Goldener Schluss? Von wegen!

Köln

Mit gesenktem Kopf schlich Lukas in den Backstage des Tanzbrunnen. Er wollte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich ziehen, was ihm eher so mäßig gelang, denn er trat direkt am Eingang auf eine leere Bierdose, was ein lautes Geräusch erzeugte.
Direkt drehten sich mehrere Köpfe zu ihm. Er stand da wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Und er kam sich auch so vor.

Er sah zu Basti, der hämisch grinste, Timi, der schnell wegguckte und Sudden, der ihn mitleidig ansah. Sudden wusste, was vor zwei Wochen in Hamburg passiert war. Er hatte ihn später gefragt, wo er mit Timi hingegangen war und da Lukas sowieso nichts mehr zu verlieren hatte, hatte er ihm davon erzählt. Und Basti schien das ganze wohl von der anderen Seite mitbekommen zu haben. Na super.

„Unser Quotenhomo ist auch mal da. Fehlen nur noch Igor und die Vorbands”, meinte Basti immer noch fies grinsend, „Na, von wem lässt du dich heute durchnehmen du Flittchen?”
„Ich weiß ja nicht was Herr Hendrix dir erzählt hat”, Lukas kickte die Bierdose in Timis Richtung, „Aber er war es, der sich hart hat durchnehmen lassen.”

Er grinste provokant. Heute war er auf Krawall gebürstet. Schon am Morgen hatte er sich mit seinem Versicherungsvertreter und mit Sido gestritten, also könnte es doch glatt so weiter gehen. Denn er hatte verdammt schlechte Laune. Und wenn er schon nicht in Ruhe gelassen werden konnte, dann sollte es auch richtig knallen.

„Bist du noch ganz dicht?”, fragte Timi empört, „Warum erzählst du das hier vor allen?!”
„Warum fragst du das nicht Basti? Er hat damit angefangen. Und du hast es ihm erzählt. Also was erwartest du? Dass ich euren Scheiß still hinnehme, wie auf der letzten Tour?”

Basti stand auf und baute sich vor Lukas auf. Dass er ihm trotzdem nur bis zur Brust ging, machte die Situation irgendwie absurd. Trotzdem hatte Lukas noch immer Respekt vor ihm. Wäre nicht das erste Mal, dass er ihm gegenüber Handgreiflich geworden war.
„Spiel dich nicht so auf Strobel!”, knurrte er angepisst.
„Würd ich nicht, wenn du mich mal in Ruhe lassen würdest. Ihr tut immer so, als wäre die Trennung zu 100% meine Schuld. Aber das ist sie nicht und das weißt du auch, Sebastian. Ist doch klar, dass ich irgendwann nicht mehr kann, wenn ihr immer so ne scheiße bringt. Alter, du hättest mich schon viel früher verprügelt.”

„Also, da muss ich ihm Recht geben.”, gab Sudden seinen Senf dazu, „Eigentlich hat er das viel zu lange mitgemacht. Und es ist wirklich nicht verwerflich, dass er dann irgendwann austickt.”
„Ruhe auf den billigen Plätzen. Wenn du seine Eier lutschen willst, dann geht aufs Klo dafür. Mit dir hab ich eh noch ein Hühnchen zu rupfen, Steven!”
„Du solltest erstmal deine Homophobie in den Griff kriegen. Sonst müssen wir wieder die nette Dame vom letzten Mal holen.”
„Oh Jenna wollte eh morgen nach Berlin kommen, trifft sich gut.”, kommentierte Lukas grinsend.

Dabei konnte er genauestens in Bastis Gesicht sehen, dass das der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Doch dieses Mal war er vorbereitet. Er wich knapp seinem Schlag aus und warf direkt die Faust zurück. Sein ehemaliger Labelboss schien nicht ganz so darauf gefasst zu sein, denn er bekam sie ungeschützt auf die Nase. Fassungslos sah Basti ihn an. Und da war er wieder, der Pitbull Blick… also der Hund, nicht der Rapper.

„Lukas. Lauf.”, knurrte er und hatte dabei dieses wütende Zucken im Auge, was man immer zu sehen bekam, bevor es furchtbar eskalierte. Doch Lukas dachte nicht daran, wegzulaufen. Nicht heute. Er holte zum nächsten Schlag aus.

Schwarz.

Wenige Minuten später wachte Lukas mit einem komischen Piepen im Ohr auf dem dreckigen Boden auf. Er machte vorsichtig ein Auge auf, das andere klemmte irgendwie.
Um ihn herum standen ihre Liveband und zwei langhaarige Typen, die ihm nur flüchtig bekannt vorkamen. Sein Kopf lag wohl in Suddens Schoß und dieser streichelte ihm sanft durch die Haare.
Er sagte irgendwas, aber Lukas konnte es nicht genau verstehen. Dann hatte er vier Finger vor dem Gesicht.