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Mein Handy? Wo ist mein Handy? Ich......ich muss Kageyama anrufen. Mit letzter Kraft bewegte ich mich ein wenig nach rechts. Die Schmerzen waren so brutal, das ich wieder zu Weinen begann. Da ist es. Mein Handy. Es lag auf dem Boden. Ich nahm all meine Kraft zusammen, um mit meiner ausgestreckten Hand an mein Handy zu gelangen. 

Es hatte funktioniert. Wenige Sekunden später hatte ich meine Handy in der Hand. Ich suchte mit zitternden Händen nach Kageyamas Handynummer in meinen Kontaken. 

Da war sie. Ich drückte darauf und rief ihn an. "Hey Yuuki?", ging er nach ein paar Mal durchklingeln ran. "T-o...b-io!" "Yuuki? Hey? Was ist los? Du...du klingst so fertig?", fragte er sofort besorgt. "Du...du musst kommen....A...Aktio!", war das einzige was ich noch heraus brachte, bevor meine Stimme ebenfalls zusammenbrach. "YUUKI? ICH...ICH KOMME SOFORT.", er legte auf. Die Panik in seiner Stimme ich konnte sie deutlich hören. Danach verschwamm alles immer mehr. Doch ich versuchte mich wachzuhalten. Mein Blick fiel auf ein kleines blinkendes Licht, welches aus dem Regal heraus leuchete. Ist das...warte mal ist das unsere Kamera? Die Kamera, die wir dort vergessen haben? Haben wir sie dort vergessen? Doch leider konnte ich den Gedanken nicht zu Ende denken. Es wurde alles nach und nach pechschwarz. 

Pov Kageyama

Scheiße, Yuuki! Ich hätte sie niemals alleine lassen dürfen. Die Panik und die Angst um Yuuki legte sich um meinen ganzen Körper. So schnell wie mich meine Beine trugen, rannte ich mit meinem Handy in der Hand aus unserer Haustüre zu Yuuki nach Hause. Ich war komplett außer Atem, als ich bei ihr ankam. Die Haustüre war zwar zu, aber nicht verschlossen. Meine Hand griff flüchtig  nach der Türklinke und mit voller Wucht riss ich sie auf. "YUUKI?" - "YUUKI!", rief ich immer wieder ihren Namen. Ihr Zimmer. Sie ist sicher in ihrem Zimmer. Ich sprang so schnell ich konnte die Treppen nach oben. Die Zimmertüre war offen, doch es war dunkel. Ich schaltete das Licht an und konnte meinen Augen nicht trauen. Yuuki lag bewusstlos auf ihrem Bett. Völlig nackt und überseht von Wunden, Abdrücken, roten Stellen und Kratzern. Sie blutet? Ja das ist eindeutig Blut. "SCHEIßE. FUCK...HEY YUUKI!", rief ich. Sie reagierte nicht sofort, es hatte einen kurzen Moment gedauert. "T..o..bio!", sagte sie mit letzter Kraft. Fuck was mach ich jetzt...was tue ich jetzt. Als erstes zog ich meine Jacke aus und legte sie über Yuuki. 

