Tag 6 (POV Elisabeth)

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Dank Vanessas Geburtstagsfeier gestern war uns nicht langweilig gewesen und heute sollte es zum Glück auch so werden.

Heute gingen wir nämlich mal eine andere Route mit Ginger, einen Feldweg entlang und etwas außerhalb von Grünwald. Und dann erblickten wir ihn, den interessantesten Bolzplatz, den wir je gesehen hatten. Um ihn herum war ein Bretterzaun und auf dem Platz standen logischerweise zwei sich gegenüberliegende Tore, aber auch ein Wohnwagen und ein Kiosk. Über dem Eingang hing ein Schild, auf welchem groß "Teufelstopf" zu lesen war.
Aha, das war er also, der Teufelstopf, um den die Kerle wohl spielen mussten.

Im Teufelstopf konnte man nun auch ihre Gegner erkennen: sieben Jungs, die definitiv älter waren als wir. Zwei waren ziemlich dick und der Rest sah auch komisch aus; einer hatte sehr lange Arme, ein anderer war kleiner als die anderen und hatte irgendwas im Gesicht. Und irgendeiner war wohl der Dicke Michi.

"Das sind also die dicken Michis", stellte ich fest und schaute ihnen dabei zu, wie sie sich gegenseitig anschrien.

"Nein, so heißt nur ihr Anführer. Das sind die Unbesiegbaren Sieger", ertönte da eine Stimme hinter uns und wir drehten uns um. Es war Joschka und ein rothaariger Junger, welcher uns anscheinend aufgeklärt hatte.

"Joschka?", fragte Tess verwirrt und sah ihn an. Joschka war, obwohl er und Tess gleichalt schienen, sichtlich kleiner als sie.

"Was macht ihr denn hier?", fragte nun auch Joschka, sah dann aber den Jungen neben sich an, "Äh, Raban, ich hab die mal auf der Straße getroffen, zusammen mit Juli. Die sind neu hier, äh, die heißen-"

"Elisabeth und Tess", stellte ich uns vor. "Und um deine Frage zu beantworten: wir gehen spazieren. Und ihr? Ihr habt ja auch solche komischen Westen an wie die Fische da unten."

"Wir gehören zu ihnen, wir sind Unbesiegbare Sieger", sagte Raban, mehr oder weniger stolz und sah auch etwas besorgt aus.

"Hä? Aber sind das nicht die Gegner von Julis Mannschaft?", Tess war komplett verwirrt und Joschka antwortete ihr vorsichtig: "Naja, Leon hat uns rausgeschmissen, weil wir nicht gut genug sind, und da sind wir eben zu denen gegangen."

"Boah, Leon dieser Fisch", regte ich mich auf. "Wir haben die anderen auch schonmal getroffen und Leon ist echt eine andere Liga von Unfreundlichkeit. Aber vielleicht wollt ihr es euch ja nochmal überlegen. Wir sehen uns bestimmt nochmal, tschau."

Wir machten uns auf den Rückweg, da heute Tim mit seinen Söhnen vorbeikommen wollte und Papa bestimmt schon fleißig am grillen war.

Als es abends dann an der Tür klingelte, öffnete ich die Tür und staunte nicht schlecht: dort stand Tim, zusammen mit Leon und Marlon.
Aha, die beiden waren also Brüder und dazu noch Tims Söhne.

"Dein Ernst?", fragte Leon genervt und auch Marlon schaute alles andere als begeistert, doch ich bat die drei erstmal hinein und führte sie in den Garten. Dort stand auch Tess und feixte, als sie Leons genervtes Gesicht sah. "Na wer hätte das denn gedacht? Zwei wilde Kerle in unserem Garten und es sind ausgerechnet der 'große' Anführer und die Feuerlocke persönlich", sagte sie und lachte über die Gesichter der beiden.

Papa sah planlos zwischen uns hin und her und machte dann eine super Feststellung: "Aha, ihr kennt euch also? Ist ja super, also ich bin der Torben und das ist die Marlene, der Hund ist Ginger und die Esel dort hinten sind Elvis und Marshall. Setzt euch am besten an den Tisch, es gibt Steaks und Bratwurst mit Ofenbaguette und Brot."

Also aßen wir alle und die Erwachsenen unterhielten sich angeregt miteinander. Leon zog weiterhin ein langes Gesicht und schien zu schmollen. Marlon aber schien sich zu überwinden und begann ein Gespräch mit uns: "Wie alt seid ihr denn überhaupt?"

"Acht und die ist neun", sagte Tess und deutete auf mich, "und ihr?"

"Ich bin zehn und Leon ist neun", antwortete Marlon und Leon warf ihm einen giftigen Blick zu und meckerte: "Kacke verdammte, Marlon, sei doch still, dann ist es schneller vorbei."

Meine Schwester lachte ihn direkt aus und ich sagte nur: "Träum' weiter, Leon. Papa ist einer der kontaktfreudigsten Menschen der Welt und deswegen wird das heute ein langer Abend. Also, ich bin dran mit fragen: wie lange gibt es eure Mannschaft schon?"

Am Ende führten doch ein menschliches Gespräch miteinander und gegen 23 Uhr verabschiedeten sich die drei und sogar Leon sah nicht mehr aus, als würde man ihn gleich zum Galgen führen, sondern nurnoch so, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Das war ein echter Fortschritt.

Beim Abräumen lästerte Tess noch über Leon ab und wir lachten über sein Gesicht den Abend über, jedoch waren wir uns auch sicher, dass wir vier uns alle jetzt gegenseitig zumindest ein bisschen mehr leiden konnten. Zumindest ein kleines bisschen.


 

Spaziergang mit Folgen | DWK-FanfictionWhere stories live. Discover now