ernsthaft, dass George scharf auf mich ist?"
"Nein... seine Freundinnen müssen glaub ich dümmer als er sein..."
"Und vor allem weiblich.", grinste Harry schief.
"Du meinst, ich sollte nicht so misstrauisch sein, oder? Netter?", fragte Louis resigniert.
"Ich meine, du solltest dir darüber klar sein, warum du so misstrauisch bist. Ich meine, du solltest dich selbst reflektieren. Und dann können wir überlegen, wie wir mit der Situation umgehen. Zum Beispiel könnte eine Konsequenz sein, dass du und George euch nur zu bestimmten Aktivitäten trefft wie einer Stadtrundfahrt, einem Restaurantbesuch oder ähnlichem. Oder du triffst dich nur in Gesellschaft mit ihm oder oder. Es gibt viele Möglichkeiten und Optionen. Was ich nicht möchte ist, dass du wie ein kleiner Wüterich hier herum zickst, weil du überfordert bist. Das ist unnötig und vor allem für dich purer Stress. Also?", fragte Harry in der ihm eigens inne wohnenden Ruhe.

"Keine Ahnung. Er war halt immer gemein... und das Wenige, was ich hatte, was er nicht hatte, darauf hat er herum gehackt, bis ich es selbst nicht mehr wollte, oder hat es mir weggenommen. Und nun soll er plötzlich so freundlich sein? Das ist doch schräg."
"Hm.. ich schätze, dein Bruder ist genau so unsicher wie du. Aber ich denke, dass seine Nachricht zeigt, dass er es ernst meint. Oder es zumindest versucht. Der Spielball liegt bei dir. Inwieweit bist du bereit, es zu versuchen?"
"Du kommst mir nicht einfach abhanden, oder?", fragte Louis und Harry sah, wie doof er sich dabei fühlte. Dass er dennoch fragte, sagte bereits einiges aus.

"Nein. Tue ich nicht.", sprach Harry also ernst.
"Dann morgen durch London mit George und Niall. Ich glaube, ich würde gern von Tag zu Tag gucken, wie es so ist. Und mich nicht so sehr festlegen müssen. Und ich will ihn nicht den ganzen Tag über an mir kleben haben. Und freundlich schön und gut, aber die Grenze zu richtig gruselig verläuft quasi fließend."
"Sehr gut. Dann steh dazu und schreib ihm.", sprach Harry und lehnte sich entspannt zurück.

Louis:
Nein, wir können gern morgen zu dritt durch London wandern. Gib mir einfach Zeit, mich daran zu gewöhnen. Du warst früher halt wirklich nicht nett und das sitzt... aber wir können ja einfach von Tag zu Tag gucken, wie es ist und dann kriegen wir das schon irgendwie hin. Können uns morgen um 10 vorm Haus treffen. Gute Nacht und bis morgen.

"Du hast deinen Namen nicht drunter geschrieben..."
"Natürlich nicht. Das ist ja ein Chat... da sind nur er und ich drin. Das machst nur du, Sir.", grinste Louis und kuschelte sich eng an Harry. Genau wissend, dass er niemals so klar käme, gäbe es Harry nicht in seinem Leben.

Tja... da kam Louis um das Gespräch nicht herum.
Wie fandet ihr es?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^



BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt