Tag 1 (POV Elisabeth)

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Nachdem der Junge das geschrien hatte, war er auch schon davongedüst.

"Was'n das für einer?", fragte meine Schwester verwirrt.
"Keine Ahnung, aber das war komisch", entgegnete ich und wir gingen weiter nach Hause, dachten wir jedenfalls.

Nach fünf Minuten stellten wir aber fest, dass wir falsch waren, jedenfalls hatten wir die Häuser auf dieser Straße auf dem Hinweg noch nicht gesehen. Planlos liefen wir noch weitere Minuten rum, bis Tess keine Lust mehr hatte und sich auf den Bordstein setzte. Ginger war auch keine Hilfe, die war viel zu aufgeregt wegen der neuen Umgebung.

Wieso mussten wir uns an unserem ersten richtigen Tag hier verlaufen?
Wir waren solche Fische, sowas passierte auch echt nur uns.

Da kamen auf einmal noch zwei Jungs angefahren, auf einem Fahrrad mit Beiwagen. Als sie uns sahen, hielt der Fahrer ruckartig an, sodass der kleinere der beiden im Beiwagen fast rausfiel.

"Ey Juli, was soll das denn?", nörgelte der Beiwagenmitfahrer rum und funkelte den größeren der beiden böse an. Tess lachte, aber ich stieß sie an, damit sie aufhörte. Die beiden waren immerhin eine Hoffnung für uns, heute doch noch anzukommen. Sie versuchte, es zu unterdrücken, scheiterte aber kläglich.

Der Junge, der das Fahrrad fuhr, stieg nun ab und stellte sich vor: "Hallo, ich bin Juli und das da ist mein kleiner Bruder Joschka. Ihr seht ganz schön verloren aus, braucht ihr irgendwie Hilfe?"

Tess holte schon Luft, um ihm zu antworten, da krähte Joschka: "Mensch Juli, das sind Mädchen! Ist denen ihr Problem, ob sie verloren sind oder nicht, wir helfen ihnen nicht. Wir helfen keinen Mädchen."

"Halt die Klappe, du Zwerg!", antwortete meine Schwester ihm und sah ihn genauso böse an, wie er uns. Ich wandte mich unterdessen an Juli, er hatte uns immerhin seine Hilfe angeboten: "Wir bräuchten echt Hilfe, wir haben uns nämlich verlaufen und wollen wieder zurück nach Hause. Könnt ihr uns so ungefähr sagen, wo es zu dem großen, alten Hof geht?"

"Klar, also ihr geht einfach die Straße hier ein Stück zurück, bis ihr an einer Kreuzung zum Fasanengarten ankommt. Die Straße geht ihr dann ein Stück, biegt dann links ab und dann müsste man den Hof schon erkennen können", beschrieb Juli den Weg, als wäre es das einfachste der Welt.
Na toll, das war bestimmt auch einer, der in seiner Freizeit wandern geht. Aber er war netter als Joschka.

Ich bedankte mich und Juli stieg auf, um weiterzufahren. Joschka musste natürlich noch seinen Senf dazugeben und rief uns zu: "Tschö mit Ö, hoffentlich sehen wir uns nie wieder!"
"Tschüss", sagten Tess, Juli und ich gleichzeitig zueinander und die Jungs fuhren davon.

Wir gingen den von Juli beschriebenen Weg und kamen nach einer Viertelstunde tatsächlich an unserem Hof an und gingen nach dem Essen direkt ins Bett. Dieser unnötig lange Spaziergang war nämlich verflixt anstrengend gewesen und hätten wir die zwei Brüder nicht getroffen, würden wir wahrscheinlich immernoch im Nirgendwo auf dem Asphalt hocken. 

Spaziergang mit Folgen | DWK-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt