𝐱. las palmas

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Tatsächlich ließ ich mich erneut auf ein Date mit Pedro ein, der sich nach unserem Letzten nicht mehr bei mir meldete. Um die eine Woche hörte ich nichts mehr von ihm und glaubte schon gar nicht mehr, dass es überhaupt noch passieren sollte. Auch wenn Pedro sich nicht mehr bei mir meldete und ich ihn auf gar keine Art stören wollte, sah ich seinen älteren Bruder oft im Lokal seiner Eltern. Er blieb nicht sehr lange vor Ort, dennoch kam er vorbei und half bei einem Höllenfeuer aus. So sehr ich ihn fragen wollte, warum sein Bruder sich nicht mehr bei mir meldete, ließ ich es sein und akzeptierte seine Hilfe. Seine Arbeitsart stellte ich nicht nur einmal in Frage und hätte ihn in einer Woche auch komplett erschlagen können, dennoch mochte ich es ihn in der Nähe zu haben und sein Humor schadete nicht wirklich dem Klima auf der Arbeit.

So wie ich kein Wort über seinen Bruder verlor, erwähnte er ihn auch mit keinem Wort und sprach mit mir meist über die verschiedensten Dinge. Somit harkte ich die Thematik mit Pedro ab und wollte mir nicht länger Gedanken darüber machen. Leider kam das nicht wirklich bei Valentína an, die täglich nach einem Update fragte und nicht wahrhaben wollte, dass ich mit der Sache bereits abgeschlossen hatte.

»Was soll ich denn tun? Wenn ich mich bei ihm melde, obwohl er mich nach einem Date gebeten hat, dann signalisiere ich ihm nur, dass ich hinter ihm her bin.«, erklärte ich der Blondhaarigen und folgte ihr auf unseren Plätzen. »Er besucht hier nur seine Familie, macht ein bisschen Urlaub und danach kehrt er mit Fernando wieder zurück nach Barcelona. Die Zeit, irgendein Mädchen aus seiner Heimatstadt um die Nase zu führen, hat er sich sicher bereits eingeplant.«

»Du machst dir viel zu sehr Gedanken, Ale.«, seufzte sie und nahm ihre Sonnenbrille von ihrer Nase, bevor sie sich auf den freien Platz setzte. »Dann ist er nur für eine kurze Zeit hier und möchte sich amüsieren. Niemand hat dir verboten, nicht auch einfach nur mit ihm zu Flirten und nichts ernstes haben zu wollen. So hübsch er auch ist, fällt er für dich komplett aus dem Raster.«, schmunzelte sie und dachte in der Hinsicht anders als ich. »Oder möchtest du doch–«

»Nein.«, schüttelte ich meinen Kopf und stöhnte leicht auf. »Ich hab' noch keine Ahnung, okay? Er ist echt nett und hat einen echt interessanten Humor. Aber es ist noch viel zu früh, um irgendwas beurteilen zu können.«, fiel ich ihr ins Wort und zuckte anschließend mit meinen Schultern. »Fakt ist, dass er bald wieder zurück nach Barcelona fliegt und ich auf Teneriffa bleibe.«

»Es sei denn, du entscheidest dich für das Auslandssemester und wählst die Uni in Barcelona aus.«, entgegnete sie und stupste mich an. »Ich kann verstehen, warum du hier bleiben willst, aber nicht jedes Mal bekommst du das Angebot, überall in Europa ein Auslandssemester machen zu dürfen. Ebenso wird dir eine Wohnung und alles fürs Leben bezahlt. Warum dann noch großartig überlegen, wenn das deine Chance auf eine glänzende Zukunft sein kann?«, lag sie nicht ganz falsch damit und wusste es auch. »Überleg' es dir noch einmal, ja?«

»Ja.«, murmelte ich und nahm meine Sonnenbrille aus meiner Tasche heraus, da die Sonne sehr stark schien und mich beinah erblinden ließ.

Die Temperaturen am Wochenende waren nicht mehr so extrem wie am Morgen, dennoch fiel es mir sehr schwer mich auf das Spiel zu konzentrieren, was sich auf dem Spielfeld anbot. Es stand schon praktisch im imaginären Freundschaftsvertrag, zu den Spiele unserer Freunde Fede und Pablo zu gehen und so zu tun, als hätte man den Durchblick. Das bedeutet, dass Valentína nicht sehr viel mit dem Sport anzufangen wusste und ihre eigene Fashion Show veranstaltete, während ich tatsächlich nur ein bisschen Interesse mitbrachte. Die Regeln des Fußballs ließ ich mir bereits vor ein paar Jahren von Fede einbläuen, der es schon als schmerzhaft empfand, als alte Freundinnen nichts darüber zu wissen – Bei Valentína gab er schon sehr schnell die Hoffnung auf, da sie ihm nur Fragen darüber stellte, ob sie das eine Outfit anziehen sollte und ob es unter ihnen auch ein paar heiße Typen gab.

So saß ich neben einer Gigi Hadid, während ich in meinem gelben Kleid mit Blümchen drauf schon beinah einem Mauernblümchen ähnelte. Auch wenn ich so von mir selbst dachte, mochte ich das Kleid und war nun auch nicht vollkommen unzufrieden mit meinem Aussehen. Meine dunklen Haare ließ ich in einem Mittelscheitel vorne über meine Schultern fallen. Die Chanel Brille aus dem Second Hand Laden gehörte zu meinen must-haves und dazu noch meine Tasche.

Obwohl zurzeit im Fußball eine Sommerpause herrschte, spielten Fede und Pablo weiterhin bei Freundschaftspielen mit und empfingen diesmal eine Mannschaft, dessen Vereinsnamen für mich keine sehr große Rolle spielte. Auch wenn es sich hierbei um Freundschaftspiele – laut Pablo bedeutete es im Fußball nichts anderes als ein Testspiel – spielten sie mit Lust und Leidenschaft. Es stritten sich die Geister darüber, ob es in einem Freundschaftspiel in Ordnung war, seinen Gegenspieler eine blütige Grätsche zu verpassen.

Das Spiel konnten sich die beiden mit jeweils einem Tor für ihre Mannschaft für sich behaupten und dass gegen einen Verein, der höher als sie spielten. Ich behielt im Kopf, dass die Gegner sich nur auf ein Freundschaftsspiel einstellten und nicht zu Hundert Prozent spielten. Dennoch behielt ich es auch für mich und freute mich für sie.

Leider lenkte sich die Aufmerksamkeit der Fans, die eigentlich »unsere« Mannschaft vor noch wenigen Minuten lautstark unterstützten, auf einen Punkt. Sie verließen die Tribüne, stürmten alle gleichzeitig dorthin und umkreisten jemanden. Meine Neugier ließ ich nicht die Überhand über meinen Körper zu gewinnen und gratulierte den beiden Jungs, die oberkörperfrei und mit einem Trikot ihrer Gegenspieler zur Tribüne liefen.

»Was passiert dort?«, entkam es mir dann doch über meine Lippen und umarmte Fede kurz.

»Royaler Besuch.«, antwortete er und verdrehte darüber leicht seine Augen. »Dein Lover hat sich das Spiel seiner alten Mannschaft angeschaut und ist irgendwann aufgefallen.«, erzählte er mir und löste sich aus der Umarmung. »Er wurde Zeuge, wie seine alte Mannschaft gegen eine kleine Mannschaft aus einem Kaff verloren hat.«, lachte er leicht und legte ein Arm um meine Schulter.

»Zu einem Fußballspiel kann er aufkreuzen, aber sich melden kann er nicht?«, warf Valentína in die Runde und klatschte in ihre Hände. »Warum nicht zu ihm und ihn zur Rede stellen?«

»Damit das Ganze aufgenommen wird und plötzlich viral geht? Lieber nicht.«, schüttelte ich meinen Kopf und seufzte. »Ich hab' momentan nur Bock auf Essen, dass uns versprochen wurde, wenn wir mitkommen.«, wollte ich darüber nicht mehr sprechen und schüttelte dabei den Arm von meinen Schultern.

»Dann musst du dich noch ein bisschen gedulden, weil wir jetzt sicher in der Kabine ein Bier auf den Sieg trinken werden.«, sagte Pablo und grinste mich breit an. »Sollen wir euch ein Bier mitbringen?«

»Du hast sie nicht mehr alle, oder? Schau' ich für dich wie jemanden aus, der Bier trinkt?«, harkte Valentína nach und schmunzelte anschließend. »Falls ihr Tequila haben solltet–«

»Du vertauschst gerade einen Verein mit einer Bar. Wir haben hier nur Bier.«, erwiderte Fede und legte erneut einen Arm um meine Schulter, um mich hinterher neben ihm herziehen zu können. »Du hast sicher nichts gegen Bier, oder?«

»Ha, träum.«, lachte ich trocken auf und tätschelte seine Hand ein paar Mal. »Ich hätte nichts gegen ein Glas Sekt, wenn wir hier schon dabei sind.«, lächelte ich breit und war mir in diesem Moment mehr als sicher, dass ich mir nachher ein Glas Sekt holen würde.

Während sich die beiden auf den Weg zur Kabine über unsere Trinkgewohngeiten scherzten, konnte ich über ihre Sprüche nur meine Augen verdrehen und anschließend durch die Gegend starren. Irgendwann schaltete ich schon sogar auf Durchzug und fixierte mit meinen Augen einen Punkt, den ich vorher gemieden hatte. Dort, wo sich noch vor wenigen Minuten eine unglaubliche Menschenmasse gebildet hatte, sah es nun nicht mehr allzu voll aus und ließ mich einen Blick auf die haben, die ich irgendwie schon erwartet hatte.

Fernando und Pedro.

Ich wollte nicht allzu lange in ihre Richtung schauen, doch konnte meinen Blick hinterher nicht von ihnen nehmen. Es war beinah schon so, als wär ich einer Art Trance verfallen. Einer Trance, aus der ich erst wieder kam, als Pedro plötzlich seinen Kopf drehte und unsere Blicke sich kreuzten. Seine Augen musterten mich in der kurzen Zeit von oben bis unten, wobei sich eine Falte auf seiner Stirn legte.

Ich hatte keine Zeit gehabt seinen Blick zu deuten, da ich auch schon meinen Kopf von ihm drehte und weiterhin neben Fede lief.

𝐜𝐚𝐧𝐚𝐫𝐲 𝐢𝐬𝐥𝐚𝐧𝐝 • pedriWo Geschichten leben. Entdecke jetzt