#13

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Mitten in der Nacht wurde Hyunjin durch Felix aufgeweckt. Als würde sein Körper nur Schlaf vortäuschen und den Verlust von Felix Körper merken. Kälte strömte trotz der warmen Decke um seine Brust. Hyunjin fand keine Antwort auf Felix plötzlichen Aufstehen, deswegen wurde seine Neugierde geweckt. Durch seine leicht geöffneten Lider erkannte er Felix Schemen, wie er von der Matratze aufstand und der letzten Rest seinerseits mit sich nahm. Nun lag Hyunjin alleine im Bett. Er wollte wissen, was Felix jetzt tat, er musste es herausfinden, denn seine Sorge war groß. Zu schlimm waren die Erinnerung an sein letztes seltsames Verhalten gewesen. Hyunjin wollte nicht wieder sehen müssen, wie er seine Haut aufschlitzte.

Felix drehte seinen Kopf zu ihm. Auf seinem Gesicht eine unleserliche Miene. Sah er etwa, dass er auf war und überlegte, ob es wieder besser war sich hinzulegen und seine Tat doch nicht auszuführen? Wohl nicht, denn so schnell er Felix Gesicht sah, so schnell drehte er sich um und stand auf. Hyunjin hörte ihn durch sein Zimmer laufen, bis er die Quelle der Geräusche an Felix Schreibtisch wahrnahm. Seine Silhouette war in die Ferne gerückt, doch deutlich noch sichtbar. Er sah, wie sein Freund ein großes Messer aus der ersten Schublade holte. Hyunjin riss die Augen auf. Was hatte er verdammt nochmal vor damit? Felix umschlang den schwarzen Griff des Messers und hielt die Spitze des Messers in die Höhle, bevor es in Richtung seines Herzen drehte. Wollte er sich etwa das Herz mit dem Messer durchstoßen? Nein, das konnte er nicht zulassen! Panisch riss er die Decke von sich weg, um so schnell wie möglich zu Felix zu gelangen. „Bitte mach das nicht!", rief Hyunjin entsetzt, doch seine Worte kamen zu spät.

Felix holte aus, während Hyunjins Körper sich gegen den grausamen Anblick schützte, indem er seine Augen für ihn schloss, bevor zusehen musste, wie Felix das Messer in seine Brust rammte. Ein glitschiges Geräusch erfüllte die Luft. Seine Knie gaben nach und er kam polternd auf den Boden auf. Ein Klirren des Messers folgte. Wenn Blut Geräusche machen könnte, dann würde Hyunjin hören wie es glitschig über den Fußboden lief. „Jinnie!", vernahm er Felix Stimme, kurz bevor sich zwei, warme Arme mit einem noch wärmeren, nassen Fleck an seiner Brust sich um ihn legten. „Alles okay?", fragte Felix besorgt und legte seine flache Hand auf Hyunjins bebenden Körper. Hyunjin versuchte so verzweifelt in den braunen Galaxien von Felix Augen zu verschwinden, doch er spürte Felix, warmes Blut auf seiner Brust. Das warme Rot sog sich in sein Shirt ein. „Nein! Wieso hast du das gemacht? Willst du dich etwa umbringen?"

„Nein, Jinnie. Du weißt doch, dass ich mich nicht so leicht umbringen kann. Ich hab damit deine Sozialphobie geheilt, in dem ich sie in ein kleines Stück von meinem Herzen eingesperrt habe." Zitternd drückte Hyunjin seinen Freund an seine Brust. „Lixie...bitte hör auf damit. Ich kann nicht sehen, wenn du wegen mir leidest. Ich bekomme das hin...aber bitte mach das nicht...einfach einen Teil von deinen Herzen wegen mir zu zerstören." Wenn Felix nur könnte, würde er seine grausige Heilungsmethode nicht weiter ausführen und einfach sich nur in Hyunjins Arme verlieren. Er würde nicht diesen schlimmen Schmerz in seinem Herzen spüren, nicht das austretende Blut. Vor allem aber nicht, diese kalte, schreckliche Kälte der Sozialphobie. Sie verästelte sich in dem Teil seines Herzen, den er für ihn geopfert hatte, bis der Teil vollkommen mit Hyunjins Sozialphobie bedeckt war. Ab jetzt würde Hyunjin keine Angst mehr spüren, wenn er mit Menschen sprach. Dafür hatte er ihn gesorgt. Ein Schritt weiter für Hyunjins Heilung, ein Stück tiefer in das schwarze Loch, in den er sich selber gestürzt hatte.

„Es ist okay, Jinnie. Dir geht es jetzt besser."

„Während es dir schlechter gehen wird! Weißt du wie schrecklich Sozialphobie ist? Kannst du das nicht rückgängig machen? Ich will nicht, dass du wegen mir so leiden musst." Rückgängig machen konnte er es allerdings nicht machen. Es gab keinen Weg zurück. Hyunjins Sozialphobie hatte einen neues Zuhause gefunden.

„Nein und das ist okay. Versuch doch morgen ein bisschen mit den Menschen zu reden. Du wirst sehen, dass es jetzt leichter für dich ist." Doch Hyunjin wollte nichts davon wissen, während er seinen Freund nur fest hielt und spürte, wie das Blut an seiner Brust zu trocknen begann. Er wollte nicht sehen, wie sein Freund so etwas Schreckliches für ihn tat. „Ich brauche das nicht. Ich brauche nur dich."

„Und doch letztendlich verdienst du es glücklich zu sein."

Felix löste sich von Hyunjin und ging zu seinem Schrank, um sich ein sauberes Shirt rauszuholen, während seine Stichwunde zu Bluten aufgehört hatte. Der Schnitt wird schnell heilen und ihn nicht umbringen. Hyunjin musste sich also nicht so große Sorgen um ihn machen. Alles was man später sehen wird, war eine Narbe.

Mit einem sauberen Shirt lief er ins Badezimmer um sich zu säubern und seine verletzte Brust zu bandagieren. Die ganze Zeit über kniete Hyunjin bebend auf den Boden, unfähig sich zu regen. Felix nahm seine Hand und zog ihn zu sich nach oben. Das führte dazu, dass Hyunjin die Arme um ihn legte. „Und du auch, Lixie. Du verdienst es auch. Aber wie soll das funktionieren, wenn du dich so opferst?"

Felix küsste ihn sanft auf das Haar und zog ihn zu sich ins Bett. „Gute Nacht, Jinnie." Er zog Hyunjin an sich und legte die Arme um ihn. „Vergiss am besten, was du gesehen hast." Eine Untertreibung, denn er selber spürte den rauen Verband an seiner nackten Brust reiben, die Stichwunde, die gleichmäßig zu seinem Herzschlag pochte. Hyunjin konnte nicht einschlafen, seine Hand strich sanft über die Stelle wo Felix sich verletzt hatte. Irgendwo in seinem Herzen befand sich jetzt seine Sozialphobie und wird seinen Freund terrorisieren. Und wieder fragte er sich, wie das möglich war, wie Felix diesen gewaltigen Schmerz in sich aufnehmen konnte und es immer noch schaffte, ihn bis aufs Herz zu rühren. 

My friend is a sponge (Hyunlix FF)Where stories live. Discover now