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Am nächsten Morgen war ich noch immer wütend. Draco hatte mich in die ganze Sache hineinmanövriert, konnte jedoch nicht den Mund aufmachen um mir zu helfen. Ich sass auf meinem Bett und starrte die Wand an. Die anderen Mädchen aus meinem Schlafsaal waren bereits beim Morgenessen, ich hatte jedoch keinen Hunger. Ich bereute es nicht, Jasmine geholfen zu haben, sie schien gestern beim Abendessen zufrieden zu sein. Nicht ein mal hatte sie sich mir gegenüber zickig benommen. Sie hatte sich sogar entschuldigt, dass ich ihretwegen nachsitzen muss. Ich musste zugeben, dass es mich freute, dass wir uns nun besser verstanden. Dennoch hatte ich diesen Groll auf Umbridge, Draco und vor allem auf Pansy Parkinson, welche bei Umbridge gepetzt hatte. Ich blieb den ganzen Morgen im Gemeinschaftsraum und versuchte mich abzulenken. Ich übte den Verschwindezauber, welchen wir von Professor McGonagall aufgetragen bekommen hatten und stellte einen Aufsatz fertig für Zaubereigeschichte. Es schien mir, obwohl ich jeden Tag mehrere Stunden mit Hausaufgaben verbrachte, wurde der Berg immer wie grösser. Kurz nach dem Mittag gönnte ich mir eine Pause und setzte mich in einen der weichen Sessel vor den Kamin. Das Feuer knackte ab und zu beruhigend und ich schloss die Augen. Nicht viel Zeit verging, da ertönte ein leises Plopp. Ich öffnete die Augen wieder und starrte in ein riesiges Paar grüne Augen. Erfreut begann ich zu grinsen. "Dobby, was machst du denn hier?", fragte ich erfreut. Der Hauself umarmte mein Bein freudig. "Dobby hat mitbekommen, dass Miss Grace heute nachsitzen muss, weil sie ihrer Schwester geholfen hat. Dobby findet das sehr unfair."
Er liess von meinem Bein ab und nickte bestimmt, um seine Aussage zu bekräftigen. "Dobby, ich habe dir doch schon oft gesagt, du kannst mich Roxy nennen. Das tun alle meine Freunde", sagte ich lächelnd. Mir fiel seine gestrickte Mütze auf. "Woher hast du denn die tolle Mütze?", fragte ich neugierig und stupste sie an. Ich kannte Dobby schon lange, da er früher den Malfoys dienen musste. Ich hatte mich schon immer gut mit dem Elfen verstanden und war froh, dass er nun hier arbeiten konnte.
"Dobby vergisst das immer wieder. Alte Gewohnheit. Die Mütze hat Dobby im Gemeinschaftsraum von Gryffindor gefunden, er vermutet sie ist von Hermine Granger." Er rückte sich die Mütze zurecht und reckte stolz die Brust. Dann zog er ein kleines Päckchen hervor und reichte es mir. "Dobby dachte, sie könnten etwas Aufmunterung gebrauchen, wenn sie schon so unfair behandelt werden."
Das Päckchen war im Grunde genommen bloss etwas, dass in eine Stoffserviette eingepackt wurde. Ich faltete die Serviette auseinander. Im Innern war ein Haufen Haferkekse mit Schokostücken. "Dobby weiss, dass Miss Grace-", er hielt kurz inne, "Dass Roxy diese Kekse gerne mag. Sie und Mr Malfoy sind früher immer in die Küche geschlichen und haben sich ein paar eingesteckt."
Ich lächelte von ganzem Herzen. Diese Erinnerung war bereits beinahe verschwunden gewesen, doch der Hauself hatte recht. "Danke Dobby, wirklich. Das ist sehr lieb von dir."
Ich kniete mich vor dem Sessel hin und zog den Hauselfen in eine Umarmung. "Dobby muntert Miss- Roxy gerne auf, sie war immer so nett zu ihm."
Kurze Zeit darauf musste er sich verabschieden und verschwand wieder mit demselben Plopp wie vorher. Ich setzte mich wieder auf den Sessel und knabberte an meinen Keksen.
Bald musste ich jedoch meine Tasche zusammenpacken und mich auf den Weg zu Professor Umbridges Büro machen. Meine Kekse hatte ich als Nervennahrung ebenfalls eingepackt. Kurz vor dem Büro kam mir ein Junge  mit grimmiger Miene entgegen. Es war Harry Potter. "Potter, du musstest auch nachsitzen?", fragte ich. Er nickte nur und schnaubte. Ich zog einen Keks aus der Tasche und streckte ihm diesen entgegen. "War's schlimm?"
Etwas zögerlich griff er nach dem Keks und biss hinein. Dabei fielen mir einige tiefe Schrammen in seiner Hand auf. "Es war definitiv nicht angenehm", entgegnete er. "Dann bist du wohl die Schülerin welche die Kröte erwähnt hat. Was hast du angestellt?"
"Ich war im falschen Gemeinschaftsraum. Parkinson hat mich verpetzt", schnaubte ich. "Ich war bei meiner Schwester", fügte ich eilig hinzu. Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht, dass er dachte, dass ich wegen Draco dort war.
Harry schien nicht recht zu wissen, was er dazu sagen sollte. "Du solltest dich sputen, ansonsten drückt sie dir noch mehr Tage auf. Und uhm... danke für den Keks."
Ich nickte und verzog das Gesicht, ehe ich mich beeilte, zum Büro zu kommen. Ich klopfte und trat ein, als ich ein hochgestochenes "Herein" hörte. Umbridges Büro war noch schlimmer eingerichtet, als ich es mir vorgestellt hatte. An den Fenstern hingen Vorhänge, welche farblich zu der Garderobe der Professorin passten. An den Wänden waren bemalte Untertassen mit Katzen befestigt, welche nervtötend miauten als sie mich erblickten. In einer Ecke stand ein kleiner Tisch, mit einer weissen Spitzendecke und Teegedeck. Professor Umbridge stand hinter ihrem Schreibtisch und blickte mich mit glänzenden Augen an. "Guten Tag Miss Grace", sagte sie zuckersüss und deutete auf den Tisch in der Ecke. Mittlerweile lag ein Stück Pergament dort. "Setzen sie sich bitte."
Ich setzte mich still hin. "Ich möchte, dass sie mir ein paar Sätze aufschreiben."
Noch bevor ich nach meiner Tasche greifen konnte, legte sie mir eine lange, dünne, schwarze Feder auf das Pergament. "Ich habe ihnen eine besondere Feder. Tinte brauchen sie keine."
Ich starrte sie verwirrt über meine Schulter hinweg an. "Wie soll ich denn ohne Tinte schreiben?"
Doch sie ging nicht auf meine Frage ein und fuhr fort: "Ihr Satz lautet 'Auch ich habe mich an Regeln zu halten'. Schreiben sie diesen so oft es nötig ist."
Damit drehte sie sich weg, setzte sich an ihren Schreibtisch und machte sich eine Tasse Tee, ehe sie sich um ihren eigenen Kram zu kümmern schien. Langsam nahm ich die Feder in die Hand und setzte sie auf dem Pergament an. Als ich begann zu schreiben, schoss mir ein grauenhafter Schmerz durch den Handrücken. Die Worte welche ich in tiefroter Schrift auf das Pergament schrieb, ritzten sich in meine Haut ein. Die Wunde war nicht lange offen, sie heilte schnell zu und hinterliess nur eine Rötung. Ich konnte Umbridges Blick in meinem Rücken spüren, liess mir jedoch nichts anmerken und setzte erneut an. Nun wurde mir auch klar, was mit Harry Potters Hand geschehen war. Immer wieder unterdrückte ich ein Zusammenzucken, wenn sich der Zauber durch meine Hand schnitt. Nach gut einer Stunde war ich am Schwitzen, durch das Unterdrücken des Schmerzes.
"Ich glaube, sie haben für heute genug gelernt", ertönte die Stimme der Hexe hinter mir. Sie blickte voller Genugtuung auf meine Hand, welche nun tiefrot den Schriftzug eingeritzt hatte. Auch ich habe mich an Regeln zu halten.
"Wir sehen uns dann morgen Abend noch einmal."
Ich erhob mich und blickte auf die Professorin herab. Sie war ungefähr eineinhalb Köpfe kleiner als ich. "Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend, Professor Umbridge", entgegnete ich, ohne mir etwas von den Schmerzen anmerken zu lassen, ehe ich meine Tasche packte und das Büro verliess.

Da ich mich eigentlich noch mit George treffen wollte, ging ich zuerst zum Hufflepuff-Gemeinschaftsraum um meine Tasche abzustellen. Danach machte ich mich auf den Weg zur grossen Halle, da ich nicht wusste, wo er steckte. Vielleicht wäre ja jemand dort, der mir sagen konnte, wo ich den Gryffindor finden konnte. Im Grunde genommen hatte ich ihn nämlich schon wieder versetzt, wenn auch unabsichtlich. Aber ich konnte gestern ja noch nicht wissen, dass ich heute in Umbridges Folterkammer musste. Nach einigen Minuten und Treppen später, trat ich in die grosse Halle. An der Decke hingen Wolken, wenigstens regnete es jedoch nicht, wie die ganze letzte Woche. Geplapper und Gelächter drang von den Tischen, die Halle war jedoch noch verhältnismässig leer. Bald würden jedoch weitere Schüler kommen, es dauerte nicht mehr lange bis zum Abendessen. Ich suchte den Gryffindortisch nach bekannten Gesichtern ab. Bald erblickte ich Lee Jordan und Fred Weasley. Doch von seinem Zwilling fehlte jede Spur. Schnurstracks ging ich auf den Tisch zu und setzte mich neben Fred auf den Bank. "Hey Leute", begrüsste ich die Beiden.
