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Dass Hyunjin nicht mehr an Sozialphobie litt, merkte er auf dem Weg zum Supermarkt. Da war keine Angst mehr in seinen Adern, die ihn erzählte, dass die Passanten ihn anstarrten und dann sich hinter seinen Rücken lästerten. Felix dagegen klammerte sich an ihn, die kleinen Händen so verzweifelt um seinen Oberarm gelegt. „Jinnie, hast du auch das Gefühl, als würde jeder über dich lustig machen und dich anstarren?", fragte Felix. Hyunjin, der befreit von dem Gefühl war, konnte sich allerdings nur noch daran erinnern. Er streichelte sanft Felix blaues Haar, um seinen Freund zu beruhigen und ihn zu versichern, dass das alles nur in seinem Kopf abspielte. Es lästerte niemand über ihn, weil die Passanten mit ihren eigenen Sachen beschäftigt waren.

Im Supermarkt fühlte sich Hyunjin sehr locker. Er half sogar einer älteren Frau, indem er eine Müslipackung vom obersten Regal holte und sie ihr lächelnd gab. „Sie sind wirklich nett!", meinte die ältere Frau höflich. „Wenn man so weit oben noch Sachen in die Regale stellt, dann müsste doch eine Leiter bereitstehen." Hyunjin fühlte sich entspannt, ein klein wenig aufgeregt, weil es das erste Gespräch mit einem fremden Mensch war, doch er genoss es irgendwie. Es war schön zu sehen, wie die alte Frau ihn anlächelte. „Da haben Sie recht! Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und ihren Freund auch!" Hyunjin verabschiedete sich von ihn und lächelte. Das war ein nettes Gespräch. Felix, der halb hinter ihm sich versteckt hatte, sah die Frau als Gegner, den er nicht bezwingen konnte. Er würde nicht einfach so auf jemanden zugehen und mit ihm oder ihr ein Gespräch beginnen können. Zu sehr hatte er Angst davor.

„Jinnie, wie kannst du einfach so ein Gespräch mit ihr beginnen?", fragte Felix ängstlich. „Das ist ziemlich leicht. Du musst nur deinen Mund aufmachen. Es fühlt sich toll an, wenn man keine Angst hat. Ich sehe den Supermarkt jetzt total anders. Niemand starrt mich mehr an." Früher als Sozialphobie noch seine Psyche regiert hatte, konnte er nicht durch einen Laden gehen ohne sich beobachtet zu fühlen. „Können wir einfach nur die Sachen einkaufen?"

Felix wollte sich in sein Zimmer verziehen, die Sozialphobie in ihm zwang ihn dazu sich in seine Schale zurückzuziehen und wegen allen möglichen Gesagten sich Gedanken zu machen und sich zu fragen, ob sein Auftreten okay war oder unmöglich. Hyunjin sah ihn und erinnerte sich an sein altes Ich, was so sehr litt. Wenn Felix jetzt an der Reihe war beschützt zu werden, dann lag es  an Hyunjin etwas dagegen zu unternehmen. Später. Gerade jetzt sollte er ihn lieber alleine lassen, da Felix gerade mit sozialen Interaktionen überfordert war. Selbst von seinem Freund. 

Hyunjin überlegte derweil, wie er Felix helfen konnte und er hatte eine Idee. Auf seiner Liste mit Dingen, die er mit einem Freund machen wollte, stand noch Picknick drauf. Er würde einen schönen Platz finden und ein neues Kapitel in ihrer Geschichte schreiben. Kapitel 4. Langsam wurden es immer mehr schöne Momente. Wenn das so war, dann wollte Hyunjin seinem Freund noch ein Schmuckstück schenken. Er wusste auch schon was. Dieses Mal wollte er etwas selber basteln. Ein Armband.

Später am Tag ging er in ein Bastelgeschäft und erkundigte sich nach verschiedenen Bastelartikel, mit den man Armbänder machen konnten. Mithilfe eines Mitarbeiter fand er ein paar schöne Bänder, mit dem er ein Stoffarmband erstellen konnte. Hyunjin entschied sich für Himmelblau und Rosa. Er kaufte auch einen Herzanhänger, den er miteinbringen wollte. Es gab sogar eine Anleitung, wie man ein Armband machte. Die ganze Nacht über bastelte Hyunjin am Armband und betrachtete das fertige Geschenk, als sie Sonne aufging. Es war wirklich schön geworden. Hoffentlich gefiel es Felix.

Er wartete noch ein paar Stunden, bis er sich sicher war, dass Felix auf war. Er klopfte sanft an die Tür und trat rein. Felix lag noch in seinem Bett, hatte allerdings die Augen offen. Alleine der Anblick von seinem süßen Freund mit dem verwuschelten, blauen Haaren, welcher so knuffig in der Decke lag, brachte ihn zum Lächeln. Wie gerne er einfach nur unter die warme Decke kriechen und seinen Freund umarmen wollte. „Morgen, Lixie", begrüßte Hyunjin Felix. Müde räkelte sich Felix in seinem Bett und lächelte ihn an. „Morgen, Jinnie. Lust dich neben mich zu liegen?" Felix wusste auch immer, was sich Hyunjin wünschte und deckte sich etwas auf, sodass Hyunjin seine Schlafkleidung erkennen konnte. Hyunjins Herz raste, obwohl sie schon eine Weile zusammen waren. Es fühlte sich immer noch aufregend an sich neben Felix ins Bett zu kuscheln und seine Wärme zu spüren. Hyunjin konnte nicht widerstehen und legte sich neben Felix hin. Lächelnd deckte ihn sein Freund zu. Er wurde von herrlicher Wärme und Felix Duft begrüßt. Er konnte jetzt die Augen schließen und eine Runde bei ihm schlafen. Wäre da nicht die kleine, weiße Tüte in seiner Hand.

„Lixie? Ich hab dir etwas gebastelt", meinte er und überreichte Felix das Geschenk. Felix holte das blau-rosa Armband mit dem goldenen Herzanhänger raus. Seine Augen glitzerten. „Hast du das etwa gemacht? Jinnie, das ist wunderschön! Wie macht man das um das Handgelenk?"

„Links oder rechts?"

„Rechts!"

Felix streckte seinen rechten Arm aus, wo Hyunjin das Armband anbrachte. „Ist es zu fest oder zu locker?" Felix bestaunte sein neues Geschenk. Hyuniin war so ein Schatz. „Es ist perfekt. Danke Jinnie." Um zu zeigen, wie sehr er diesen Moment auskostete, holte er das goldene H hervor, sodass er auf seine Brust lag. Felix trug nicht nur den Plastikring die ganze Zeit, sondern auch die Kette. Er beugte sich zu Hyunjin und küsste ihn zärtlich. Hyunjin legte die Arme um Felix und zog ihn zu sich heran, seine Wärme so einladend. „Lixie? Wollen wir Kapitel 4 schreiben? Was hältst du von einem Picknick mit ganz vielen leckeren Sachen?"

„Das wäre schön. Soll ich dir beim Planen helfen?" Dieses Mal wollte Hyunjin die ganze Arbeit machen. Hyunjin holte die alte Picknickdecke hervor und suchte nach einem schönen Park, in dem sie sich sitzen konnten. 

My friend is a sponge (Hyunlix FF)Where stories live. Discover now