Tooru! Ihr älterer Bruder. Ja, ich rufe ihn an. Dafür schnappte ich mir schnell ihr Handy und entsperrte es mit Leichtigkeit. Ihr kannte ja schließlich ihr Passwort. Wo ist Tooru, verdammt? Wo ist ihr Bruder. Ich suchte in ihren Kontakten. Wenige Sekunden später hatte ich ihn gefunden. Mein Herz pochte wie wild, als der Anruf aufgebaut wurde und ihr Handy zu wählen begann. Tooru hob endlich ab. "Hey Schwesterchen. Was gibt es denn?", ging er ran. "Tooru. Hier hier ist Tobio?", sagte ich mit zitternder Stimme. "Tobio? Hallo, wo ist meine Schwester.", war er ein wenig überrascht. "Tooru, du du musst sofort hierher kommen. Yuuki, sie sie....nein..also Aktio...er er...hat....sie...sie..Aktio hat sie....!", stammelte ich vor mich hin. "Warte was? Aktio? Hat er..also hat er......", konnte Tooru es auch nicht aussprechen. "Ja hat er...du musst sofort kommen. Sie ist in keiner guten körperlichen Verfassung, sie ist auch nicht ansprechbar und ich weiß nicht was ich tun soll.", sagte ich total verzweifelt. "Okay....okay.......okay.... Tobio..okay... pass auf! Versuch sie wach zu bekommen und wach zu halten. Iwazumi hat den ersten Teil mitgehört und gibt gerade unserem Trainer Bescheid, das es sich um einen Notfall handelt. Bitte...bleib da wo du bist..geh nicht weg von dir... und...also...ja und versuche sie wach zu bekommen. Wir beeilen uns. So weit ist das Camp nicht weg!", sagte er komplett aufgebracht und besorgt. "Hast du die Adresse?" - "Ja Iwazumi weiß, wo wir hin müssen. Wir beeilen uns!", sagte er. "Okay. Bis nachher!", sagte ich noch. Kurz danach hatte er aufgelegt. Mit zitternden Händen legte ich ihr Handy weg. Sie begann sich leicht zu bewegen. "Hey Yuuki..hey kannst du mich hören!", sagte ich mit zitternder Stimme. In meinen Augen bildeten sich bereits die ersten Tränen. Ihr Körper..er sieht unfassbar schlimm aus. Ein Wunder, das sie überhaupt so schnell wach wurde. "T..obio...mir...mir ist....kalt!", sagte sie plötzlich. "Ähm...ich hol dir eine Decke!", sagte ich komplett überfordert. Sofort rannte ich nach unten ins Wohnzimmer, nahm dort eine Wolldecke vom Stapel, der dort lag, weg und lief so schnell ich konnte zurück zu ihr. 

Ich war so überfordert? Was...was soll ich tun? Den Krankenwagen rufen? Die Polizei anrufen? Ich weiß es nicht? Ich wusste in diesem Moment nicht mal die Telefonnummer. Keinen einzigen klaren Gedanken konnte ich fassen. 

Vorsichtig hob ich ihren Kopf nach oben. Sie verzog leicht das Gesicht. Yuuki hat sicher große Schmerzen. Aber was soll ich zu ihr sagen? Ich weiß es nicht. "D...an..ke!", stotterte sie. "Aber natürlich. Hey Yuuki, du du musst wach bleiben, okay!", sagte ich und legte ihren Kopf auf meinen Schoß. Sie nickte. "Dein Bruder und Iwazumi sind auf dem Weg hierher. Sie sollten nicht mehr allzulange brauchen. Du musst bitte noch ein bisschen durchhalten!", sagte ich zu ihr. Wieder nickte sie. "T...ob..io! Das Re..gal...die Ka...mera!", begann sie irgendwelche Wörter laut auszusprechen. "Was? Regal? Kamera?", fragte ich sie nochmal. Was meint sie nur? Was für ein Regal und welche Kamera? Meint sie die Kameras von Aktio? "Wir...wir haben...sie vergessen..abzubauen. Sie steht...im...im Regal!", sagte sie. Auf der Stelle sah ich zu ihrem Bücherregal, das dirket gegenüber von ihrem Bett steht. Ach du heilige Scheiße. DIE KAMERA? Wir haben sie ja wirklich dort stehen lassen. "Yuuki! Die Kamera....! Wir haben sie ja dort wirklich stehen lassen!" Sie nickte kurz. "Nim...m sie....nach...her mit!", keuchte sie und begann lautstark zu husten. "Hey hey...ganz ruhig. Versuch jetzt einfach so gut es geht, nicht mehr zu sprechen!" Das Husten wurde weniger. Danach nickte sie, um auf meine Aussage zu antworten. 

Ich hielt sie die ganze Zeit erfolgreich wach. Irgendwie hatte ich es mit ihrer kleinen Mithilfe geschafft, ihr ein T-shirt über zu ziehen. Plötzlich konnte ich laut und deutlich ein Auto draußen auf der Straße hören. 

