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Der Weg zum Park verlief ohne Probleme für Hyunjin. Er freute sich auf einen schönen Nachmittag mit Felix. Die Sonne schien warm über ihre Köpfe, tauchte ihre Umgebung in ein wunderschönes Frühlingstag wie aus dem Bilderbuch. Hyunjin reckte sein Kopf in die Höhe, um so näher bei den Sonnenstrahlen zu sein, die seine Haut aufwärmten. „Heute ist ein wirklich schöner Tag, oder?", fragte er seinen Freund, der seit einer Weile nichts mehr gesagt hatte. Sonst war Felix die Plaudertasche schlecht hin. Er verwickelte Hyunjin in einfache Gespräche über alles mögliche. Im Moment schwieg er, war in Gedanken versunken. „Alles okay?", erwiderte Hyunjin. Auch darauf antworte Felix nicht. Lediglich wurde sein Griff um seinen Oberarm fester, er zitterte. Irgendwas stimmte mit ihm nicht. Er würde wegen einen schönen Tag nicht so zittern, wie er es jetzt tat. „Was ist los. Du kannst es mir ruhig sagen."

„Schlimme Erinnerungen sind wieder hochgekommen und sie schneiden mir immer noch ins Herz, Jinnie. Wieso sehe ich sie so gestochen scharf, während unsere schönen Momente langsam verblassen?", fragte er mit bebender Stimme. Das hatte sich Hyunjin auch schon gefragt. „Egal wie alt die Erinnerungen sind, sie sind noch da. Sie sind einfach da und gehen nicht weg. Ich erinnere mich an Sachen, die sind vor fast zehn Jahren passiert. Ich erinnere mich an Sachen, von denen ich dachte, dass sie mir nicht mehr weh tun, doch tief im Inneren schmerzen sie immer noch. Jinnie, ich hab solche Panik, ich stehe unter Panik und ich kann nicht damit aufhören." Hyunjin verstand es so gut. So gut, wie schlimm die Erinnerungen waren. Er hatte Jahre versucht damit klar zu kommen. Die Erinnerungen wollten ihn aber nicht gehen lassen. Sie wollten ihn niemals in Ruhe lassen. Egal wie viele Jahre vergehen und wie viele neue Eindrücke er vom Leben bekam, Hyunjin war immer noch in der Vergangenheit und so lange die Erinnerungen am Leben waren, würden sie im das Leben zur Hölle machen.

„Lixie, die Erinnerungen können dir nie wieder weh tun. Sie sind vorbei." Hyunjin versuchte positiv zu klingen, um Felix zu trösten, doch er wollte sich nichts vormachen. Felix Erinnerungen waren seine und er wusste wie schlimm sie waren. Es gab keine Möglichkeit zu Trösten, denn jedes Mal würden sie ihn erinnern, was passiert war. Egal wie sehr er versuchte Felix aufzuheitern. Noch immer steckte die Depression in ihm und erinnerte ihn, dass er aufhören sollte zu lügen. Er sollte ihm die Wahrheit sagen.

Dass sie ihm für den Rest seines Lebens weh tun werden.

Felix bekam die Ausschüttung der verschiedenen Hormone mit, die aus Hyunjins Körper wie klebriger Teer trieften. Er musste ihm helfen seine Depression zu heilen. Allerdings nicht jetzt. Jetzt musste er erstmal mit diesen schneidenden Erinnerungen klar kommen. Für Hyunjin zwang er sich zu lächeln. Hyunjin durfte nicht weiter Opfer seiner Depression sein. Sie mussten doch noch Kapitel 4 schreiben und weitere schöne Erinnerungen erschaffen. Schutzsuchend nestelte Felix an seinem neu erworbenen Armband, in dem so viel Liebe und Zuneigung eingewoben war. Er stellte sich vor, dass in dem Goldherzanhänger Hyunjins gebündelte Liebe steckte. Felix fühlte sich gleich besser. Er rief die Erinnerungen mit Hyunjin wieder ab, auch wenn sie so blass waren, sie waren allerdings da.

