Verbundenheit

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Die Lichter der Stadt liegen vor mir und erleuchten meinen Weg. Langsam wird der Tag von der Nacht abgelöst, obwohl es noch nicht spät ist. Mein Atem bildet kleine Wölkchen, die für eine kurze Zeit sichtbar sind, bevor sie mit der Umgebung verschmelzen. Und doch haben sie sich nicht einfach in Luft aufgelöst.

Ab und an fährt ein Auto mit brummendem Motor oder lauter Musik vorbei, doch ich laufe den Gehweg entlang. Denn es hilft mir, alles um mich herum bewusster wahrzunehmen und über etwas nachzudenken.

Jeder Mensch, der hier unterwegs ist, hat ein Ziel. Egal, ob es das Pärchen mit dem Hund dort hinten im Schein der Laternen ist, oder die Autos hier am der Kreuzung, die auf grün warten. Sie alle treibt etwas voran. Und am Liebsten würden sie es ohne Umschweife erreichen, doch es gibt immer wieder Hindernisse, die sie aufhalten.

Jemand hupt. Als ob das die Ampel dazu bewegen könnte, schneller umzuschalten. Ein anderer hupt ebenfalls. Die Geräusche dringen in meine Ohren und ich schüttle innerlich den Kopf über dieses Verhalten. Der Hund fängt an zu bellen.

Ich nutze die Gelegenheit und setze meinen Weg über die Straße fort. Dabei versenke ich meine Hände in den Taschen meiner Jacke, denn langsam werden sie kalt.

Hier auf der anderen Seite befindet sich ein Stadtpark. Eine kleine Oase, ein Ort der Ruhe, die tagsüber von vielen Menschen aufgesucht wird. Bald wird es hier einen Weihnachtsmarkt geben. Doch so weit sind wir noch nicht auf unserem Weg. Noch hat die Erde diese Position nicht erreicht, in der es wirklich Winter ist.

Das Pärchen mit einem kleinen Hund kreuzt meinen Weg. Der Mann überragt die Frau um einen ganzen Kopf. Doch sind beide im Gleichschritt, weswegen es sich so anhört, wenn ich nun auf das Knirschen der kleinen Steinchen achte, als würde bloß eine Person näherkommen.

Haben wir uns vielleicht schon einmal gesehen? Mir kommen sie nicht bekannt vor, aber wer weiß?
Vielleicht sind wir schon einmal aneinander vorbeigelaufen. Vielleicht war es genau hier, vielleicht an einem anderen Ort. Oder zu einer ganz anderen Zeit.

Denn was verbindet mich mit diesem Hund, der nun links am Wegesrand stehen geblieben ist und auf dem Boden schnüffelt?

Die beiden setzen sich auf die grüne Parkbank. Was ist es, das uns alle verbindet?

Ich laufe weiter durch den Park, grüne Wiese links und rechts von mir. Rechts befindet sich ein kleiner Bach, der seinen Weg unaufhaltsam fortsetzt. Das Licht der Laternen spiegelt sich schwach auf dem Wasser und verleiht ihm einen Glanz, der fast übernatürlich anmutet.

Doch das Licht in seinen verschiedenen Farben, entsteht nur dadurch, welche Anteile des Lichts geschluckt werden und welche nicht.

Schlussendlich besteht alles und jeder aus Molekülen.

Ich bin auf dem Weg zu meinen Freunden. Vielleicht waren wir einmal dasselbe Etwas?

Auf den ersten Blick habe ich mit allem in meiner Umgebung nicht viel gemeinsam.

Doch es sind die kleinen Dinge, auf die man achten muss.

NoëmaWhere stories live. Discover now