Sind das Tooru und Iwazumi? Hoffentlich. Ich weiß immer noch nicht, was ich sonst tun soll. Ich hörte das Zuschlagen einer Autotür im nächsten Moment. Kurz darauf ein erneutes Zuschlagen. Ein Stimme ertönte. Ich konnte sie aber nicht zuordnen, dafür war sie zu weit weg. Plötzlich ging die Haustüre auf. Ich sah ruckartig zu Yuuki. Sie sah mich an. Ihr Blick war voller Angst. "TOBIO?" Ich erkannte die Stimme sofort. Es war Tooru. "OBEN!", rief ich. Sie liefen die Treppe nach oben. Das Krachen des Holzbodens, während sie darüber liefen, es wurde immer und immer lauter. Yuuki sah mich nur an. Ich sah zwischen ihr und der Tür hin und her. Plötzlich stand Tooru im Türrahmen. Sein Blick, als er Yuuki sah. Er war so unfassbar schlimm. Es zerriss mich. Der Blick, er war voller Sorge, Angst, Wut und Panik. Ich hatte Tooru schon oft am Boden zerstört gesehen, doch das, das war eine ganze andere Nummer.

Tooru stand regunglos immer noch im Türrahmen. Er begann seine kleinere Schwester zu mustern. Das Zittern seiner Hände war nicht zu übersehen. Er kämpfte gerade sehr mit sich. 

Pov Tooru

Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Als ich nach dem Anruf aufgelegt hatte, habe ich mir viele schlimme Bilder im Kopf zusammengereimt, auch bezüglich Yuukis Aussehen. Aber das übersteigt alles. Sie...sie....ich kann es nicht beschreiben...es fühlt sich an wie ein tiefer, breiter Stich ins Herz. Alles in mir zieht sich ruckartig zusammen. Mein Herz rast wie wild. Meine Augen füllen sich mit Tränen. So etwas schlimmes habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Yuuki...sie....sie.....DIESER SCHEIß BASTARD! WAS HAT ER GETAN? Mein kleine Schwester.

 "Yuuki!", sagte ich und lief, die paar Schritte auf sie zu. Regungslos lag sie auf Kageyamas Schoß. Es sah aus, als wäre sie tot. Doch ihre Augen waren geöffnet. In Zeitlupe drehte sie ihren Kopf in meine Richtung. "Habt...habt ihr einen Krankenwagen gerufen?", fragte Tobio. "Nein, wir sind mit dem Taxi hier her gefahren und der Fahrer wartet unten. Wir werden sie ins Krankenhaus bringen.", erklärte Iwazumi. "Okay...!" "Tobio du kommst bitte mit, ja?!", sagte ich. "Natürlich Tooru. Ich komme mit.", ließ seine Antwort nicht lange auf sich warten. "T..oo...ru!", sagte Yuuki. Ich sah sie an. Yuuki lächelte mich trotz der vielen Tränen in den Augen an. Mein Herz zerbrach gerade in unzählige tausend Scherben. Es tat so unfassbar weh, sie so zu sehen. So übel zugerichtet, so unfassbar schwach und zerbrechlich. "Hey Yuuki!", antwortete ich ihr. Sie sah mich an. "Wir bringen dich jetzt ins Krankenhaus." Sie nickte und sah zwischen mir und Iwa-chan hin und her. "Meinst du es klappt, das ich dich ins Auto trage?", fragte ich sie. Sie nickte wieder. Wahrscheinlich ist sie einfach nur froh, das wir alle gerade da sind. Sie ist nicht alleine. 

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1488 words

> 27. / 28. August 2023 

> Einschub bzw. komplett neues Kapitel

> publ. 28. August 2023

𝚃𝚑𝚎 𝙽𝚎𝚠 𝚂𝚝𝚊𝚛 ||𝚂𝚊𝚝𝚘𝚛𝚒 𝚃𝚎𝚗𝚍𝚘𝚞 𝙵𝙵Where stories live. Discover now