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Auch an diesem Morgen hingen die dunkeln Regenwolken noch immer tief über Hogwarts, der Regen prasselte sachte gegen die Fenster des Schlosses. Ich hatte mich bereits auf den Weg zur grossen Halle gemacht, nachdem ich Bounty gefüttert hatte. Die gestrige Situation nervte mich noch immer. Jungs konnten echt bescheuert sein. George schien Draco genau so zu hassen wie es umgekehrt der Fall war. Und das zeigten beide ohne zu zögern, was mich zwischen die Fronten zog, egal was ich tat. Insgeheim fragte ich mich zudem, was passiert wäre wenn die Slytherins nicht vorbeigekommen wären. Meine Stimmung passte zum Wetter, welches sich auch in der Decke der grossen Halle widerspiegelte. Ich erblickte Hailey am Tisch der Ravenclaws und winkte ihr zu. Kurzerhand setzte ich mich zu ihr, es dauerte einen Moment bis sie von ihrem Notizbuch aufsah. "Hey du", sagte sie und blinzelte ein paar Mal. Ich tischte mir mein Essen auf einen Teller und ignorierte die Blicke einiger anderer Ravenclaws, welche mich am liebsten an meinen eigenen Tisch geschickt hätten. "Hailey ich muss dir was erzählen", grummelte ich. Ihre dunkeln Augen blickten mich interessiert an und ich schilderte ihr die Situation von gestern Abend. Zwischendurch quietschte sie erfreut auf, bis ich zum Teil kam, wo die Slytherins auftauchten. "Oh. Das ist wirklich mühsam", murmelte sie und hob die Augenbrauen. Sie wusste dass Draco und ich privat eine ganz andere Beziehung hatten als hier in Hogwarts. Wir quatschten noch lange, bis ich mich wirklich beeilen musste zum Unterricht zu kommen. Ich fühlte mich bereits viel besser als zuvor, Hailey konnte gute Ratschläge geben. 

Professor Umbridge sass bereits - ganz in pink gekleidet wie immer - am Lehrerpult als wir in den Klassenraum kamen. Ihre Hände hatte sie gefaltet und auf dem Tisch platziert, ihre kleinen Schweinsäuglein folgten uns, als wir uns hinsetzten. Ich setzte mich zu Hannah Abbott. "Wenn das hier wirklich so wird wie alle erzählen, können wir uns ja schon auf was gefasst machen", flüsterte ich ihr zu. Mein Blick fiel auf eine Gruppe Slytherins, welche das Klassenzimmer betrat. Wie gewohnt führte Draco seine übliche Truppe an, er setzte sich neben Blaise, nicht weit von mir entfernt. Er blickte über seine Schulter zu mir, ich konnte den Blick nicht deuten. Es dauerte jedoch kaum einige Sekunden und er drehte sich wieder weg. "Ich weiss nicht wie wir unsere ZAG's bestehen sollen, wenn diese Kuh uns nichts beibringt", brummte Hannah und musterte die Frau am Ende des Klassenzimmers. Es dauerte nicht lange, da waren alle Schüler im Klassenraum. Die Stimmung war gedrückt, als hätten alle bereits mitbekommen, was auf uns zukam. Professor Umbridge erhob sich mit einem nervtötenden "Chrm-chrm". Jegliche Gespräche im Raum verstummten und ich sah, dass mindestens die Hälfte aller Hufflepuffs grimmige Minen zogen. Die Slytherins jedoch schienen zufrieden mit der neuen Professorin - vermutlich da sie von Potters Bestrafung gehört hatten - und warteten gespannt was sie zu sagen hatte. 
"Guten Morgen, Klasse", begann sie und blickte uns daraufhin erwartungsvoll an. Einige Schüler erwiderten dies. Umbridge machte einen Schmollmund. "Ich erwarte ein 'Guten Tag Professor Umbridge', das wird doch wohl kaum zu viel verlangt sein?", tadelte sie uns mit hoher Stimme.
Beinahe die ganze Klasse grüsste sie dieses Mal, Hannah, Ernie, Susan und Ich blieben jedoch still.
"Liebe Klasse, Sie haben bestimmt bereits vernommen, dass sie Ihre Zauberstäbe in meinem Unterricht nicht benötigen", erklärte sie und machte eine wegwerfende Geste mit der Hand. "Also husch husch, weg damit."
Ich blickte zu meinen Freunden und widerwillig packten wir unsere Zauberstäbe in unsere Schultaschen. Als ich wieder aufblickte, lag bereits ein Buch vor mir auf dem Tisch. Theorie magischer Verteidigung von Wilbert Slinkhard. Während ich das Buch mit gerunzelter Stirn durchblätterte, begann sie wieder etwas zu erzählen und es wurde etwas auf die Wandtafel gekrizelt. Nach einem weiteren Dialog von der pinken Frau, wurden wir angewiesen das erste Kapitel zu lesen. Ich folgte dem Buch schon nach den ersten drei Sätzen nicht mehr, da es so langweilig war. Stattdessen versank ich in meinen Gedanken, bis Hannah neben mir die Stimme erhob. "Ich kann nirgends finden wie man die Theorie in die Praxis umsetzen kann."
Professor Umbridge blickte sie düster an. "Sie sind?", fragte sie nach einer kurzen Pause. "Hannah Abbott", antwortete ihr die blonde Schülerin. 
"Miss Abbott", begann die Lehrerin, "Wie ich bereits gestern einer Schulklasse beibringen musste, gibt es keinen Grund warum sie diese Zauber benutzen müssten."
Nun meldete sich Ernie zu Wort. "Dieses Fach sollte doch dazu dienen, damit wir wissen wie wir uns verteidigen können."
Umbridge wirkte bereits genervt, als sich noch mehr Schüler ungemeldet äusserten. Sie stritt jegliche Gefahren ab, welche genannt wurden. Schliesslich meldete auch ich mich zu Wort: "Das ist doch kompletter Blödsinn. Wir sollten uns verteidigen können, vor allem jetzt wo so viele Zeichen darauf hindeuten, dass Ihr-Wisst-Schon-Wer zurück ist!" Ich bemerkte erst im Nachhinein dass ich lauter war als beabsichtigt. Die Wut sammelte sich in mir, vielleicht war es auch Verzweiflung. Umbride wandte ihren Blick zu mir. "Miss -?"
"Grace", antwortete ich. 
"Wie mir scheint, liegt Ihnen etwas daran Mr Potters Gerüchte weiter zu verbreiten. Doch glauben Sie mir, an diesen Gerüchten ist nichts Wahres dran."
Meine Hände zitterten und ich wollte gerade erneut etwas äussern, da fiel mir Draco ins Auge. Er sah mich eindringlich an, als wolle er mich beschwören, mich zurückzuhalten. Ich atmete einmal tief durch und richtete meinen Blick wieder dem Tisch zu. 
"Kaum zu glauben, dass wir Schüler weniger naiv sind", brummte ich.
"Miss Grace, wollten Sie noch etwas hinzufügen?", fragte Umbridge eisig. "Sie sind bereits nahe dran sich Nachsitzen einzuhandeln."
Ich ballte meine Fäuste und schüttelte den Kopf. Ich hatte mich immer darauf verlassen in Hogwarts zu lernen wie ich mich selbst verteidigen konnte, gerade jetzt, wo die Gefahr nicht mehr weit weg war. Die Klasse war nun still und Professor Umbridge fuhr mit ihrem 'Unterricht' fort. Den Rest der Stunde verhielt ich mich still und grübelte weiter. 

Nach Verteidigung der dunkeln Künste hatten wir Zaubertrankunterricht mit den Ravenclaws. Ich erzählte Hailey von den Geschehnissen der letzten Doppelstunde, sie sah genau so grimmig aus wie der Rest der Schüler. "Schon nur abgesehen von den Gefahren welche wohl auf uns zukommen, wie sollen wir so unsere ZAG's schaffen?", fragte sie. So weit hatte ich noch gar nicht gedacht. "Keine Ahnung", brummte ich. Wir holten uns ab und zu eine mürrische Ermahnung von Professor Snape ein, unsere Gespräche anderswo fortzuführen. Schliesslich hatten wir auch die letzte Stunde vor dem Mittag überstanden, ich seufzte erleichtert auf, als wir endlich gehen konnten. Wir assen gemeinsam Mittagessen, ehe wir uns verabschiedeten. Ich machte mich alleine auf zu den Gewächshäusern und fragte mich, wann meine Mutter zurückschreiben würde. Ich wusste, dass sie viel zu tun hatte, dennoch hoffte ich inständig, dass sie so bald wie möglich schreiben würde. Ich betrat das Gewächshaus, ein Haufen Viertklässler kam uns entgegen. Ich erhaschte einen Blick auf Harry Potter, welcher gerade Luna Lovegood zuhörte, welche ihm sagte, dass sie ihm seine Geschichte über Lord Voldemort glaubte. Ich gesellte mich zu Ernie und Hannah, ehe Luna wütend davonstolzierte. Ich bekam gerade noch mit, wie Hermine Granger sich über sie lustig machte. Nun trat jedoch Ernie zu Potter. "Ich glaube dir hundertprozentig." Er erzählte geschwollen weiter, Harry bedankte sich. Er schien unter dem ganzen Unglauben ziemlich zu leiden. "Potter", sagte ich nun, "Ich glaube dir auch."
Der schwarzhaarige Junge drehte sich überrascht zu mir, wir hatten kaum je zusammen gesprochen, vermutlich auch deshalb weil er wusste, dass ich gut mit Draco auskam. "Uhm Danke Grace", sagte er und blinzelte ein paar Mal. Ron Weasley, welcher an seiner Seite stand, blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an. "Das kommt von jemandem der mit Malfoy befreundet ist?", er schnaubte laut. "Warum wohl."
Ich runzelte die Stirn. Nun meldete sich jedoch Hermine zu Wort. "Sie ist genauso mit deinen Brüdern befreundet Ron", keifte sie ihn an. Ich war überrascht, dass es schien, als würde mich Hermine Granger verteidigen. Vermutlich weil sie zuvor Luna Lovegood vor den Kopf gestossen hatte, wodurch sie Harry nicht gerade Freude bereitet hatte. Ich wandte mich ab, als Professor Sprout den Unterricht begann. Mit den Gedanken war ich unteranderem bei den ganzen Hausaufgaben welche wir aufgebrummt bekamen. Mehrere Aufsätze, Üben des Verschwindezaubers, ein Traumtagebuch von Trewlaney und das Beenden der Skizze des Bowtruckles. 

Die nächsten zwei Tage waren genau so mühsam wie zuvor. Viele Hausaufgaben, kaum Zeit für sich, abgesehen von Essen und Schlafen. Zu meinem Bedauern hatte ich auch Fred und George Weasley kaum gesehen, wenn dann nur von Weitem. Nun war jedoch endlich Wochenende. Da wir keine Schule hatten, zog ich mir eine bequeme Jeans, sowie einen rot-schwarz gestreiften Wollpullover an. Meine Haare band ich zu einem Dutt, jedoch waren sie im Moment noch so kurz, dass immer wieder Strähnen herausfielen. Schliesslich begab ich mich zum Morgenessen, in der Hoffnung, es wäre ein Brief für mich gekommen. Und tatsächlich: Kaum sass ich an meinem Tisch, kamen bereits die ersten Eulen hineingeflogen. Scrabbles, der kleine Steinkauz, gab sein Bestes mit den grossen Eulen mitzuhalten. Bald darauf landete er neben mir auf dem Tisch, mit einer kleinen Schriftrolle am Bein. Aufgeregt nahm ich diese an mich, gab dem Kauz ein Leckerli, woraufhin dieser erfreut wieder wegflog. 

Liebe Roxy
Was du erzählst klingt ziemlich schlecht. Ich möchte mir nicht vorstellen was sie damit meinen. Es wäre hilfreich wenn du mehr in Erfahrung bringen könntest, versprich mir jedoch vorsichtig zu sein. Was Weihnachten angeht: Ich kann noch nichts versprechen, würde mich jedoch sehr freuen dich wieder zu sehen. Lucas grüsst dich.
In Liebe Mom.

Ich musste zugeben, dass ich enttäuscht war, dass der Brief so knapp ausfiel. Dennoch konnte ich es verstehen, sie hatten bestimmt eine Menge zu tun. Meine Weihnachtsferien betrachtete ich als geplant, denn Nachhause würde ich bestimmt nicht gehen. Gerade auch da ich nicht noch mehr Zeit mit meiner Schwester verbringen wollte. Doch wenn ich so darüber nachdachte, bemerkte ich, dass ich sie kaum gesehen hatte seit wir hier waren. Nachdenklich stocherte ich in meinen Hashbrowns herum. Ich sollte mich vielleicht doch mal bei Draco erkundigen, wie sie sich so machte.

I'm here with you [Harry Potter FF]Where stories live. Discover now