Berlin - Teil 2

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Nach einem ausgewogenen Frühstück und einer noch ausgewogeneren Sexytime waren sie wieder zurück auf den Straßen. Je länger sie unterwegs waren, desto mehr erkannte Lukas seine Heimat wieder. Sein gleichzeitig so geliebtes und gehasstes Berlin.

„Ich hasse Berlin.”, murmelte Fred, als sie nach zahlreichen Stunden irgendwann endlich mal in der Hauptstadt angekommen waren.
„Wer nicht?”, entgegnete Lukas nachdenklich.
„Du anscheinend. Sonst würdest du nicht hier wohnen.”
„Es ist dasselbe wie in Frankfurt. Es gibt nur zwei Gründe, warum man hierher zieht; aus Selbsthass oder man ist Drogenabhängig. Das Konzept sollte dir bekannt sein.”
„Stimmt. Ich liebe Speed."

Lukas schüttelte grinsend den Kopf. Ja, er wusste mittlerweile selbst nicht mehr, warum er noch hier lebte. Klar, das zentrale ist für den Beruf immer sehr praktisch, aber diese Stadt nimmt einem entgegen vieler Aussagen jegliche Inspiration. Er hasste es schon lange. Und trotzdem wollte er irgendwie bleiben. Etwas ungreifbares hielt ihn in Berlin.

„Ich bin gerade an so nem Ding dran, wo ich für jede Stadt meiner nächsten Tour so nen kurzen Refrain schreibe. Für Berlin dachte ich an genau das. Irgendwie so: "10 Jahre in Berlin - ohne Kokain, ohne was zu zieh'n" oder so.”
„Das ist super. Du hast quasi Berlin besiegt.”, entgegnete Fred lachend.
„Das ist gut! Im Handschuhfach ist ein Notizblock, schreib das auf!”

Fred kicherte leise, vermutlich entweder weil er das von sich kannte oder weil Lukas tatsächlich noch von Hand Notizen schrieb. Doch für Lukas war das wichtig für den kreativen Prozess. Deshalb hatte er auch immer überall Zettel und Blöcke verteilt. Wenn etwas nicht sofort aufgeschrieben wurde, war es für immer weg. Oftmals hatten seine ehemaligen Partnerinnen sich beschwert, wenn er einfach mitten im Satz aufgehört hatte zu sprechen, nur um sich etwas zu notieren oder einem kreativen Gedanken nachzuhängen. Deshalb war Daten in der Musiker Szene immer schon einfacher gewesen. Diese verstanden sowas und brachten den Prozess teilweise noch selbst voran. Fred würde dies bestimmt auch tun. Denn Fred war perfekt. Zumindest in seinen Augen.

„Hast du für Frankfurt schon was im Kopf?”, fragte dieser, nachdem er den Satz aufgeschrieben und das Zeug wieder verstaut hatte.
„Noch nichts konkretes, aber irgendwas in die Richtung, dass ich nur Frankfurt ins Navi eingebe und ausversehen in Frankfurt Oder lande und deshalb versehentlich meinen Partner betrüge.”
„Witzig. Passiert mit ständig.”, Fred dachte kurz nach, „Also das mit dem Navi, nicht das andere.”
„Schon klar.”, Lukas lachte leise, „Klassiker.”

„Du musst für Hamburg was machen, was subtil auf die Nummer mit Tim anspielt. Was nur ihr beide versteht. Einfach nur um ihn abzufucken.”
Lukas dachte einen Moment nach und sang dann auf die Melodie eines beliebigen 80er Pop-Songs: „Hamburg. Ich hatte schonmal Sex in Hamburg, das werd ich dir nie vergessen Hamburg. Die Erinnerung sie lebt, um mein' Kindern zu erzähl'n; es ist immer wieder schön in Hamburg.”
„Hattest du schon, hattest du schon mal rumgevögelt im Norden? Hattest du schon, hattest du schon an ungewöhnlichen Orten? Ja, in Hamburg! Ich hatte schonmal Sex in Hamburg.”, improvisierte Fred weiter.

„Oh mein Gott, aufschreiben! Sofort!”
Fred wühlte im Handschuhfach herum und murmelte währenddessen: „Ich mag den Befehlston. Sehr sexy.”
Ein kurzer Blick zu Lukas bestätigte ihm, dass dieser lachen musste und dabei etwas rot wurde. Er machte auch dafür eine Notiz, während Lukas auf den Parkplatz der Waldbühne einbog und dem Security seinen Ausweis zeigte. Fred verstaute den Block wieder und Lukas parkte seinen Wagen neben ein Auto, das ihm bekannt vorkam, aber schon länger nicht mehr begegnet war.

„Visa Vie ist da.”, kommentierte er, auf das Auto deutend, „Ewig nicht mehr getroffen.”
„16bars Visa?”
„Genau die. Basti hat sie bestimmt eingeladen. Noch so ne Person bei der er plötzlich zum liebsten Menschen der Welt mutiert."
„Vielleicht ist es wirklich bei Frauen anders.”, Fred stieg aus, ging ums Auto herum und half Lukas beim Aussteigen. Diese Situation nutzte Lukas direkt, um seine Hände zu greifen und ihn ans Auto zu drücken.

Goldener Schluss? Von wegen!Where stories live. Discover now