Sie kamen im Park an und Hyunjin wollte schon nach einem schönen Platz suchen, wo sie sich hinsetzen konnten, doch Felix wollte die Gegend erkunden. Er musste dieser Dunkelheit die Stirn bieten. Er war hoffnungslos, doch nicht ganz verloren. In ihm schlummerte der Wunsch etwas aus seinem Leben zu machen, eine bittersüße Sehnsucht, die ihn antrieb Hyunjins Hand zu nehmen und ihn anzugrinsen, wie er es früher getan hatte, als er Hyunjins Erinnerungen noch nicht durchleben musste.  „Komm mit. Wir können später auch noch Picknicken. Weißt du was lustig wäre? Im Gras zu laufen!" Felix zitterte so heftig, weil er seine Gedanken so sehr versuchte wieder zurück zu gelangen, er wollte die jetzige Erinnerungen wie Hyunjins, warme Hand nehmen und sie nicht los lassen.

Lachend rannte er durch das hohe Gras und zog Hyunjin mit sich. Das hohe Gras kitzelten seine nackten Knie. Ende März stellte sich dieses Jahr als erstaunlich warm heraus. Felix sah die verschiedenen Blumen um sich herum, die erst eine Farbe bekamen, weil Hyunjin da war. Genau. Hyunjin war seine Rettung wie er seine war. Sie brauchten sich gegenseitig.

Sie rannten bis zum Ende des Parks, was sich als Schrottplatz herausstellte. Hinter den hohen Maschendrahtzaun wuchs das lange Gras weiter, bis zu einem silbernen, alten Auto, was seine beste Tage hinter sich hatten. „Jinnie, ich hab eine Idee!", rief Felix begeistert. „Wie wäre, wenn wir uns auf die Haube des Autos liegen? Das wäre sicher interessant." Hyunjins schaute auf das Auto im abgesperrten Gebiet. Was Felix vor hatte war illegal. "Wir können da nicht einfach so rein." Auch wenn es verboten war, spürte er Adrenalin in seine Adern fließen, sein Herz sehnte sich nach einem Abenteuer. „Doch, können wir. Es ist ganz einfach." Felix lief mit ihm zum Eingang, der durch ein rostiges Tor verschlossen war, welches nachgab, in dem es Felix mit einem festen Kick bearbeitete. Geräuschvoll gab es nach und öffnete sich ein Spalt. Bevor sie hineinschlichen, schaute sich Felix um und zog Hyunjin mit sich. Es war aufregend etwas Verbotenes zu machen. „Das hier ist definitiv Kapitel 4!", meinte Felix.

Da der Schrottplatz nicht so groß war, fanden sie das Auto schnell. Vorsichtig legte der blauhaarige Junge seine flache Hand auf den Kotflügel. Die Sonne hatte es ein wenig aufgewärmt. Nicht zu heiß, um sich zu verbrennen. Freudig kletterte Felix auf den Kotflügel und setzte sich dann hin. Hyunjin sah dass Ganze misstrauisch. „Und wenn es uns beide nicht hält?"

„Na, das werden wir nur herausfinden, wenn wir es versuchen. Komm hoch!" Felix streckte seine Hand aus und zog Hyunjin zu sich hoch. Das Auto ächzte unter ihrem Gewicht und rumpelte ein bisschen, doch sonst war es sicher. Felix legte sich hin, den Kopf auf seine verkreuzten Arme gebettet und schaute auf die Wolken, die sich über ihre Köpfe hinweg bewegten. Wie Felix legte Hyunjin sich an, sodass sie ihre Körper sich aneinander schmiegten. „Jinnie, die Wolke da sieht aus wie eine Katze!" Mit der linken Arm deutete er auf eine geformte Wolke, dabei rutschte sein neues Armband von der Schwerkraft angezogen nach unten. Felix betrachtete es voller Liebe.

„Jetzt wo du es sagst. Ja, stimmt. Und die daneben sieht aus...hm...wie ein Delfin, der gerade angelt." Felix versuchte die Figur herauszusehen und musste lachen. „Jinnie, ich kann nichts erkennen." Hyunjin drehte den Kopf und sah Felix an, der in die Wolken sah. Er beugte sich zu ihm und küsste ihn.

Kiddos, ich uploade die Story jetzt fertig :) 

My friend is a sponge (Hyunlix FF)Where stories live. Discover now