"Roxy, was machst du denn hier?", fragte Fred verwundert. "Georgie ist gerade eben zur Bibliothek gegangen, weil er dachte du wärst dort."
Ich schüttelte den Kopf. "Ich musste den ganzen Nachmittag nachsitzen bei Umbridge", erklärte ich grimmig. "Warum denn das?", fragte nun Lee, sichtlich interessiert daran, was ich angestellt haben könnte.
"Glaubt ihr George kommt gleich wieder? Dann muss ich nicht alles zwei Mal erzählen."
Mittlerweile hatte ich meine Beine über den Bank geschwungen, sodass ich richtig am Tisch sass. Fred zuckte mit den Schultern. "Er ist bereits einen Moment fort, dauert bestimmt nicht mehr lange, wenn er dich nicht findet."
Und tatsächlich: Es dauerte nicht lange, da kam George zurück. Er schien mich nicht zu sehen, da ich hinter Fred sass. "Ich hab sie den ganzen Tag nicht gesehen und das nachdem sie gestern mit diesem Schleimbeutel Malfoy abgehauen ist, ich weiss langsam wirklich nicht mehr was ich davon-", hatte George gebrummt, ehe ihn sein Bruder unterbrach und die Sicht auf mich freigab. Ich hob die Augenbrauen, während George ertappt dreinblickte. "Hi George", murmelte ich. "Ich musste nachsitzen."
Der Rotschopf setzte sich neben Lee, gegenüber von mir. Es schien, als hätten seine Ohren eine rötliche Farbe angenommen. "Jetzt erzähl schon Grace, was hast du angestellt", drängte Lee mich. Und so erzählte ich den Dreien die ganze Geschichte wie ich zum Nachsitzen gekommen war und wie Umbridge ihre Schüler gefügig machen wollte. Als ich fertig war, herrschte kurz Stille, ehe jeder mit Fragen herausplatzte. "Warte mal, das heisst du kennst jetzt das Passwort zum Slytherin-Gemeinschaftsraum?", fragte Fred mit einem verräterischen Funkeln in den Augen.
"Wissen das die Anderen Lehrer, wie sie euch bestraft?", kam es von Lee.
"Zeig mal deine Hand her", sagte George.
Etwas überfordert damit wo ich starten sollte, reichte ich George meine Hand über den Tisch, ehe ich den anderen Beiden antwortete.
"Also Fred, jein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es bereits wieder geändert wurde. Also wird es schwierig eure Knallkörper hineinzuschmuggeln." Ich musste grinsen bei dem Gedanken. "Und Lee, ich weiss es nicht."
George hatte unterdessen meine Hand begutachtet, wo der Satz noch immer gut zu sehen war. Auch Fred und Lee starrten darauf. "Das ist doch krank", sagte George nun und sah mich an, mit einem Blick welchen ich nur schwer deuten konnte. "Ich hatte schon geahnt dass dieses Krötengesicht nicht ganz alle Latten am Zaun hat", meinte nun Fred und zog eine Grimasse. Ich zuckte mit den Schultern. "Versprecht mir einfach, dass ich mithelfen darf, wenn ihr einen Streich für sie in Planung habt", sagte ich grinsend.
Fred klopfte mir stolz auf den Rücken. "Liebend gern, Grace."
Ich sah zu George hinüber, welcher noch immer nachdenklich dreinschaute. Schliesslich wurde jedoch das Thema gewechselt und wir plauderten weiter. Die Halle hatte sich gefüllt und das Essen erschien. Ich verbrachte den Rest des Abends bei den Dreien, bis ich schliesslich schlafen ging. In meinen Träumen wurde ich jedoch von Umbridges Federn, jedoch waren sie so gross wie ich selbst, gejagt, während ich durch das Schloss rannte. Von den Wänden hallte ein Gemisch aus Stimmen wieder. "Auch ich habe mich an Regeln zu halten", konnte ich Umbridge zuordnen. "Wir können unsere Treue beweisen", echote es jedoch auch immer wieder, mit der Stimme meines Vaters. Und auf einmal begann der Boden unter mir zu bröckeln, bis er auseinanderbrach und ich mit den Trümmern in die Dunkelheit hinabstürzte.

I'm here with you [Harry Potter FF]Where stories live. Discover now