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Am nächsten Morgen wachte ich bereits früh auf. Langsam setze ich mich auf, schlug die Decke zurück und stieg aus dem Bett. Ein Schauer durchlief mich, als meine nackten Füsse den kalten Boden berührten. Nachdem ich meine Schuluniform angezogen hatte, verliess ich den Schlafsaal. Meine Augen fühlten sich so schwer an, als hätte ich nur ein bis zwei Stunden geschlafen. Im Gemeinschaftsraum waren noch nicht viele Schüler, einzig Eloise Midgen, ein Mädchen mit furchtbar vielen Pickeln, und Zach sassen in den bequemen Sesseln vor dem Kamin. Eloise versuchte offenbar ein Gespräch mit ihm zu führen, der blonde Junge schien jedoch kaum interessiert daran und starrte gelangweilt ins Feuer. Dieses warf tanzende Schatten auf beide Gesichter, was Zachs Mine noch grimmiger wirken liess. Ich entschied mich, ihn aus dieser Situation zu retten und trat zu den Sesseln. "Hey Zach, gut geschlafen?"
Er schien mich bis gerade eben nicht bemerkt zu haben, weshalb er überrascht zusammenzuckte, daraufhin jedoch erleichtert aufsprang. "Uhm ja, bin bloss schon lange wach."
Eloise blickte uns an wie ein Lamm, während sie langsam verstand, dass ihre kleine einseitige Unterhaltung gerade durch mich beendet wurde. Sie erhob sich, blickte mich missmutig an und entfernte sich in Richtung Schlafsaal. "Ich mache mir noch richtige Freunde für dich", murmelte ich belustigt und grinste. "Na dann, ich muss noch etwas erledigen, bis später Zach."
Ich verliess den gemütlichen Gemeinschaftsraum und machte mich auf den Weg zur Grossen Halle. Die vier langen Tische waren noch beinahe leer, ein paar wenige Schüler sassen vor ihrem Morgenessen mit einem Lehrbuch, offenbar noch motiviert gut in das Schuljahr zu starten oder einfach um die Lücken des letzten Jahres noch in letzter Minute zu füllen. Die Decke der Grossen Halle war grau und wolkenverhangen, vielversprechend für Regen. Ich setzte mich an den Hufflepufftisch und zog ein Stück Pergament, Feder und Tinte aus meiner Tasche hervor. Eigentlich wollte ich meiner Mutter bereits direkt nach unserem Besuch bei den Malfoys schreiben, es schien mir jedoch zu riskant, denn falls mein Vater herausfand dass ich und Draco gelauscht hatten, würden wir nicht noch einmal die Möglichkeit bekommen. Für einen kurzen Moment dachte ich nach was ich ihr alles schreiben wollte, ehe ich die Feder in das Tintenfass tauchte und auf dem Pergament ansetzte.

Hi Mom
Wie geht es dir? Mir geht es gut, da ich endlich wieder in Hogwarts bin. Ich habe den Grossteil meiner Ferien bei Draco verbracht. Wir haben unsere Eltern belauscht, sie schienen etwas Wichtiges zu besprechen. Ich mache mir Sorgen, dass mein Vater und Lucius etwas im Schilde führen, sie erzählten etwas von "Wir könnten unseren Platz sichern" und "Er will unsere Loyalität prüfen". Ich habe dabei keinen Zweifel um wen es geht. Vielleicht weisst du ja worüber sie gesprochen haben könnten? Narzissa und Catherine schienen auf jeden Fall überhaupt nicht glücklich. Ich weiss jedoch nicht, wie ich an mehr Informationen kommen soll, wenn ich nicht Zuhause bin.
Ausserdem wollte ich fragen ob ich über die Weihnachtsferien zu dir und Lucas kommen könnte? Ich habe keine Lust darauf das 'Fest der Liebe' bei Dad zu verbringen. Vielleicht könnten du und Lucas ein paar freie Tage einlegen? Ich würde mich sehr freuen euch wieder einmal zu sehen.
Ausserdem könntest du Lucas ausrichten, dass Jasmine tatsächlich nach Slytherin gekommen ist. Er glaubte tatsächlich unsere Schwester käme nach Gryffindor.
Wusstest du eigentlich dass das Ministerium eine Lehrerin geschickt hat? Was hat es damit auf sich? Ich hoffe bei euch in der Magischen Strafverfolgung ist es momentan nicht all zu stressig.
Wie dem auch sei, ich wünsche dir noch einen schönen Tag und grüss meinen Bruder.
Roxy

Seufzend rollte ich das Pergament auf und band es zusammen. Ich würde gleich nach dem Morgenessen zur Eulerei gehen und Scrabbles nach London schicken. Hastig löffelte ich daraufhin mein Porridge und trank meine heisse Schokolade. Bereits am ersten Schultag zu spät zu kommen wäre bestimmt kein guter Start in das neue Schuljahr. Mittlerweile war die grosse Halle gut gefüllt mit müden Schülern, die Morgenmuffel den Kopf dicht über dem Teller, die Frühaufsteher bereits heiter und fröhlich am plaudern. Noch zwanzig Minuten bis der Unterricht begann, ich musste mich beeilen. Am Kopfende des Tisches tauchte Professor Sprout mit den Stundenplänen auf, auch die anderen Hauslehrer verteilten die Ihren bereits. "Guten Morgen Miss Grace", sagte sie fröhlich und drückte mir den Stundenplan in die Hände. "Sie sind schon früh auf den Beinen, so kennt man Sie ja gar nicht. Übt das Abzeichen etwa Druck aus?" Die kleine Lehrerin wirkte belustigt als sie mit dem kurzen Finger auf das Vertrauensschülerabzeichen an meinem Umhang deutete. Ich lächelte und schüttelte den Kopf. Ansonsten war ich immer auf den letzten Drücker beim Morgenessen und im Unterricht und Professor Sprout wusste dies nur zu gut. "Keinesfalls, ich fühle mich geehrt. Ich hatte bloss etwas dringendes zu tun", antwortete ich und hob die Hand mit dem zusammengerollten Brief ein Wenig. "Bis bald Professor, ich muss los." 
Nach einigen Minuten kam ich beim Westturm an und eilte die Treppen nach oben zur Eulerei. Viele der Tiere hatten die Augen geschlossen und das Gefieder aufgeplustert. Schon bald entdeckte ich den kleinen Steinkauz Scrabbles, welcher aufgeregt mit den Flügeln schlug als er mich erblickte. Ich gab ihm ein Leckerli, ehe ich den Brief an sein Beinchen band. "Bring das Elizabeth Davis. Sie ist in London", murmelte ich. Scrabbles gab einen erfreuten Laut von sich und flog davon.

I'm here with you [Harry Potter FF]Where stories live. Discover now